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  • In die Exzellenz gespart

    Der Universität Leipzig fehlen aktuell 16 Millionen Euro – es muss gespart werden. Wie das konkret aussehen kann, diskutierten Rektorat, Beschäftigte und Studierende in einem „Townhall“-Meeting.

    „Man kann es nicht ausschwitzen, sondern muss Einschnitte in der Struktur vornehmen“, fasst Rektorin Eva Inés Obergfell die Situation zusammen. Die Millionen fehlen, und eines steht fest: Ohne Konsolidierung wird es nicht gehen. Dennoch betont Obergfell: „Wir wollen unsere Uni weiterentwickeln in eine Exzellenzrichtung“ und zugleich „die vielen Fächer, die der Daseinsvorsorge dienen“, sichern.

    Um Fragen und Sorgen zu begegnen, lud das Rektorat am 20. Oktober zur offenen Diskussion ins Paulinum der Universität Leipzig ein. Mit Sätzen wie „Wir können sie (die Aufgabe) nur gemeinsam erfüllen“ versucht Obergfell in einer Zeit der Kürzungen den Gemeinschaftssinn zu stärken. Beschäftigte und Studierende sollten sich in Gremien engagieren, wenn sie bei den anstehenden Entscheidungen mitsprechen wollen – eine andere Möglichkeit gebe es derzeit nicht, so die Rektorin.

    Belastete Beschäftigte, eingefrorene Stellen

    Unter den Mitarbeitenden stößt dieser Appell auf gemischte Reaktionen. Viele berichten von Überlastung und Personalmangel. „Seit mindestens vier Jahren ist in allen Bereichen das Personal überlastet“, betont Imre Bösze, Vorsitzender des Gesamtpersonalrats. Trotzdem sollen wohl freie Stellen weitestgehend nicht nachbesetzt werden.

    Universitätskanzler Jörg Wadzack betont jedoch: Es gebe keine Entlassungen – befristete Stellen würden lediglich nicht erneut ausgeschrieben.

    Verzögerte Zahlungen und strukturelle Probleme

    Auch organisatorische Schwächen der Universität wurden im Meeting thematisiert. So wiesen Teilnehmende auf massive Verzögerungen bei der Auszahlung von Honoraren für die rund 300 Übungsleiter*innen der Hochschulsportkurse hin. Diese erhielten ihr Geld nach eigenen Angaben teils erst ein Vierteljahr nach Rechnungsstellung.

    Grund sei laut Wadzack ein kompliziertes Verwaltungsverfahren: Die Rechnungen liefen über drei Instanzen, bevor sie bei einer einzigen zuständigen Person landeten – ohne Vertretung im Krankheits- oder Urlaubsfall. Wadzack versprach Besserung: Man arbeite an einem neuen, vereinfachten IT-System, bat jedoch um Geduld.

    Studierende in Sorge um Lehre und Betreuung

    Auch Studierende äußerten Kritik. Nicht nachbesetzte Professuren könnten sich unmittelbar auf die Lehre auswirken. Schon jetzt mangele es an Arbeitsplätzen in den Bibliotheken und an ausreichend Seminar- und Laborräumen – einige hätten aus diesem Grund Mühe, die Regelstudienzeit einzuhalten.

    Für Verwunderung sorgte die daraufbezogene Aussage von Brigitte Latzko, Prorektorin für Talententwicklung, Studium und Lehre. Sie habe von diesen Problemen „noch nie gehört“.  Ein Masterstudent der Biologie ergänzte darauf, dass in den Laboren viele Stellen gestrichen worden seien. Durch fehlende Fachkräfte könnten nicht mehr alle Geräte genutzt und weniger Kurse angeboten werden.

    Latzko erklärte, sie habe sich bereits ein Bild vor Ort gemacht, bat jedoch um Zeit und Geduld bei der Umsetzung von Verbesserungen. Insgesamt warb sie um Nachsicht und bot an, bei Problemen direkt auf sie zuzukommen.

    Das „Townhall“-Meeting zeigte deutlich: Der Sparkurs der Universität Leipzig trifft auf Skepsis, Überlastung und wachsende Sorgen – sowohl bei Beschäftigten als auch bei Studierenden. Während das Rektorat auf strukturelle Konsolidierung und den Erhalt von Exzellenz zielt, bleibt offen, wie die Universität diesen Spagat meistern will.

    Titelbild: Anna Clasen

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