• Menü
  • Leipzig
  • Leipzig Down Under

    Im Thema-Ressort der Juni-Ausgabe ging es um Boden. Darunter verbirgt sich in Leipzig Einiges: von unvollständigen U-Bahn-Linien, Bunkern und Hexenküchen.

    Hexenküche

    Die Treppe in der Mädlerpassage führt außer zu Auerbachs Keller auch zur Hexenküche. Die gleichnamige Szene in Goethes Faust diente als Namensgeberin und Inspiration für dieses Keller­gewölbe, welches 1525 ur­sprüng­lich als Weinlagerraum entstand. Die Errichtung der Hexenküche kam erst im Rahmen der Messeausstellung 1897 hinzu. Leipziger Händler*innen wollten da­mals nicht nur Pro­dukte von Handwerk und Indus­trie präsen­tieren, sondern auch die jahr­hundertelange Ge­schichte der Stadt und ihrer Messe. Da durfte auch Auer­bachs Keller nicht feh­len, welcher in der Tauchnitzer Straße nachgebaut wurde. Nebst einem Weinausschank wurde hier auch eine „Hexenküche“ eingerichtet, mit einem von Hermann Neuber entworfenen Kamin. Nach dem Abbau der Messe entfernten die Messe­aussteller auch den Nachbau von Auerbachs Keller. Den Ka­min aber hat der damalige Restau­rantbesitzer von Auer­bachs Keller, Julius Heinze, erwor­ben und den Namen für den untersten Keller­raum gleich mit übernommen.

    Metro-Net

    Der Künstler Martin Kippen­berger entwickelte in den 1990er Jahren die Idee, ein fik­ti­ves weltumspannendes U-Bahn­netz zu errichten. Den ersten Eingang zu diesem Metro-Net hat Kip­penberger 1993 in dem grie­chischen Dorf Hrousa auf der Insel Syros errichtet. 1995 erhielt diese Station einen Ausgang, der knapp 9.000 Kilometer entfernt in der ehemaligen Goldgräber­stadt Dawson City in Kanada lag. Auch in Leipzig wurde 1997 ein solcher U-Bahn Ausgang auf dem Mes­segelände eingerichtet. Ein me­tal­lenes Tor, geziert von einer Sonne mit Hammer und Brüsten, führt hier in den Untergrund – doch von dort geht es nirgend­wohin weiter. Der Künstler ver­starb im selben Jahr ohne sein weltweites U-Bahn-Netz voll­enden zu können.

    Untergrundmesse

    Die Zahl der Aussteller*innen auf der Leipziger Messe stieg um 1919 derart an, dass es neue Räum­lichkeiten brauchte. Da­raufhin errichtete das Messeamt eine Holzbaracke, die zu jeder Messe auf dem Marktplatz auf- und wieder abgebaut werden konnte. Die Aussteller*innen hingegen dräng­ten auf eine dauerhafte Lösung, wollten aber auch den zentralen Platz am Markt nicht verlieren. Ihnen schwebte die Idee einer unter­irdischen Messe vor. Im Mai 1924 begannen die Ausschac­htungs­arbeiten nach den Plänen des Bauleiters Carl Krämer. Ein Jahr später wurde die Unter­grund­messe dann eröffnet, mit einem von Otto Droge entwor­fenen Eingangsbau im Art Déco-Stil. Die 89 Meter lange und 35 Meter breite Ausstellungshalle blieb auch während des Zweiten Welt­kriegs unbeschädigt. 2005 muss­te die Messehalle jedoch dem City-Tunnel weichen. Der S-Bahn Eingang „Markt“ wurde aber originalgetreu nach Droges Mes­se­­eingang wieder aufgebaut.

    Stasi-Bunker

    Etwa 30 Kilometer östlich von Leipzig liegt der Stasi-Bunker Machern. Die Bezirksverwaltung des Leipziger Staatssicherheits­dienstes errichtete diesen Ende der 1960er Jahre. Im „Span­nungs- und Mobilma­chungs­fall“, bei­spielsweise bei einem atomaren Notfall, hätte der Leipziger Stasi-Chef Manfred Hummitzsch sei­nen Dienstsitz aus der „Runden Ecke“ in den Bunker nach Machern verlagert. Seine 100 haupt­amtlichen Mitarbeiter­*innen wären mitge­kommen und selbst ein Isolierungslager für Oppositio­nelle hatte das Minis­terium für Staatssicherheit mit­eingeplant. In dem Bunker be­findet sich nun ein Museum, das über die Geschichte und Arbeits­weise der Stasi aufklärt.

    Hochschuljournalismus wie dieser ist teuer. Dementsprechend schwierig ist es, eine unabhängige, ehrenamtlich betriebene Zeitung am Leben zu halten. Wir brauchen also eure Unterstützung: Schon für den Preis eines veganen Gerichts in der Mensa könnt ihr unabhängigen, jungen Journalismus für Studierende, Hochschulangehörige und alle anderen Leipziger*innen auf Steady unterstützen. Wir freuen uns über jeden Euro, der dazu beiträgt, luhze erscheinen zu lassen.

    Verwandte Artikel

    „Ein sakrales Momentum“

    Das Naturkundemuseum bekommt ein neues Zuhause auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz: im ehemaligen Bowlingtreff. Der Museumsdirektor Ronny Maik Leder spricht im luhze-Interview über den neuen Standort.

    Leipzig Thema | 3. Juni 2021

    Nicht anfassen

    Baumplantagen schaden der Biodiversität, Aufforstung ist aber wichtig für die CO2-Reduktion und fürs Bauen. Was ist die Lösung?

    Klima | 3. Juli 2021