Unbefristete Probleme
Der akademische Mittelbau ist mit Befristungen und mangelnden Perspektiven konfrontiert. Deswegen wurde vor einigen Jahren die Mittelbauinitiative der Universität Leipzig gegründet.
Um eine Universität am Laufen zu halten, wird eine große Anzahl an Mitarbeiter*innen gebraucht. Ein großer Teil von ihnen wird als akademischer Mittelbau zusammengefasst. Darunter fallen die verschiedensten Berufe. Franziska Naether, eine von vier Sprecher*innen der Mittelbauinitiative der Universität Leipzig (Mule), nennt „Doktorand*innen und Stipendiat*innen über wissenschaftliche Hilfskräfte bis hin zu wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen, Lehrbeauftragten, Privatdozent*innen, Juniorprofessor*innen“. Diese unterschiedlichen Berufe vereinen oft die gleichen Probleme.
In einer Umfrage der Mule wurden neben vielen anderen Berufen unter anderem 436 wissenschaftliche Mitarbeiter*innen und 44 Stipendiat*innen, insgesamt 607 von 5.409 Beschäftigten aller 14 Fakultäten, befragt. So seien fast vier Fünftel der Stellen befristet, die Hälfte davon auf maximal ein Jahr. „Über ein Drittel erwartet danach die Arbeitslosigkeit“, ist weiter zu lesen. Eine „große Unzufriedenheit besteht wegen beruflicher Unsicherheit, mangelnden Perspektiven, Befristung mit kurzer Vertragslaufzeit und hohem Arbeitspensum.“ Das wirkt sich in Form körperlicher oder psychischer Beschwerden auf die Gesundheit aus. „Die meisten Befragten leiden gelegentlich bis immer an körperlichen oder psychischen Beschwerden.“
Die Mule, die diese Umfrage 2015 unter Beschäftigten des Mittelbaus der Universität Leipzig durchführte, versteht sich laut ihrer Satzung als „eine Vereinigung von an der Universität Leipzig und ihren An-Instituten Tätigen, die sich für die Belange des Mittelbaus an diesen Einrichtungen einsetzt.“ Naether führt dazu aus: „Anliegen der Mittelbauinitiative ist eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen des gesamten akademischen Mittelbaus.“ Sie ergänzt, dass die Verwaltungen kaum noch mit den Vertragsverlängerungen und Neueinstellungen nachkommen. Rund 1.000 Mitarbeitende, die nach Hochschulpaktmitteln, also Bundesmitteln zur Finanzierung der steigenden Studierendenzahlen, bis Jahresende angestellt sind, haben keine konkrete Perspektive.
Ein offener Brief von März 2020, zu dessen Erstunterzeichnern die Initiative gehört, erklärt, dass 85 Prozent der Lehrenden und Forschenden prekär beschäftigt sind. Die Situation sei durch Covid-19 noch verschlimmert worden, der akademische Normalbetrieb so nicht aufrechtzuerhalten. Denn ein alternatives Online-Angebot erfordere gründliche Vorbereitung, die so ebenfalls schwierig zu bewältigen sei. Der Brief schließt mit einem Forderungskatalog ab, der unter anderem enthält: die Verlängerung der Verträge befristet beschäftigter Mitarbeiter*innen, die Anpassung der Bafög-Regelungen und Verlängerungsmöglichkeiten für die Abgabe von schriftlichen Arbeiten. Der akademische Mittelbau ist, so Naether, „maßgeblich bei der Umsetzung der digitalen Lehre beteiligt“. Er erstelle die technischen Lösungen und unterrichte. Die Umstellung auf Home Office bringt weitere Probleme mit sich, so „Serverprobleme, schlechtes Internet, weitere Beanspruchung durch Home Schooling und Betreuung von Familienmitgliedern“. Es gebe viele Mitarbeiter*innen, die Promotionen und Habilitationen schrieben. „Das stagniert nun, weil Bibliotheken, Labore geschlossen sind, aber die Verträge, Stipendien und vor allem die Zeiten nach dem Wissenschaftszeitvertragsgesetz (regelt die Befristung von Arbeitsverträgen des wissenschaftlichen und künstlerischen Personals im Akademischen Mittelbau, Anm. d. Red.) laufen weiter“, führt Naether aus. Daher fordert die Mule, die „Befristungen um ein Jahr auszusetzen, um hier in Zeiten der Krise etwas den Druck rauszunehmen.“ Diese Forderungen sollten von der ganzen Universität unterstützt werden.
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