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  • „Runter von der Straße und rein in den Hörsaal!“

    Studentische Aktivist*innen fordern mittels zivilen Ungehorsams das Rektorat der Universität Leipzig zur Unterzeichnung einer Lebenserklärung auf und besetzen Campus und Audimax.

    Gestern, am 11. Mai, rief eine studentische Initiative kooperativ mit der Letzten Generation zur Besetzung des Audimax der Universität Leipzig (UL) auf. Dieses soll blockiert werden, bis Rektorin Eva Inés Obergfell stellvertretend für die Universitätsleitung eine Lebenserklärung für jetzige und zukünftige Generationen abgibt, die an Robert Habeck gerichtet sein soll. Konkret soll sie sich in der Lebenserklärung gegen den Bau und die Finanzierung neuer fossiler Infrastrukturen aussprechen – insbesondere gegen Ölbohrungen in der Nordsee, wie sie Finanzminister Christian Linder erst kürzlich vorschlug. Weiterhin wird die UL aufgefordert, sich zu verpflichten, keine Investitionen in fossile Infrastrukturen zu tätigen und ihre Di- und Investments im nächsten Jahresbericht zu veröffentlichen. Damit gemeint sind die Käufe und Verkäufe ihrer Vermögenswerte. Diese liegen bisher nicht öffentlich vor.  Bezüglich des Lehrbetriebs werden zudem dauerhafte und regelmäßige Veranstaltungsreihen zum Klimanotfall unabhängig von der aktuellen Ringvorlesung und eine postwachstumsökonomische Professur verlangt.

    Mit diesen Forderungen hatte sich die Gruppe vergangene Woche an die Rektorin gewandt. Nach Angaben von Lilly Schubert, einer Sprecherin der Hörsaal-Blockade, lies die Universität in ihrer Antwort verlauten, dass sie im Bereich Lehre und Forschung sehr um das Thema Klimawandel bemüht sei und gerne gemeinsam mit der Studierendenschaft einen Weg finden wolle, auf den Notstand zu reagieren. Die Lebenserklärung sei nicht erwähnt worden. Während der Besetzungserklärung war UL-Kanzlerin Birgit Dräger als Vertretung des Rektorats anwesend. „Wir respektieren ihre Aktion und Intention“, verkündet Dräger und gesteht ein, dass „die Universität vermutlich zu wenig tut“. Dennoch verteidigt sie die bisherigen Bemühungen der UL auch finanziell unabhängiger zu werden und Änderungen in der Infrastruktur vorzunehmen. Sie hebt zudem die Forschungsprofilierung zum Klima hervor. „Wir begrüßen die bisherigen inneruniversitären Bemühungen, aber die Universität muss sich ihrer gesellschaftlichen, sozialen und politischen Rolle bewusst werden und ihre Verantwortung wahrnehmen, deshalb brauchen wir eine Lebenserklärung“, bewertete Schubert die Aussagen der Kanzlerin.

    Neben Studierenden befanden sich zudem Professor*innen und Mitglieder weiterer Klimainitiativen vor Ort. Die Beteiligten wollen durch ihren zivilen Ungehorsam in Form einer Besetzung den universitären Ablauf stören und so einen Diskurs eröffnen. Aus diesem Grund soll das Audimax mit Vorlesungen, Diskussionsrunden sowie Reden bespielt werden. Ihre Aktion soll Aufmerksamkeit schaffen, selbst wenn diese unangenehme Folgen haben kann und die Akteur*innen mit einem Platzverweis oder einer Anzeige wegen Hausfriedensbruch rechnen müssen.

    Foto: Adefunmi Olanigan

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