„Die Platte steht zusammen“: Lößniger Studierende wehren sich
Zum zehnten April riefen die "Students Against Rent Increase" zur gemeinsamen Demonstration gegen vermeintlich rechts-motivierte Angriffe auf Bewohner*innen des Wohnheims in Lößnig auf.
„We will not be divided!” – Jubel, Applaus und Pfiffe tönen in der Menge. Die Stimmung ist gut, das Wetter spielt auch mit und die Kundgebung hat ein erklärtes Ziel: Gesicht zeigen gegen Armut und Faschismus. Es sind größtenteils junge Erwachsene, die sich heute zu diesem Zweck versammelt haben, unter ihnen vor allem Studierende. Der heutige Anlass ist besonders wichtig für internationale Studierende, da sie häufig als Zielscheibe der rechts-motivierten Angriffe gelten. Auch die Polizei ist dabei.
Am Donnerstag, dem zehnten April versammelten sich nach Angaben der Studierendengruppe Students Against Rent Increase 250 Menschen im Leipziger Stadtteil Lößnig, um gemeinsam zu demonstrieren. Ursprünglich gründete sich die Studierendengruppe, um sich gegen steigende Wohnheim-Mieten zu wehren. Vergangene Woche riefen sie zum gemeinsamen Protest gegen Angriffe rechter Personen auf das Studierendenwohnheim in Lößnig auf. Nach Angaben der Leipziger Volkszeitung haben sich weitere Leipziger Organisationen wie Young Struggle und andere autoritär-kommunistische Gruppen dem Protest angeschlossen.
Der Demozug läuft vom Moritz Hof gen Studierendenwohnheim los, geschmückt mit bunten LGBTQ+ Flaggen und verschiedenen Plakaten: „Die Platte steht zusammen!” und „Mieten runter, Löhne rauf”. Die Nachbarschaft Lößnigs schaut von ihren Balkonen und Fenstern aus zu und belächelt das Vorhaben. Eine Gegendemonstration, mutmaßlich bestehend aus einigen rechtsgesinnten Eltern mit deren Kindern, läuft den ganzen Weg mit. Später zurück am Moritz Hof kommt es zu einem verbalen Schlagabtausch. Von rechts erklingen vor allem Beleidigungen wie „Fuck you” während die Studierenden erfolglos versuchen, dagegen zu argumentieren. Die Polizei muss sich dazwischendrängen. Damit die Demonstrierenden sicher nach Hause kommen, organisieren sie eine gemeinsame Abreise. Die Gegendemonstranten verfolgen die Gruppe weiterhin. Ein Jugendlicher zeigt den abreisenden Demonstrierenden den Hitlergruß. Die Polizei schreitet nicht ein.
Seit Januar komme es zu Vorfällen, bei denen Bewohner*innen des Wohnheims von rechten Personen belästigt werden, heißt es von Students Against Rent Increase. Betroffen seien vor allem internationale und erkennbar links-orientierte Studierende, indem sie etwa rassistisch beleidigt und bis zur Haustür verfolgt wurden. Anzeige wurde von den Betroffenen bisweilen nicht erstattet. Internationale Studierende seien eingeschüchtert und würden nicht an die Hilfe der Polizei glauben, so das Bündnis. Nach Aussage der Students Against Rent Increase handelt es sich um eine Gruppe von fünfzehn Jugendlichen, die sich vor dem Wohnheim aufhalten und versuchten, einzubrechen und das Gebäude mit Hakenkreuzen und anderen rechten Symbolen bemalten.
Ein paar der Vorfälle wurden dokumentiert und der Öffentlichkeit auf dem Instagram-Kanal der Studierendengruppe zugänglich gemacht. Ein Video zeigt Sticker mit rechter Symbolik und Personen, die sich vor dem Wohnheim bewegen. Das beschriebene Video bewirbt die Demonstration am zehnten April und wird auch kritisch kommentiert. Eine Nutzer*in schreibt unter anderem: „Ich liebe dieses Viertel und seine Vielfältigkeit, weil es halt noch eine dieser kleinen Oasen ist, die mehr friedlich als gewalttätig sind. Deine Aussage schafft für Fremde ein völlig falsches Bild, aber das ist, glaube ich, sehr gewollt.“ Ihr fehle die Kommunikation zwischen Anwohner*innen und Demonstrierenden, um Gemeinsamkeiten, statt Feindbilder herstellen zu können.
Dass in Lößnig rechtspolitisch eingestellte Personen leben und entsprechende Einstellungen präsent sind, sei schon länger bekannt, sagen die Students Against Rent Increase. Bei der vergangenen Bundestagswahl lag die AfD bei den Zweitstimmen mit 24,1 Prozent vorn, während Die Linke mit 29,8 Prozent die meisten Erststimmen bekam (Stand: 3. März 2025). Die Reaktionen der Nachbarschaft auf die Demonstration seien gemischt gewesen, heißt es von der Studierendeninitiative. Viele würden sich dankbar zeigen, dass gegen die rechte „Raumnahme“ protestiert wird. Andere stünden dem Protest entgegen.
Man dürfe das Problem des Faschismus „nicht isoliert betrachten“, heißt es von den Students Against Rent Increase. Sie schreiben hierzu: „Durch die rassistische Hetze in Medien und der Politik werden Faschist*innen zum Handeln aufgestachelt und ihnen fällt es leichter, ihre Ideologie zu verbreiten.“ Es sei Aufgabe der Stadt, dagegen vorzugehen. Vom Studentenwerk wünscht sich das Bündnis, dass die Selbstorganisation der Studierenden ermöglicht wird und ihnen dafür Räume zur Verfügung gestellt werden.
Für die Demonstration hatte die Initiative 50 Personen angemeldet – gekommen sind etwa 200. Dementsprechend zeigte sich die Gruppe zufrieden. Weitere Proteste sind bislang nicht geplant, aber man wolle die Entwicklung weiter beobachten.
Fotos: Joana Luft


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