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    Die Situation vieler studentischer Beschäftigter ist prekär. Die Kampagne TVStud möchte das ändern und kämpft für einen bundesweiten Tarifvertrag.

    TVStud ist eine Kampagne, die sich für die Einführung eines Tarifver­trages für studentische Beschäf­tigte einsetzt. Sie fordert höhere Löhne, Mindestvertragslaufzeiten und Mitbe­stim­­mung­srechte für studen­tische (SHK) und wissenschaftliche Hilfskräfte (WHK) an den Hochschulen. Die Ortsgruppe Sachsen hat sich erst in diesem Jahr gegründet. „Wir haben bis jetzt eine Unterschriftensammlung an der Albertina gemacht, ansonsten beschäftigen wir uns momentan primär damit, Men­schen anzusprechen und uns zu vernetzen“, sagt Mila Kränkel. Sie ist Beauftragte für studentische Beschäftigte des Studierendenrats (Stura) der Universität und Mitglied der TVStud Ortsgruppe. Die Stelle wurde auf Initiative der Gewerkschaft für Wissenschaft und Erziehung und der DGB-Hoch­schulgruppe Leipzig erst im letzten Sommer eingeführt.

    Kränkel will in ihrem Amt nicht nur Ansprechpartnerin sein, sondern insbesondere die für Forderungsstellung und Arbeitskampf nötige Vernetzung schaffen. „Zu Beginn war die Arbeit schwierig, da ich wegen Corona nicht in die Büros gehen konnte, um Menschen anzusprechen.“ Auch die Gründung der Ortsgruppe sei erst mit einer Versammlung der Kritischen Einführungswochen Leipzig mög­lich gewesen, auf der die Gründungsmitglieder zusammentrafen.

    Warum ein Tarifvertrag nötig ist, erzählt Charlotte Blücher, studentische Beschäftigte in Leipzig und Mitglied der TVStud-Ortsgruppe. „In Halle hatte ich eine Stelle als SHK mit 30 Stunden pro Woche und genauso viele Überstunden. Daher habe ich gefragt, ob ich meine Überstunden abbauen kann.“ Daraufhin wurde ihr Vertrag nicht verlängert. Eine Arbeitskollegin hatte genauso viele Überstunden, traute sich aber nicht den Abbau zu fordern, da sie von ihrem Job an der Uni abhängig war. „In Leipzig ist meine Vorgesetzte supercool, hier könnte ich Überstunden abbauen“, sagt Blücher. Die Befristungen von 75 Prozent der Beschäftigten auf bis zu sechs Monate und der fehlende Tarifvertrag machen die Durchsetzung von Rechten und die Arbeitsbedingungen aber allein von Vorgesetzen abhängig.

    Die Ortsgruppe plant zunächst, weiter Unterschriften zu sammeln. Dafür läuft auch eine bundesweite Petition. Ziel sind 10.000 Unterschriften. „Das steht in einem guten Verhältnis zu den 300.000 studentischen Beschäftigten deutschlandweit“, sagt Kränkel. Allein an der Universität und der Univer­sitäts­bibliothek Leipzig sind etwa 2000 Studierende angestellt. Die Petition soll dann der Tarifgemeinschaft deutscher Länder vorgelegt werden, um Druck dafür zu schaffen, mit den Studierenden in Verhandlungen zu treten. Im Herbst 2021 finden Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst statt. Dort will die Kampagne auch Forderungen der Studierenden deutlich machen.

    „In Hamburg sollen dann auch bereits dieses Jahr die Verhandlungen für den Tarifvertrag für studentische Beschäftigte starten. In Sachsen geht das wegen der konservativen Regierung noch nicht“, sagt Kränkel. Sie hoffe aber auf bessere Bedingungen nach den Landtags­wahlen 2024. Dann könne besser Druck durch bereits in anderen Ländern bestehende Tarifverträge, etwa in Berlin, gemacht werden.

    Foto: Mila Kränkel

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