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    Ein geschützter Raum für Menschen der queeren Szene – das möchte die neue Bar Die Gute Quelle sein. Auf der Georg-Schwarz-Straße lädt sie zu kühlen Getränken und verschiedenen kulturellen Events.

    Das Programm beginnt – wie so oft – mit ei­nem technischen De­fekt. „Unser Mikrofon ist heute leider sexistisch: Es verstärkt nur tiefe Männer- und keine Frauen­stim­men“, lautet der erste Satz der Moderatorin Josephine bei der Lesung „queer*stories“ in der Bar Die Gute Quelle in Lindenau. Drei Autor*innen aus der queeren Szene lesen Textstücke, Poetry Slams oder Lyrik. Die Bühne ist ein Safe Space, ein Ort also, an dem jede*r eingeladen ist, offen zu sprechen, ohne Sorge zu haben, verurteilt zu werden. Es wird berührend und persönlich. Die vorgetragenen Texte handeln von Diskriminierung, Outings und Sexismus. In dem kleinen Raum, der nur von Kerzen und Lavalampen erhellt wird, kommt ein WG-Party-Gefühl auf, wenn die letzten Überbleibenden einander das Herz ausschütten. Nur mit einem 25-köpfigen Publikum.

    Die Gute Quelle ist das Gegenbeispiel zum Leipziger Knei­pensterben. Im November öffnete sie offiziell mit einer Dragshow ihre Türen, schloss für einige Wochen wieder, um im Dezember dann endgültig Anlaufstelle für Nachtschwärmer*innen zu werden. Sie wird in den sozialen Medien als „heterofriendly queere Bar“ vorgestellt, mit einem Augen­zwinkern, wie der Geschäfts­führer Dave erklärt. „Die Bezeichnung ist wichtig für unser Konzept. Wir wollen klarmachen, dass unsere Bar ein geschützter Raum für Menschen der queeren Szene ist“, sagt er. Der 24-Jährige mit lockigem Haar studiert Kunstpädagogik an der Universität Leipzig. Im Januar dieses Jahres übernahm er die Geschäftsleitung der Guten Quelle. Dazu kam es recht schnell. Er wohne nur fünf Minuten von der Bar entfernt und sei nach der Eröffnung oft mit Freund*innen dort hingegangen. So begann er, dort zu arbeiten – heute ist er für die meisten organisatorischen Aufgaben verantwortlich.

    Das Ambiente der Guten Quelle bezeichnet er als „kneipenmäßig“. In den leeren Gin-Flaschen auf den Tischen stecken Kerzen, neben Tischen und Stühlen tragen eine Fensterbank mit Kissen und einige Sessel und Sofas zum ge-mütlichen Vintage-Flair bei. Doch die Gute Quelle kann auch anders – wie sie bei dem Georg-Schwarz-Straßenfest Anfang Mai bewies. Alle Sitzmöbel wichen einer Tanzfläche, zwei DJs und Bands sorgten bis fünf Uhr morgens für Stimmung. „Das war eine krasse Party“, erzählt Dave. Und es half dem Bekanntheitsgrad der Bar ebenso wie der verlässlich niedrige Preis des Gin Tonics.

    Dennoch blickt Dave mit Vorsicht auf die kommenden Monate: „Im Sommer holen sich die Leute ihr Bier lieber beim Späti und sitzen auf der Straße.“ Deshalb baute das Team zuletzt Klappbänke vor die Bar. Doch vom Kneipensterben fühlt sich Dave kaum bedroht, nicht zuletzt weil das Haus dem Inhaber der Bar selbst gehöre, und Mieterhöhungen keine Gefahr darstellten. Die Bar hat also gute Zukunftsaussichten. Und ihr Name ist Programm: Sie kann eine gute Quelle für Partys, gemütliche Kneipenabende oder berührende Lesungen sein. Für Viele ist sie vor allem aber eines: Eine Gute Quelle für einen Gin Tonic mehr als sonst.

     

    Titelbild: Theresa Moosmann

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