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  • Stadtgeschichten: Karl-Heine-Kanal

    Unsere Rubrik Stadtgeschichten nimmt besondere Orte in Leipzig unter die Lupe. Diesmal im Fokus: die Geschichte und Zukunft des Karl-Heine-Kanals.

    Leipzig soll schiffbar mit dem Meer verbunden werden. Das ist Carl Heines große Vision. Der Leipziger Rechtsanwalt, der später auch oft mit K geschrieben wird, kauft dafür Mitte des 19. Jahrhunderts Grundstücke im damals sumpfigen Leipziger Wes­ten. 1856 beginnt Heine mit dem Bau des ersten Kanalstücks, das heute seinen Namen trägt.

    Der Kanal soll Leipzig mit der Saale und perspektivisch mit der Elbe, der Nordsee und dem boomenden Überseehandel ver­binden. Durch die Aushebung des Kanals wird das Sumpfgebiet trocken und der Grundstein für die heutige Besiedlung der Gegend gelegt. Die trockengelegten Grund­­stücke verkauft Heine, um den Bau des Kanals zu finanzieren. Dabei werden auch Grundstücke verkauft, die eigentlich für den Bau des Kanals benötigt werden. So entstehen Windungen und Schlängellinien, anstatt der eigentlich geplanten geraden Linie. Doch Carl Heine sollte seinen Traum nie realisieren können. Der Mann mit den großen Plänen stirbt 1888 und ein Weltkrieg kommt der Vollendung in die Quere.

    Dabei fehlen dem Kanal nur noch rund sieben Kilometer bis zur Saale. In Wüsteneutzsch befindet sich auch schon eine gebaute Schleuse, die seit Jahrzehnten ohne jeglichen Wasseranschluss in der Landschaft steht – 100 Meter lang und zehn Meter hoch. Über die Jahre verwandelte sich der Karl-Heine-Kanal jedoch in eine Mülldeponie und wird vergessen. Erst 1990 entdeckt ein Leipziger Kanu-Slalomtrainer den Kanal wieder. Jahrelang wird das Wasser von den Chemikalien und Verschmutzungen gesäubert.

    Sabine Heymann glaubt noch an die Vollendung der Kanalverbindung. Als Leiterin des Vereins Wasser-Stadt-Leipzig setzt sie sich für Heines Traum ein. 2015 dann der erste Erfolg: Durch vereinte Mühen der Stadtverwaltung und des Vereins wird der bis dahin abgetrennte Lindenauer Hafen mit dem Karl-Heine-Kanal verbunden.
    Doch die Vollendung des Elster-Saale-Kanals, das Verbindungsstück zwischen dem Lin­denauer Hafen und der Saale, erweise sich als schwieriger, so Heymann. Insbesondere die Landesregierung von Sachsen-Anhalt sehe hier keine Prioritäten. Die Schleuse in Wüsten­eutzsch soll jedoch nicht für die geplante Kanalverbindung verwendet werden. Stattdessen soll es ein Schiffshebewerk geben. „Das ist viel wassersparender. Durch eine Schleuse würden wir zu viel Wasser an die Saale verlieren“, sagt Heymann. Ob die Realisierung möglich sein wird, wird sich zeigen. Heymann und ihre Mitstreiter*innen setzten sich jedenfalls stetig dafür ein, dass wir eines Tages Sterni auch nach Hamburg verschiffen können.

    Titelfoto: Sanja Steinwand

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