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  • „Ein Buch, das Hoffnung macht“

    Beim Blick in die Nachrichten scheint es nahezu unmöglich, zu glauben, dass der Mensch im Grunde gut sei, findet luhze-Autorin Toni. Doch Rutger Bregmans Buch belehrt eines Besseren.

    Der Krieg in der Ukraine ist noch immer nicht vorbei, in Myanmar werden Demokratie-Aktivist*innen hingerichtet, ein Schulbezirk im US-Bundesstaat Missouri hat die Prügelstrafe wieder eingeführt – wir könnten diese Aufzählung vermutlich noch stundenlang weiterführen. Doch ist das die Geschichte der Menschheit? Hatte Hobbes schon immer Recht und der Mensch ist dem Menschen ein Wolf? „Nein!“, sagt Autor Rutger Bregman und plädiert in seinem Spiegel-Bestseller „Im Grunde gut“ für ein neues – wie er sagt gar realistisches – Menschenbild.

    Raus aus dem Alltagsstress, rein in den Urlaub. luhze-Autorin Toni hat ihre Lieblingsreiselektüre gefunden. Foto: privat.

    Auf 433 Seiten hinterfragt der Autor kritisch, wie es zu unserer Vorstellung über das Wesen des Menschen kommen konnte. Beginnend mit der Entstehung des Menschen, seinem Naturzustand und der Erfolgsgeschichte des „Homo puppy“, quasi ein „Welpenmensch“ ganz nach dem Motto „the survival of the friendliest“, bis hin zu aktuellen Kriegen und Terroranschlägen führt Rutger Bregman zahlreiche historische Ereignisse wie Pogrome und Völkermorde sowie psychologische Studien wie das Stanford-Prison-Experiment auf, um zu zeigen, dass wir entgegen unserer Überzeugungen dennoch falsch liegen. Unser negatives Menschenbild beruhe auf althergebrachten fehlerhaften Grundannahmen westlichen Denkens – dass der Mensch grundsätzlich böse und egoistisch sei und es nur durch List weitergebracht habe.

    Doch wie erklärt man dann die größten Verbrechen der Menschheit? Während seiner Recherche überkommen den Autor selbst immer wieder Zweifel, mitreißend werden die Leser*innen durch die Pros und Kontras mitgenommen. Beim Lesen fühlt es sich so an, als begebe man sich selbst auf eine Reise – und Reisen, so schrieb Mark Twain schon 1869, sei für Vorurteile, Bigotterie und Engherzigkeit lebensgefährlich.

    Ich hangelte mich entlang einer radikalen Idee, verschlang Kapitel wie „Colonel Marshall und die Soldaten, die nicht schossen“ oder „Tee trinken mit Terroristen“ gerade zu, stolperte dabei über die Für und Wider, hinterfragte mein eigenes Denken, schaute irgendwie auch anders auf mein Leben und ganz zum Schluss habe ich dann verstanden, worin diese Idee überhaupt besteht: Dass die Menschen im Grunde gut sind. Dass wir besser sind als wir denken. Eine bessere Welt sei keine Utopie, wenn wir dies erkennen würden, erklärt Rutger Bregman. Fortschritt entstehe durch Vertrauen, Kooperation und naive Zuversicht in die Zukunft. „Im Grunde gut“, erschienen 2021 im klimaneutralen Rowohlt Taschenbuch Verlag, plädiert für Hilfsbereitschaft und Gemeinschaftssinn und sei ein Buch, das Hoffnung macht, und vielleicht ist das genau das, was die Welt gerade braucht.

     

    Grafik: Sara Wolkers

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