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  • Stipendium leicht gemacht

    In Deutschland finanzieren nur vier Prozent der Studierenden ihr Studium über ein Stipendium. Früher nur für Hochbegabte eine Option, ist eine Bewerbung heute für fast alle möglich.

    Richtig gehört: Für eins der sagenumwobenen Stipendien braucht es heutzutage keinen Notendurchschnitt von 1,0 mehr. Viel wichtiger als Top-Leistungen ist mittlerweile soziales oder politisches Engagement. Die finanziellen Förderungen werden nämlich in den meisten Fällen von Parteien, kirchlichen Organisationen, Unternehmen oder auch von Privatpersonen angeboten. Von diesen Institutionen hängen auch die Bewerbungsbedingungen für das jeweilige Stipendium ab. Eine allgemeingültige Liste mit Voraussetzungen gibt es also nicht.

    WICHTIG ist: Jede Person, die sich in Deutschland auf ein Stipendium bewirbt, muss an einer deutschen Hochschule eingeschrieben sein.

    Klingt simpel. Trotzdem werden von den jährlich etwa 610 Millionen Euro zur Verfügung stehenden Geldern für Stipendien längst nicht alle verwendet. Das Angebot der Organisationen ist so groß, dass es schwierig ist, den Überblick zu behalten. Und aufgrund der vielen Gerüchte zum Thema Stipendium, trauen sich viele nicht, sich zu bewerben. Dabei ist eine Studienförderung eine einfache Methode, das gesamte Studium zu finanzieren, ohne dabei das Geld zurückzahlen zu müssen.

    Pauschal kann nicht gesagt werden, wie viel Geld die Stipendiat*innen bekommen. Der Betrag bewegt sich jedoch meist zwischen 300 und 600 Euro pro Monat. Anstelle von Geld wird manchmal auch Unterstützung in Form von Lernmitteln, Seminaren, Sprachkursen oder Ähnlichem angeboten. Welche Form der Unterstützung gewählt wird, entscheidet jede Fördereinrichtung individuell. Welche Förderung die Studierenden brauchen, hängt davon ab, ob es sich um Geld für ein Auslandssemester, die Bezahlung der gesamten Studienkosten oder lediglich um Lehrmittel handelt.

    Besonders essentiell bei einer Bewerbung um ein Stipendium ist das Einhalten der vorgegebenen Fristen. Diese liegen bei den meisten Förderwerken im Frühling und im Herbst, die genauen Daten sind auf den Webseiten nachzulesen. Und vollständig sollte sie sein. Fehlen Dokumente, werden die Unterlagen meist direkt aussortiert. Je nach Stiftung gehören zu einer vollständigen Bewerbung ein Motivationsschreiben, der Lebenslauf, sowie Empfehlungen früherer Jobs, Praktika, ehrenamtlicher Arbeit etc.

    Zwar sind perfekte Noten nicht mehr so ausschlaggebend wie früher, trotzdem legen die Stiftungen Wert auf gute Leistungen in der Schule. Allerdings sind diese nicht mehr der einzige Faktor, nach dem die Entscheidungen des Vergabeverfahrens getroffen werden. Hinzu kommt vor allem eine individuelle Eignung der Bewerber*innen und unterschiedlichste Formen von gesellschaftspolitischem Engagement, wie zum Beispiel die Mitarbeit in NGO’s, Übernehmen des Amtes des Schulsprechers*der Schulsprecherin, Fachschaftsmitarbeit oder der Teilnahme an Jugendcamps. Gerade dieser Punkt ist zu 100 Prozent abhängig von der Organisation, bei der sich beworben wird. So betont die Heinrich-Böll Stiftung beispielsweise, dass die Studierenden sich „für eine gerechte, demokratische und ökologische Welt aktiv einsetzen“. Auf diese sollte besonders Wert gelegt werden, sie sind der Kern der Bewerbung.

    An einer deutschen Uni oder Hochschule immatrikuliert, steht der Bewerbung erst mal nichts mehr im Wege. Bei einigen Stiftungen ist es sogar für Geflüchtete und Ausländer*innen, die in Deutschland studieren, möglich, sich auf eine der Förderungen zu bewerben. Da die Auswahlgespräche jedoch so gut wie immer in deutscher Sprache geführt werden, erwarten die meisten Förderorganisationen ein Deutschlevel von B2. Es ist ebenfalls möglich, während eines Auslandsstudiums gefördert zu werden. Bei einem Aufenthalt in oder außerhalb der EU unter zwölf Monaten steht den Stipendiat*innen eine zusätzliche finanzielle Hilfe zu.

    Wer schon Bafög bezieht, hat keinen Anspruch auf ein zusätzliches Stipendium. So ist es in der Regel auch nicht möglich, von zwei unterschiedlichen Organisationen gefördert zu werden. Bei bereits vorhandenem Stipendium entfällt meist der Anspruch auf ein zweites. Auch sind Stipendien als Unterstützung für das Erststudium gedacht. Wer also einen zweiten Bachelor oder Master beginnt, aber schon einen Abschluss hat, erhält kein Stipendium mehr. Das normale Fortsetzen mit einem Master nach einem Bachelor ist jedoch okay. Bei einem abgebrochenen und einem neu angefangenen Studium ist der Erhalt der finanziellen Hilfe möglich, wenn der erste Versuch nicht länger als ein bis zwei Semester gedauert hat.

    Mittlerweile gibt es in Deutschland mehr als 3.260 Stipendiengeber. Die größten sind 13 Begabtenförderwerke mit vorrangig politischem und kirchlichem Ursprung.

    Hier ein kleiner Überblick:

    Die Zahl der Förderorganisationen ist deshalb so hoch, weil die Stipendiumsangebote neben den dreizehn großen Netzwerken immer spezifischer werden. So findet mittlerweile jede*r Studierende eine passende Förderung, sogar auf den eigenen Studiengang bezogen. Es gibt auch spezielle Hilfen für Studierende der Medien oder der Meeresforschung. Die Bandbreite ist sehr riesig.

    Aus diesem Grund gestaltet sich die Suche nach einem passenden Stipendium anfangs etwas schwierig, aber mit ein paar Tipps und Tricks gelangt man fix zu den richtigen Anlaufstellen. So hilft es, in die Suchleiste nicht nur das Wort „Stipendium“ einzutippen, sondern dazu auch noch den Studiengang und den Wohn- oder Studienort.

    Hier nochmal eine kleine Zusammenstellung von ein paar Links, die die Suche erleichtern:

    Auf diesen Seiten finden sich sämtliche Stipendienangebote mit ihren individuellen Anforderungen, sodass einer Bewerbung nichts mehr im Wege steht. Die nächste Frist ist diesen Herbst.

    Übrigens: Die meisten Bewerbungen werden wegen Form- oder Rechtschreibfehlern abgelehnt. Also einfach nochmal die Rechtschreibprüfung drüber laufen lassen!

    Foto: Pixabay

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