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  • Studienanfang, but make it cringe

    Die ARD-Serie „Irgendwas mit Medien“ thematisiert das Erwachsenwerden und die ersten Schritte im Studium. Sie hält uns einen Spiegel vor und weckt Erinnerungen an die eigene Zeit als Erstsemester.

    Lennart sieht aus wie jeder andere, ein typischer Student eben. Er will das, was viele junge Menschen heutzutage auch machen wollen: „Irgendwas mit Medien“. So auch der Name der neuen ARD-Serie, die am 14. April Premiere feiert. Ähnlich wie auch bei der Erfolgsserie „Discounter“ sind die beiden Hauptrollen Lennart (Mirko Muhshoff) und Simon (Jano Kaltenbach) auch gleichzeitig die Regisseure.

    Die Mockumentary beginnt in einem kleinen Dorf. Lennart hat sein Abitur in der Tasche. Ab Oktober studiert er Medienkunst in Weimar und versucht das erste Semester an der Uni zu meistern. Nebenbei führt er noch eine Fernbeziehung mit Inka, die nach Kassel gezogen ist. Was ihn in der Schulzeit so besonders gemacht hat, spielt an der Uni keine Rolle mehr, denn Lennart ist hier wie alle anderen. Was ihm auch schnell bewusst wird. Freunde finden fällt dem Ersti nämlich nicht so leicht. Naja, er geht schon auf andere zu, nur neigt er zu Übermut und Arroganz, was seine Mitstudierenden nicht wirklich leiden können. Trotzdem lässt sich Lennart nicht entmutigen, geht brav zu allen Kursen und versucht sich mit seinem Tutor und Langzeitstudenten Simon anzufreunden. Der ist schon im 11. Semester und hat auf Lennart so gar keinen Bock. Trotzdem kreuzen sich ihre Wege immer wieder.

    Die Serie ist eine Mischung aus Humor und Fremdschämen. Und wird damit dem Filmgenre auch gerecht. Eine Mockumentary ist ein fiktiver Dokumentarfilm, was zum Beispiel daran deutlich wird, dass die Hauptfiguren immer wieder in einer Art Interviewsituation gezeigt werden. Der Witz daran ist, dass sich das, was die Darsteller im Interview erzählen und was die Kamera dann in scheinbar unbeobachteten Momenten festhält, komplett widersprechen. Und das gelingt in der Serie auf jeden Fall.  Ja, manche Folgen waren so cringe, dass ich weggucken musste. Neben all der Fremdscham wird über relevante Themen wie Rassismus, kulturelle Aneignung, mentale Gesundheit und Druck im Studium auf witzige Weise aufgeklärt. Auch wenn es manchmal ehrlicherweise etwas zu viel des Guten ist. Lennart ist manchmal so maximal unangenehm, dass ich als Zuschauer den Fernseher am liebsten ausschalten würde. Aber genau das wollten die Macher der Serie vielleicht auch erreichen.

    Lennart ist ein Klugscheißer und nervt. Ich selbst würde niemals so sein wollen. Trotzdem kann ich mich gut in ihn hineinversetzen. Ein junger Mensch mit Träumen und Vorstellungen, die sich dann doch nicht erfüllen. Im Gegensatz zum motivieren Lennart gibt es dann Simon, der irgendwie den Mut und die Lust am Studium verloren hat. Auch an dem Punkt standen fast alle Studierenden schon. Denn das Studium ist neben den vielen schönen Dingen manchmal auch ernüchternd.  Und genau das spiegelt die Serie wider. Beim Schauen habe ich immer wieder an mein erstes Semester zurückgedacht und musste das ein oder andere Mal dabei schmunzeln. Das erste Mal allein wohnen, seine alte Umgebung verlassen, neue Freunde finden – das alles kann großartig sein, aber manchmal ist es auch überfordernd. Und durch die Serie wird klar: Niemand ist damit allein.

    „Irgendwas mit Medien“ regt auf jeden Fall zum Nachdenken an. Was in den einen Erinnerungen weckt, hilft den anderen vielleicht die heutige Generation etwas besser zu verstehen. Auch wenn ihre Ängste und Sorgen natürlich irgendwie ins lächerliche gezogen werden, sollte man sie doch ernst nehmen. Die Serie zeigt die ersten Schritte Richtung Erwachsenwerden und das Ende lässt auf eine zweite Staffel hoffen.

     

    Foto: Key Visual

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