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  • Stell dir vor, es sind Wahlen und keiner geht hin

    Noch bis zum 24. Juni laufen die Hochschulwahlen. Oft bleibt die Wahlbeteiligung gering. Was sind die Gründe? Einige Wochen vor den Wahlen hat luhze sich am Campus Augustusplatz umgehört.

    In einer sich rasant verändernden, demokratischen Gesellschaft sind Wahlen ein Mittel, um der eigenen Perspektive eine Stimme zu verleihen. Auch an der Universität Leipzig gibt es regelmäßige Gremienwahlen. Aber wo bleiben die Wähler*innen?
    Stimmengewirr und das Geräusch ploppender Sterni-Flaschen ziehen durch die Parks der Stadt – der Sommer ist in Leipzig angekommen. Und mit dem Sommer auch die Hochschulwahlen. Vom 17. bis zum 24. Juni ist es wieder so weit: Die Mitglieder der 32 Fachschaftsräte (FSR) und das Referat für Ausländische Studierende (RAS) werden gewählt.
    Seit 2024 findet die Wahl auch online statt. Trotzdem hat sich die Wahlbeteiligung kaum verändert und bleibt gering (2023: 13,49 Prozent; 2024: 13,45 Prozent) – besonders unter ausländischen Studierenden. Woran liegt das und welche Chancen liegen in dieser Wahl? Wir haben am Campus nachgefragt.

    Denis (30), Deutsch als Zweit- und Fremdsprache

    luhze: Wusstest du von den Hochschulwahlen?
    Denis: Ich habe immer Informationen per E-Mail bekommen, aber leider immer nicht reagiert. Ich habe nur einmal gewählt. Und weil wir inhaltlich oder generell an dem System nichts ändern können, habe ich die Nachrichten danach einfach ignoriert.

    Kannst du das genauer erklären?
    Ja, als Nichtmuttersprachler wollte ich Klausuren zum Beispiel nicht in 90 Minuten schreiben, sondern die doppelte Zeit oder eher länger bekommen. Das konnte der Fachschaftsrat meiner Fakultät nicht verändern. Deswegen habe ich nicht mehr an den Wahlen teilgenommen.

     

    Finja (19), Psychologie

    luhze: Wusstest du von den Hochschulwahlen?
    Finja: Ich habe etwas über den E-Mail-Verteiler gelesen, aber mich darüber nie so richtig informiert.

    Wie zugänglich empfindest du Hochschulpolitik?
    Mir kommt das immer sehr weit weg vor und ich kann mir gar nicht so genau vorstellen, um was es da genau gehen kann.

    Was wünschst du dir von der Hochschulpolitik?
    Dass man auf die Leute, die hier studieren, auch eingeht und eben alle mit einbezieht. Dass es nicht so eine hohe Einstiegsschwelle gibt und man sich wohlfühlt, auch wenn man bisher noch nicht damit in Kontakt getreten ist.

    Gibt es ein bestimmtes Anliegen, dass an der Uni Leipzig mehr Gehör finden sollte?
    Ich denke, dass es wichtig ist, über Studienfinanzierung und Bafög zu reden und man im Hinterkopf behält, dass viele Leute gerade in diesem Bereich Probleme haben.

     

    Johannes, Studentischer Wahlleiter

    luhze: Was denkst du, sind die Ursachen für die geringe Wahlbeteiligung?
    Johannes: Man muss sagen, dass Hochschulwahlen generell eine geringe Wahlbeteiligung haben. Ein Grund dafür ist, dass nicht alle Studierenden ein Bild davon haben. Das ist sehr schade und wir versuchen es zu ändern, denn Hochschulpolitik betrifft alle Personen. Es geht ja um existenzielle Fragen wie Bafög oder den Lehrplan.

    Was kann sich durch hochschulpolitisches Engagement verändern?
    Viele Studierende sind von Armut betroffen, was ein großes Problem werden könnte. Zudem kann der aktuelle Rechtsruck in ganz Deutschland und auch Sachsen Studierenden den Alltag ruinieren, die vielleicht nicht weiß, heterosexuell und auf Linie sind. Auch da arbeiten wir in der Hochschulpolitik daran, dem etwas entgegenzusetzen. (Johannes antwortet hier als Privatperson, Anm. d. Red.)

    Welche Botschaft hast du an die Studierenden?
    Geht wählen! Und wenn ihr nicht wählen geht, habt ihr trotzdem das ganze Jahr danach noch Zeit, euch zu engagieren: In Fachschaftsräten oder auch abseits. Es gibt viele AGs oder Aktionen, um eurer Sache eine Stimme zu verschaffen.

     

    Titelbild von Leopictures auf Pixabay

    Fotos: Minh Anh Do

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