• Menü
  • Service
  • Überprüfen, hinterfragen, verstehen

    Wie gelingt ein sicherer Umgang mit der Informationsfülle, die uns umgibt? Ein Leipziger Wissenschaftler für Kommunikations- und Medienwissenschaften weiß Rat.

    Experten warnen: Bis 2026 könnten 95 Prozent aller Abschlussarbeiten vollständig von KI geschrieben werden. Manche Professoren erkennen bereits KI-typische Formulierungen wie ‚es ist wichtig zu betonen‘ in jeder zweiten Hausarbeit.

    Eine Einleitung, die gewiss für Aufsehen sorgen würde, nicht wahr? Tatsächlich wurde der vorige Textabschnitt jedoch von ChatGPT erstellt. Solche Inhalte können erstaunlich glaubwürdig wirken, auch wenn sie künstlich generiert sind. Das gilt insbesondere für Studierende – schließlich begegnet man Fake News und KI-generierten Inhalten nicht nur in sozialen Netzwerken, sondern auch beim Lernen, bei Recherchen oder sogar in der WhatsApp-Gruppe des Studiengangs. Im stressigen Uni-Alltag zwischen Vorlesungen, Hausarbeiten und Insta-Feed fällt es nicht immer leicht, kritisch zu bleiben.

    Die Frage, ob Studierende eine besonders anfällige Gruppe für Desinformation und Künstliche Intelligenz sind, ist umstritten. Christian Pentzold, Professor am Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaften, kann diese Befürchtungen größtenteils zerstreuen: Studierende seien nicht nur intensive Nutzer der bestehenden KI-Tools, sondern auch eine stärker reflektierte Nutzergruppe. Im Studium lernten sie bereits, dass alles, was sie von Künstlicher Intelligenz erhalten, überprüft werden müsse. Dennoch bleibe eine gewisse Anfälligkeit bestehen.

    Faktencheck-Tools für den Alltag

    „Am problematischsten ist es, dass es immer schwieriger wird, Ausgangsquellen zu finden“, meint Pentzold. Klassische Strategien im Umgang mit Desinformation seien deshalb wichtiger denn je: Informationen sollten immer auf ihre Quellen hin überprüft und mit zusätzlichen Belegen abgesichert werden. Entscheidend sei dabei, nicht nur einer Quelle zu vertrauen, sondern nachzuschauen, ob auch andere unabhängige Stellen über das Thema berichten. Doch mit KI-generierten Inhalten werde genau das zunehmend komplizierter, erklärt Pentzold: „Dadurch verschwimmt die Grenze zwischen menschengemachten Fehlern oder Manipulationen und völlig neuen künstlich konstruierten Botschaften“. Hilfreich ist in diesem Zusammenhang zudem, auf öffentlich zugängliche Tools zurückzugreifen – gerade dann, wenn eine einfache Google-Suche keine brauchbaren Ergebnisse liefert.

    Wenn es eine Nachricht gibt, die den Verdacht auf Unwahrheit hervorruft, dann lohnt es sich, auf Faktencheck-Medien und -plattformen zu achten. Zum Beispiel Correctiv-Faktencheck oder dpa-Faktencheck. Zusätzlich zu den bereits auf ihren Websites veröffentlichten Faktenchecks haben Interessierte die Möglichkeit, sich bei Bedarf direkt an sie zu wenden, um bestimmte Informationen überprüfen zu lassen. Zu diesem Zweck bieten beide Agenturen an, sich über WhatsApp an sie zu wenden.

    Eine bekannte Alternative ist Google Fact Check Explorer, eine Suchmaschine für bereits von verschiedenen Agenturen oder Medien durchgeführte Faktenchecks in verschiedenen Sprachen. Man braucht lediglich eine bestimmte Person, ein Ereignis oder ein Thema eintippen und die Suchmaschine liefert verschiedene veröffentlichte Behauptungen sowie deren Richtigstellung.

    Was visuelle Daten angeht, kann man Tools zur Rückwärtssuche von Fotos nutzen, wie zum Beispiel Google Lens oder TinEye. Das funktioniert ganz einfach: Man lädt das zu überprüfende Bild hoch und das Tool liefert eine Vielzahl von Links, die im Netz frei zugänglich sind. Auch wenn die Ursprungsquelle sich nicht immer finden lässt, kann man so zumindest Zweitquellen vergleichen oder mehr Kontext zum Bild finden.

    Kompetenz entwickeln

    In Bezug auf KI-generierte Inhalte betont Pentzold, dass sich die Studierenden nicht blindlings auf bestimmte Tools verlassen sollten. Wichtiger sei es, die eigenen wissenschaftlichen Grundlagen zu stärken: Wer wisse, wie Bibliotheken funktionieren und wie man in Fachliteratur recherchiert, könne Inhalte deutlich besser einordnen. Ohne dieses Grundverständnis fehle schlicht die „Vorstellungskraft, um die Leistung von KI-Tools realistisch einzuschätzen.“ Ergänzend zum Fachwissen kann jedoch auch das Verständnis der Funktionsweise Künstlicher Intelligenz helfen.

    Letztendlich geht es darum, eine kritische Grundhaltung zu entwickeln: Wer sowohl traditionelle Recherchemethoden beherrscht als auch die Möglichkeiten und Grenzen von KI versteht, ist für die Informationsflut des digitalen Zeitalters bestens gewappnet. Studierende mit diesen Kompetenzen können dann, wie Pentzold es ausdrückt, zu „Pionieren und Botschaftern“ werden – zu Vorbildern im verantwortungsvollen Umgang mit neuen Technologien.

    Titelgrafik: Taisiia Lokteva

    Hochschuljournalismus wie dieser ist teuer. Dementsprechend schwierig ist es, eine unabhängige, ehrenamtlich betriebene Zeitung am Leben zu halten. Wir brauchen also eure Unterstützung: Schon für den Preis eines veganen Gerichts in der Mensa könnt ihr unabhängigen, jungen Journalismus für Studierende, Hochschulangehörige und alle anderen Leipziger*innen auf Steady unterstützen. Wir freuen uns über jeden Euro, der dazu beiträgt, luhze erscheinen zu lassen.

    Verwandte Artikel

    Ein kleiner Stein mit großer Wirkung

    Stolpersteine tragen zur Erinnerung an die Opfer der Verbrechen in der Zeit des Nationalsozialismus bei. Auch in Leipzig kann man sich für Verlegung und Pflege einsetzen – das ist zu beachten.

    Service | 23. Juli 2025

    How to: Erasmus-Bewerbung

    Kaum ist das neue Semester losgegangen, steht die Planung für ein Erasmus-Studium 2026/27 vor der Tür. Für die anstehende Bewerbungsphase gibt es hier ein paar Hinweise.

    Service | 25. Oktober 2025