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    „Männlichkeiten Verraten!“ von Kim Posster lässt tief in patriarchale Strukturen Blicken. Er zeigt die Probleme der Männlichen linken und schlägt vor wie diese überwunden werden können.

    Sexuelle Übergriffe, Sexismus und patriarchale Strukturen sind noch immer präsent in unserer Gesellschaft. Und das sogar dort, wo man sie am wenigsten vermuten sollte: in politisch linken Kreisen. Dieses Problem beschäftigt den Leipziger Autor des Essays „Männlichkeiten verraten! – Über das Elend der ‘Kritischen Männlichkeit’ und eine Alternative zum heutigen Profeminismus“ Kim Posster bereits seit Jahren. Das im Neofelis-Verlag erschienene Buch ist der 17. Band in der Reihe „Relationen-Essays zur Gegenwart“.  

     Als Aktivist versuchte der Autor lange, sich in verschiedenen Gruppen und Zusammenhängen dafür einzusetzen, Männlichkeit kritisch zu reflektieren. Doch all diese Ansätze in der linken Szene scheiterten.   

    In seinem Sachbuch nimmt er uns mit auf eine Reise seiner Gedanken und Ideen zum Thema kritische Männlichkeiten. Gedanken dazu, ob nur cis Männer Täter sein können, Männlichkeitskritik eine Lebensberatung sein muss bis hin zu einem Privilegiencheck und der großen Frage, ob alle Männer Täter sind.  

    Wie im Vorwort beschrieben „geht er mit dem proklamierten Profeminismus der ‚kritischen Männlichkeit‘ hart ins Gericht“ und es wird nach einer Alternative gesucht.  

    Er zeigt Lücken im Aktuellen Diskurs auf, wie der Umgang mit Tätern  oder das Selbstverständnis von Männern in der linken und die daraus resultierenden Machtverhältnisse.  

    Neue Ansätze in Form einer „organisierten Männlichkeitskritik“, welche tatsächlich profeministisch ist und das eigene Ego der Männer außenvor lassen soll, werden vorgestellt. So schreibt er beispielsweise: „Die meisten Männer fallen aus allen Wolken und verstehen weder sich noch die Welt, wenn sie mit der Täterschaft konfrontiert werden […].“ Dadurch werden Patriarchale Strukturen und Verhaltensweisen, welche den Männern zum Teil selbst nicht bewusst sind deutlich. Posster gelingt es, den Leser*innen diese Strukturen sowohl in der realen als auch in der mentalen Welt näher zu bringen. Dabei werden keinesfalls Täter verteidigt. Dennoch ist diese Einordnung wichtig für das Verständnis und dient als Grundlage für eine schlüssige Alternative zum aktuellen Profeminismus. Gesellschaftliche Normen, die sich teilweise Jahrhunderte eingebrannt haben, müssen am Ursprung gepackt werden, um nachhaltig neue Normen und Strukturen zu erschaffen. Männer müssen völlig ehrlich beginnen, sich selbst zu reflektieren, wodurch dieses Buch nicht jedem gefallen wird, da Selbstreflektion auch immer ein Eingestehen von Fehlern bedeutet. Zudem geht Kim Posster einen Schritt weiter und macht deutlich, dass (cis) Männer „auch selbst feministische Ansprüche vertreten und leidenschaftlich gegen Anpassungs- und Abwehrtendenzen von (cis) Männern vorgehen“ müssten 

    Posster bietet verschiedene Antworten zum aktuellen Diskurs der Männlichkeitskritik. Es sollte deshalb ein allgemeines Vorwissen zu dieser Thematik vorhanden sein, damit das Lesen angenehm und verständlich ist. Dieses Werk steigt tief in die Thematik ein und bietet viel Stoff zum Nachdenken, wodurch vor allem (cis) Männer aus ihrer Komfortzone getrieben werden.  

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