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    Von langweilig über ulkig bis abgefahren. Wir haben uns angeschaut, was Leipzigs Endhaltestellen zu bieten haben.

    Taucha

    In Taucha steigt man aus der Linie 3 „An der Bürgerruhe“ aus und viel besser lassen sich die Vorzüge dieses Ortes auch nicht beschreiben. Wenige Meter von der Haltestelle entfernt ist der Schwanenteich, der zwar einen Schwan vermissen lässt, aber sonst ganz hübsch ist. Hier steht außerdem ein Mahnmal für die Gefangenen und Toten der Zwangsarbeitslager rund um Taucha. Sich ihre Geschichte anzuschauen ist erschreckend, aber außerordentlich wichtig.
    In Richtung Schoppenteich läuft man an einem Bächlein vorbei, das – und nie hat ein Wort besser gepasst – so dahinplätschert. Um den Teich stehen zahlreiche Trauerweiden, die das gan­ze Bild leicht verwunschen wirken lassen. Wer sich nicht an der Bahnfahrt stört, findet hier einen wundervollen Ort zum Lesen, Musikhören oder Schreiben.

    Wahren

    Ein leicht schäbiges Rathaus begrüßt die Linien 10 und 11 in Wahren, aber dafür sind wir nicht hier. In Wahren gibt es nämlich eine Parkeisenbahn. Die Fahrt dauert etwa sieben Minuten und man sieht gar nicht so unheimlich viel außer Wald, aber die Lokomotiven und Waggons sind so niedlich, dass das ziemlich egal ist. Entgegen der Ankündigung auf der Website wird man allerdings nicht von Kindern umhergefahren, sondern von Er­wachs­enen. Dafür gibt es einen sehr authentischen Pfiff beim Losfahren.

    Lößnig

    Wer schon immer einmal Starlight Express nachstellen wollte, ist in Lößnig genau richtig: Der Erholungspark Lößnig-Dölitz, der direkt an die Haltestelle der Linien 10 und 16 angrenzt, birgt eine Rollschuhbahn. Musicalhasser*innen kön­nen hier alternativ ihren Kom­petitivitätsdrang ausleben und Partner*innen oder Freund­­*in­nen in Grund und Boden fahren. Es gibt sogar zwei Tribünchen, von denen aus man sich anfeuern lassen kann. Lößnig hat außerdem den Rundling zu bieten, eine kleine, vom Bauhaus-Architekten Hubert Ritter erdachte Siedlung aus senfgelben Häusern, die in drei konzentrischen Kreisen angelegt ist.

    Böhlitz-Ehrenberg

    Dass die Linie 7 die merkwürdigste der Leipziger Straßenbahnlinien ist, ist weithin be­kannt. Dass sie einen auf ihrer Fahrt gen Westen dreist anlügt, weit weniger. Denn was die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) Endhaltestelle „Böhlitz-Ehrenberg“ nennen, ist in Wirklichkeit Gundorf. Das wurde zwar von Böhlitz-Ehrenberg eingemeindet, aber weil Böhlitz-Ehrenberg in­zwischen auch von Leipzig eingemeindet wurde, könnten die LVB auch einfach alle ihre Haltestellen „Leipzig“ nennen, wenn sie schon so vorgehen wollen.
    Gundorf unterscheidet sich nicht wirklich von jedem be­liebigen Dorf in Ost­deutsch­land. Insgesamt ist ein Besuch nicht zu empfehlen, vor allem wegen der dreisten Lüge zu Beginn, aber auch weil es tatsächlich eine halbe Ewigkeit dauert, bis man endlich ange­kommen ist.

    Titelbild: Jonas Waack

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