• Menü
  • Kolumne
  • Die Angst vor der Ablehnung

    Kolumnistin Hannah nimmt euch mit auf ihrer Reise der Selbstreflektion in puncto People-Pleasing.

    Manchmal bin ich zu nett. Diese Erkenntnis beschlich mich, nachdem ich trotz innerem Wiederstreben einem Treffen zugesagt habe.  Zwei Wochen vor der letzten Uniabgabe saß ich auf meinem Sofa, den Laptop auf dem Schoß, um die letzten paar verlangten Seiten zu schreiben. Und dann: Oben rechts ploppte eine WhatsApp Nachricht auf. Die Frage nach einem Treffen und die Bitte um Hilfe bei der Hausarbeit. Eigentlich hat mir diese Frage gar nicht gepasst. Einerseits, weil ich neben der Uni noch einiges anderes auf dem Schirm hatte und andererseits, weil ich schon während des Semesters gemerkt habe, dass diese Person und ich unterschiedlich ticken. Andere Menschen hätten jetzt vielleicht höflich abgesagt, aber ich nicht. Eine Mischung aus Scheu vor der Konfrontation und der Befürchtung, unfreundlich zu sein, ließen mich zusagen.  Und so saß ich nach diesem Treffen wieder auf meinem Sofa, den Laptop auf dem Schoß und in meinen Bedenken bestätigt.  

    Die Autorin in einem schwarz-weiß Bild. Im Hintergrund ein Bild.

    Auch wenn es schwer fällt, sich seinen Ängsten zu stellen, am Ende fühlt man sich besser. Foto: privat

    Das Problem: So agiere ich viel zu oft. Die Angst vor der Konfrontation und Ablehnung, sogar von Menschen, die ich selbst nicht einmal sympathisch finde, bringt mich immer wieder aufs Neue in diese Situationen. Das geht sogar so weit, dass ich nett blieb, wenn Menschen mich belästigt haben, einfach nur um nicht unfreundlich zu wirken.  

    In der letzten Zeit aber fand in mir ein Selbstreflektions-Prozess statt und vermutlich ist das People-Pleasing meine unliebste Erkenntnis daraus.  Wenn man es schönreden möchte, könnte man behaupten, man verhält sich so für die anderen Menschen. Damit diese nicht das Gefühl von Ablehnung oder Zurückweisung erfahren. Aber am Ende ist es doch eher so, dass man selbst genau diese Angst hat.  

    Die Angst vor dem Gefühl der Zurückweisung. Die Angst, am Ende doch etwas zu verpassen. Eine Freundschaft oder Bekanntschaft verstreichen zu lassen, die ja vielleicht doch gut werden könnte. Denn durch ein solches Verhalten schließt sich manchmal eine Tür. Produziert man Ablehnung, wird diese meist auch gespiegelt. Und was ist, wenn es die falsche Entscheidung war? Aber was ist, wenn aus der Angst vor der Ablehnung am Ende eine Bekanntschaft resultiert, die emotional belastend wird?  

    In Zukunft möchte ich mich solchen Ängsten von Anfang an stellen und meinem Bauchgefühl folgen.  Mein Vorsatz lautet, mehr auf meine Bedürfnisse zu achten und auch mal nein zu sagen, wenn ich weiß, dass meine Kapazitäten nicht ausreichen. Und noch viel wichtiger, nicht freundlich zu bleiben, wenn andere Menschen übergriffig werden. 

     

    Titelbild: Pexels

    Hochschuljournalismus wie dieser ist teuer. Dementsprechend schwierig ist es, eine unabhängige, ehrenamtlich betriebene Zeitung am Leben zu halten. Wir brauchen also eure Unterstützung: Schon für den Preis eines veganen Gerichts in der Mensa könnt ihr unabhängigen, jungen Journalismus für Studierende, Hochschulangehörige und alle anderen Leipziger*innen auf Steady unterstützen. Wir freuen uns über jeden Euro, der dazu beiträgt, luhze erscheinen zu lassen.

    Verwandte Artikel

    Kann ich meinem treuen Begleiter eine treue Begleiterin sein?

    Kolumnistin Hannah liebäugelte lange mit einem Hund. Sie nimmt euch mit bei ihrer Entscheidungsfindung gegen einen.

    Kolumne | 17. Dezember 2023

    Streiten als Berufsbezeichnung

    Kolumnistin Hannah nimmt euch mit auf eine Reise durch den Trash-TV-Kosmos und beleuchtet dabei Abgründe und Schattenseiten.

    Kolumne | 21. Januar 2024