Frische Fassaden für das GWZ
Das Geisteswissenschaftliche Zentrum (GWZ) ist Heimat vieler Fakultäten. Seit einiger Zeit verbergen sich Teile des Gebäudes hinter Bauzäunen und Gerüsten. Was ist für das Gebäude geplant?
Das GWZ gegenüber der Albertina-Bibliothek ist ein zentrales Institutsgebäude der Universität Leipzig. Das Zuhause der Fakultäten für Geschichte, Philosophie, Kunst- und Orientwissenschaften, sowie der Philologischen und der Sozialwissenschaftlichen Fakultät wurde in den Jahren von 1999 bis 2002 errichtet. An gleicher Stelle befand sich bis zum Jahr 1968 das ursprüngliche Gewandhaus Leipzig, das im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde.
Im November 2023 verwandelten sich Teile des GWZ in eine Baustelle. Seit einiger Zeit ist auch der Innenbereich des Gebäudes von mehreren Gerüsten gefüllt. Tatsächlich handelt es sich dabei um zwei voneinander unabhängige Baustellen: Das Hauptprojekt, dessen Fortschritt regelmäßige Albi-Gänger*innen womöglich nebenbei beobachten konnten, umfasst die Instandsetzung der gläsernen Außenfassaden
Notwendige Instandsetzung
Laut Michael Mayer, dem Leiter der Niederlassung II des Staatsbetriebs Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB), sind die Sanierungsarbeiten auf Baufehler bei der Errichtung des GWZ zurückzuführen.
Teile der Fassadenverstrebung wurden aus Brettschichtholz gefertigt und mit Schrauben befestigt. Diese Befestigungsschrauben wurden beim Bau jedoch nicht ordnungsgemäß angebracht. Mit der Zeit konnte so Tauwasser durch das Gewinde ins Holz eindringen. Die Kombination aus Leim und Wasser begünstigte das Wachstum des Tannen- und Zaunblättlings. Der Pilz fraß sich mit der Zeit durch die Leisten. Das Ergebnis: morsches Holz, das sich mit wenig Aufwand aufbrechen ließ.
Die Situation wurde als Sicherheitsrisiko eingeschätzt. Im schlimmsten Fall hätte es zu einem Verlust der Tragfähigkeit der Fassadenkonstruktion kommen können, so Mayer.
Die für die Holz-Pfosten-Riegelfassade neu eingesetzte Konstruktion ist dagegen aus beständigerem Metall gefertigt, versichert Ingo Fischer, Regierungsbaumeister und Sachgebietsleiter im Bereich Planungs- und Baumanagement beim SIB.
Die Niederlassung Leipzig II des SIB, der neben den Universitätsgebäuden und der HTWK auch für weitere Bildungsinstitutionen der Stadt verantwortlich ist, initiierte die Renovierung durch eine Initiativbedarfsanmeldung.
Bauliche Herausforderungen
Das GWZ weist eine bauliche Besonderheit auf: bei den Glasfassaden handelt es sich um sogenannte Pfosten-Riegel-Fassaden. Diese haben, im Unterschied zu Massivbauten, keine tragende Funktion. Stattdessen werden sie an eine Konstruktion aus Verstrebungen „herangehängt“. Eine Destabilisierung an einer Stelle könnte also größere Bereiche der Glasfassade betreffen, so Mayer.
Die Konstruktion erschwert außerdem das Anbringen von Gerüsten, da diese nicht direkt am Haus montiert werden können. Stattdessen muss auf breitere Stütz- und Stabilisierungskonstruktionen zurückgegriffen werden, die mehr Fläche einnehmen.
Herausforderungen traten auch bei der Neuanfertigung der bunten Glasscheiben auf, die das Aussehen des GWZ von allen Seiten prägen. Für das Färben musste eine neue Methode gefunden werden, da das ursprünglich genutzte Verfahren aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr angewendet wird. Die neuen Scheiben lassen sich jedoch kaum von den originalen unterscheiden. Die in die Farben eingearbeiteten Symbole, die wohl auf einen Text des Philosophen Ludwig Wittgenstein zurückgehen, geben jedoch weiterhin Rätsel auf.
Rücksichtsvolle Renovation mit Glow-Up?
Mit der Instandsetzung wird sich auch um eine teilweise Modernisierung bemüht. Die neu eingesetzten Glaspaneele bestehen aus Dreifachglas. Dieses soll die dahinterliegenden Seminarräume und Büros nun noch besser vor Sonnenlicht schützen. Auch die Raffstoreanlagen, vor Licht und Hitze schützende Außenjalousien, sollen ein Upgrade erfahren; die neuen Rollläden sind robuster und resistenter gegenüber starken Winden.
Trotz der Einschränkungen durch die Baustelle werde versucht, den Lehr- und Studienalltag möglichst wenig zu beeinträchtigen, so Mayer. Die Bauarbeiten begrenzen sich auf die unmittelbaren Bauorte. Diese sind durch Staub- und Schutzwände im Innern vom restlichen Gebäude abgeschirmt und schützen vor Baustaub und Lärm.
Die Arbeiten im ersten Bauabschnitt in PA2 und PA4, darunter die Hauptfassade gegenüber der Albertina, konnten bereits fertiggestellt werden. Zum aktuellen Zeitpunkt beschränken sich die Bauarbeiten auf den zweiten Bauabschnitt in den Bereichen PA1 und PA5.
Nicht mehr lange!
Parallel zu diesen Arbeiten mussten Komponenten der Rauch- und Wärmeabzugsanlage des Gebäudes ausgetauscht werden. Im Brandfall öffnet diese automatisch Luken im Dach, um Rauch und Dämpfe nach draußen zu befördern. Diese Arbeiten sind verantwortlich für die Gerüste im Innern.
Die Fertigstellung aller Bauarbeiten ist für das Frühjahr 2026 geplant. Die letzten Bauabschnitte sollen Ende Januar beendet werden. Die Wiederherstellung der Außenanlagen samt Restarbeiten ist für die folgenden Monate vorgesehen. Dann soll auch die Terrasse neben der Cafeteria wieder als Treffpunkt zur Verfügung stehen. Bis dahin muss noch mit der von den Bauarbeiten verschonten Mauer Vorlieb genommen werden.
Titelbild: jbö


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