„Ein gutes Match“: 30 Jahre Unibund Halle – Jena – Leipzig
Im Jahr 1995 schlossen sich die drei größten Universitäten Mitteldeutschlands zusammen, um Forschung und Lehre voranzutreiben. Was konnte der Unibund in 30 Jahren erreichen?
Die Gründung des Universitätsbunds Halle – Jena – Leipzig sollte den Wissenschaftsstandort Mitteldeutschland (Sachsen-Anhalt, Thüringen, Sachsen) vorantreiben. Zur Feier des 30-jährigen Jubiläums luden die Hochschulleitungen am 23. Juni ins Paulinum der Universität Leipzig ein, um zurückzublicken und Zukunftsperspektiven zu präsentieren.
Die Projekte des Unibundes realisieren sich in Form von Start-Ups oder sogenannten Clustern. Das sind auf Zusammenarbeit und Synthese spezialisierte Forschungseinheiten. Besonders erfolgreiche Cluster werden beim jährlichen Exzellenzwettbewerb des Bundes vorgeschlagen. Dieser honoriert vielversprechende Cluster mit Förderungen in Millionenhöhe. Im Mai 2025 konnte das Leipzig Center of Metabolism (Leicem) eine langjährige Förderung erreichen. Das Leicem fokussiert sich auf die individuelle Ursachenforschung zu Stoffwechselkrankheiten.
Ein besonderes Prestigeobjekt des Unibundes ist das German Centre for integrative Biodiversity (Idiv) mit Sitz in Leipzig. Dieses setzt international Maßstäbe in der Biodiversität. Das Forschungszentrum beobachtet, analysiert und sucht nach Lösungen für einen besseren Schutz der biologischen Vielfalt.
Die Projekte des Bundes reichen von kleinen Initiativen wie „Antike Körper im Verbund. Ideenwerkstatt zu einer gemeinsamen Ausstellung“, bis zum „Forum for the study of the human condition“, das globale Verflechtungen zwischen Gesellschaften im Zeitalter der Globalisierung untersucht. Der Leipzig ScienceCampus veröffentlichte jüngst das erste Lehrbuch, welches den Großraum Osteuropa als Global Area untersucht – eine Premiere.
Vorteile für Studierende, aber mangelnde Sichtbarkeit
Neben den großen Projekten und Initiativen bietet die Zusammenarbeit der Universitäten auch für Studierende Vorteile: So erlaubt die Gasthörerschaft die Teilnahme und Leistungsakkreditierung von Veranstaltungen der jeweils anderen Universitäten im Bund. Durch das Semesterticket sind die Standorte länderübergreifend leicht zu erreichen. Vor allem kleine Studiengänge könnten davon profitieren.
Allerdings wisse nur eine kleine Zahl an Studierenden, die Vorteile in Anspruch zu nehmen. Das ginge aus einer internen Studie des Unibundes hervor. Pläne, die Sichtbarkeit des Bundes auszubauen, bleiben vage.
Die Verantwortlichen sind sich des Problems bewusst. Trotz möglicher finanzieller Engpässe in der Kommunikation und länderübergreifenden administrativen Schwierigkeiten bemühe man sich, den Austausch mit und in der Gesellschaft zu fördern. Öffentliche Sichtbarkeit soll unter anderem durch ein gemeinsames Auftreten der Universitäten bei der jährlichen Leipziger Buchmesse gewährleistet sein. Eine Aktion, die auf großen Andrang stoße. Laut den Rektor*innen der Universitäten wäre ein möglicher nächster Schritt die Etablierung eines gemeinsamen Büros. Die Verantwortlichen zeigen sich hierzu optimistisch.
„Die jüngst verliehenen Exzellenzförderungen haben bei allen drei Universitäten eine spürbare Euphorie und eine Aufbruchsstimmung ausgelöst“, sagt Prof. Dr. Andreas Marx, Präsident der Universität Jena und Mitglied des Unibundes. Jetzt gelte es, „noch besser zusammen zu kommen“ und „noch besser zu werden“. Denn: der Unibund sei „ein gutes Match zwischen uns Dreien“.
Titelbild: Die Universitätsleitungen im Dialog. Von links nach rechts: Prof. Dr. Matthias Middell (Moderation), Prof Dr. Claudia Becker (Rektorin der Uni Halle), Prof. Dr. Andreas Marx (Präsident der Uni Jena), Prof. Dr. Eva Inés Obergfell (Rektorin der Uni Leipzig). Credits: Jonas Böhme


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