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  • Die Geschichte einer Zeitung

    Aus student! wird luhze – doch was steckt hinter diesem Hochschulblatt? Wir haben unsere eigene Historie einmal näher unter die Lupe genommen. Ein Abriss über 19 Jahre student!

    Das Debüt

    Im November 2000 erschien die erste Ausgabe von student!. Aus einer Bierlaune heraus – so wird es in der 100. Jubiläumsausgabe im November 2013 erzählt – kamen drei Journa­listikstudierende auf die Idee, eine Leipziger Hochschulzeitung ins Leben zu rufen. Mit vier weiteren Freund*innen gründeten sie daraufhin Student! e.V. Nur einige Monate später erschien die erste Ausgabe. Das Ausrufezeichen und der Name sollten zeigen: „Wir sind Studenten und wir machen das mit der Zeitung jetzt mal selbst in dieser Stadt“, erzählt Daniel Schulz. Er ist Mitgründer der Zeitung und Ressortleiter bei der taz in Berlin. Die erste Chefredaktion bestand aus einer Studentin und einem Studenten der Universität Leipzig.

    Die Papierkrise

    Bereits die zweite student!-Ausgabe sorgte für Trubel: Aufgrund von Papiermangel in der Medienbranche weigerte sich die Druckerei der Leipziger Volkszeitung (LVZ), den Druck der Studierendenzeitung weiterhin zu übernehmen. Als einzige Alternative fand sich eine Druckerei in Dresden, die jedoch nur auf teurem Hochglanzpapier druckte. Nach Sammeln und Betteln fehlten noch immer 1.000 D-Mark. Daraufhin wurden die Gründer*innen kreativ, um die Ausgabe dennoch finanzieren zu können. Daniel Schulz schrieb eine Reportage über seinen Zeitungskollegen Carl Ziegner. Darin beschrieb er, wie Ziegner zu der Zeit als Ferienjobber Blumen an Tankstellen ausfuhr, und reichte sie bei einem Journalistenwettbewerb ein – mit schicksalhaftem Erfolg: Der gewonnene dritte Preis war mit den fehlenden 1.000 D-Mark dotiert. So konnte die Zeitung für ganze 4.500 D-Mark in den Druck gehen und trotz allem erscheinen. Da die Zeitung damals noch beinahe werbefrei war, geht diese zweite Ausgabe als teuerstes Exemplar aller Zeiten in die student!-Geschichte ein.

    student! bekennt Farbe

    Unsere erste Ausgabe in Farbe erschien im Oktober 2002. Damit war Schluss mit Schwarz-Weiß. Das jetzt allseits bekannte student!-Blau wird dennoch erst Jahre später, im April 2008, geboren und ziert bis heute unser Layout.

    Das Neuland

    2002 wurde student! auch digital – unsere Website ging endlich online. Hier veröffentlichen wir seitdem regelmäßig aktuelle und exklusive Artikel, im Gegensatz zu Print auch während der Semesterferien. Beispielsweise laden wir Rezensionen zu aktuellen Kinofilmen hoch oder bearbeiten Sonderthemen (wie dieses Jahr Artikel zum „Wahljahr 2019“), die in unserer gedruckten Version einfach keinen Platz finden. Vorbeischauen lohnt sich also! Online findet sich außerdem unser Print-Archiv, das durchgehend bis ins Jahr 2007 zurückreicht.

    Das Kabuff

    2009 zog die student!-Redaktion um: Von einem Kabuff im dritten Stock des Soziokulturellen Zentrums Die VILLA in der Lessingstraße 7, wo kaum acht Leute hineinpassten, hinunter in den zweiten Stock. Seitdem haben wir dort unser eigenes, „richtiges“ 15-Quadratmeter-Büro, in dem regelmäßig geschrieben, gelayoutet, diskutiert und gebrainstormt wird.

    Bye, bye „Lifestyle“

    Im Jahr 2011 entstanden einige der Ressorts, die wir heute kennen. „Leipzig“, „Sport“ (damals noch „Sport & Spiele“) und „Perspektive“ kamen dazu. Damit wurde allerdings auch das Ressort „Lifestyle“, das es seit der Grün­dung 2000 gegeben hatte, eingestampft. Im selben Jahr stieß eine dritte Person zur Chefredaktion – vor allem, um neben dem Amt das Studium nicht komplett links liegen lassen zu müssen.

    Die Zensur

    Diesmal war es kein Papiermangel, sondern ein laut der Druckerei grenzüberschreitender Inhalt: Kurz vor dem Erscheinungsdatum der Juli-Aus­ga­be 2013 bekamen die Redakteur*innen die Meldung, dass ihre Zeitung so nicht gedruckt werden könne. Der Grund war eine Abbildung von Angela Merkel mit ihrem Opponenten Steinbrück, die für die damalige Satireseite in ein Adam- und Evakostüm hineingephotoshoppt worden waren. Die Druckerei fürchtete trotz schwarzer Zensurbalken über den Geschlechtsteilen politischen Ärger. Die Redaktion hielt weiterhin an dem offensichtlich mit dem Computer bearbeiteten Bild fest und stand damit vier Tage vor Erscheinung ohne Druckerei da. Zum Glück fand sich nach einiger Suche eine neue Druckerei in Halle und die Juli-Ausgabe konnte dennoch wie geplant erscheinen – lediglich einen Tag zu spät.

    Exklusiv und online

    Seit Januar 2018 laden wir jeden Sonntag eine Kolumne exklusiv auf unserer Website hoch. Bisher sind somit 79 Sonntagskolunnen onlinegegangen. Fortsetzung folgt!

    Die Namensänderung

    Etwa ein Jahr vor unserem 20. Geburtstag haben wir uns nun dazu entschieden, den Namen „student!“ durch „luhze“ zu ersetzen. Ansonsten ändert sich nicht viel an unserer Zeitung. Wir bleiben weiterhin für alle kostenlos, erscheinen acht Mal jährlich, behalten unsere Auflage von 10.000 Exemplaren bei und sind nach wie vor die einzige unabhängige Hochschulzeitung in Leipzig.

    Grafiken: Benjamin Sasse, Titelfoto: Annika Seiferlein

    Hochschuljournalismus wie dieser ist teuer. Dementsprechend schwierig ist es, eine unabhängige, ehrenamtlich betriebene Zeitung am Leben zu halten. Wir brauchen also eure Unterstützung: Schon für den Preis eines veganen Gerichts in der Mensa könnt ihr unabhängigen, jungen Journalismus für Studierende, Hochschulangehörige und alle anderen Leipziger*innen auf Steady unterstützen. Wir freuen uns über jeden Euro, der dazu beiträgt, luhze erscheinen zu lassen.

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