Ohne Zukunftsangst produzieren
Zwischen anderen Hochschulmedien, begrenzten persönlichen Kapazitäten und finanziellen Herausforderungen: Was wird wohl in Zukunft aus luhze?
Sind Print-Zeitungen nicht out – also langsam wirklich? Wie blöd für luhze. Wir machen Zeitung! Das ist seit Jahren unser Slogan, unser Produkt. Mal sind es mehr, mal weniger Seiten gewesen. Bis vor einem Jahr erschienen, abgesehen von der Corona-Zwangspause, normalerweise acht Ausgaben jährlich. Mittlerweile sind es vier. Gründe sind finanzielle und personelle Kapazitäten sowie der Anzeigenmarkt. Als unabhängiges Medium, in dem ausschließlich Ehrenamtliche wirken, geht es immer wieder ums Überleben.
Trotzdem ist in unserer Stadt sogar Platz für mehrere Hochschulmedien. Neben luhze gibt es in Leipzig unter anderem das Lokal- und Ausbildungsradio Mephisto 97.6, das in diesem Jahr sein 30. Jubiläum feierte. Chefredakteurin Rosi Zulauf erzählt, dass die Redaktion momentan daran arbeite, eine KI-Richtlinie zu formulieren und interne Awareness-Strukturen weiterzuentwickeln. Sie selbst sei zum Sender gekommen, weil sie über Musik reden wollte. Nach einem Semester sei sie Ressortleiterin im Musik-, beziehungsweise Tonleiter-Ressort geworden und habe sich zum darauffolgenden Semester erfolgreich auf einen Posten in der vierköpfigen Chefredaktion beworben. Die Räume und Technik in der Universität Leipzig kann Mephisto 97.6 laut Zulauf kostenfrei nutzen, aber für darüber hinausgehende Ausgaben sei der Sender auf die Unterstützung durch Sponsor*innen angewiesen. Ein Einschnitt sei die Corona-Pandemie auch für die Mephisto-Redaktion gewesen – im Zuge dessen entstanden die Podcast-Formate des Senders. „Viele sind voll motiviert“, sagt Zulauf. Eine Schwierigkeit sei es allerdings, mit den Kapazitäten und Ressourcen so zu haushalten, dass sich niemand überarbeite.
Campusjournalismus ist keinesfalls nur ein Leipziger Phänomen und er scheint auch nicht in seiner Existenz bedroht: Erst im Jahr 2019 veranstaltete Akrützel, Jenas Hochschulzeitung, zum ersten Mal die Campusmedientage. Das Event dient der Vernetzung und wird abwechselnd von verschiedenen Redaktionen ausgetragen. Die diesjährige und fünfte Ausgabe organisierte das Campusradio Hertz 87.9 aus Bielefeld. Im Vorfeld hatten sich 23 Redaktionen aus der ganzen Republik zur Teilnahme angemeldet. „Manche der aktiven Hochschulmedien werden von nur wenigen Schultern getragen und agieren unabhängig, während andere universitäre Strukturen hinter sich haben“, schildert luhze-Redakteur Eric Binnebößel seinen Eindruck nach dem Austausch mit anderen Redaktionen während der Campusmedientage 2024 in Erlangen.
Was den Campusjournalismus der Zukunft prägen wird, lässt sich also pauschal nicht beantworten. Die Szene ist zu divers. Wir als luhze-Redaktion haben selbst keine Ahnung, was mit unserer eigenen Zeitung in Zukunft noch passieren wird. Verschiedene Neuerungen sind immer mal wieder im Gespräch – ein Teil geht im Tagesgeschäft immer wieder unter. Schlussendlich ist es so: Wer in die Sitzungen kommt, Themen mitbringt und Texte diskutiert, Verantwortung für unsere Berichterstattung übernimmt, Aufräum-Aktionen und Vernetzungsinitiativen organisiert, Zeitungen an den Hochschulstandorten verteilt und Anzeigenkooperationen zustande bringt, die*der entscheidet, wie luhze sich entwickelt. Dabei ist es so, dass man dann schnell viel Verantwortung trägt. Das Ganze ist kein Simulationsprojekt und nicht der Hörsaal. Das bedeutet, alles, wovon die Subsistenz abhängt, muss passieren. Und: Wir schreiben über echte Menschen, die an den Hochschulen oder in der Stadt etwas bewegen oder sich vertrauensvoll an uns wenden. Wir machen eben Zeitung.
Disclaimer: Am 18. Oktober feiern wir unseren 25. Geburtstag in der Garage Ost in Leipzig. Um 19 Uhr geht es los. Mit Sektempfang, tollen Musiker*innen aus Leipzig und Berlin und allem Drum und Dran. Kauf dir jetzt online Tickets für dich und deine Freund*innen und seid dabei!
Grafik: ct


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