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  • (K)ein gebührender Abschluss

    Am 3. Juli konnte die schriftliche Staatsexamensprüfung im Fachbereich Bildungswissenschaften in Präsenz durchgeführt werden. Doch die Folgen der Verschiebung haben die Studierenden zu tragen.

    An diesem sommerlichen Julisamstag verlassen die Lehramtsstudierenden teilweise zufrieden, aber hauptsächlich erschöpft das Hörsaalgebäude. Auf dem Campus werden sie mit Blumensträußen und knallenden Sektflaschen empfangen und versuchen, mit den vergangenen Monaten abzuschließen. Sie berichten, dass sie sich während des Staatsexamens häufig benachteiligt und alleingelassen fühlten. „Ich finde es nicht schlimm, dass die Prüfung im Juli stattfand, aber es hätte organisierter sein können“, berichtet Michelle, die gerade die letzte Klausur ihres Studiums hinter sich gebracht hat. „Die Verschiebung war absehbar, aber es wurde viel zu lange nicht gehandelt und das war wirklich frustrierend. Der Prozess war überhaupt nicht transparent“, sagt sie.

    Ursprünglich sollte die schriftliche bildungswissenschaftliche Klausur, die einen Schwerpunkt des Staatsexamens darstellt, am 1. April stattfinden. Das Sächsische Ministerium für Kultus (SMK) hatte sich jedoch im März dazu entschlossen, die Prüfung aufgrund der hohen Infektionszahlen so lange zu verschieben, bis die Durchführung in Präsenz wieder möglich sei.

    Jonas Flöter, der Studiendekan der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig, bewertet die Verschiebung der Klausur als grundsätzlich sinnvoll. Auf die Forderungen des Studierendenrates (Stura) der Universität im Frühjahr, eine Online-Alternative der Präsenzform vorzuziehen, entgegnet er: „In dem Moment als es aktueller wurde, hatten wir genau zwei Wochen Zeit, eine digitale Klausur zu erstellen. Das war unmöglich.“ Die Entscheidungen über Veränderungen des Staatsexamensprozesses trifft laut Flöter nicht nur die Universität Leipzig. Die Beschlüsse werden im Zusammenspiel mit dem Landesamt für Schule und Bildung (LaSuB), den Ministerien und den anderen sächsischen Universitäten in Dresden und Chemnitz abgestimmt.

    Auch für die Dozierenden ist die verspätete Prüfung eine zusätzliche Belastung. Seit dem 7. Juli haben sie zwei Wochen Zeit, um die Klausuren von über 500 Studierenden zu benoten, denn die Zeugnisse sollen bereits am 31. Juli ausgegeben werden. Studiendekan Flöter sieht den baldigen Zeugnistermin und die verkürzte Korrekturzeit als besondere Herausforderung. „Die Dozierenden sind am Ende der Vorlesungszeit normalerweise mit ihren eigenen Seminarleistungen ausgelastet“, ergänzt er. „Das ist alles nur schwer zu schultern.“

    Die Schließungen der Bibliotheken, der wegfallende soziale Ausgleich und die pandemiebedingten Belastungen prägten die Lernzeit der Absolvent*innen maßgeblich. „Uns fehlte ja auch der Vergleich mit anderen“, erzählt Fabian, „sonst hat man seine Kommiliton*innen in der Bib oder im Seminar getroffen und konnte sehen, auf welchem Stand diese sind.“

    Trotz der schwierigen Lernbedingungen sind die Studierenden sich einig: Die schriftliche Prüfung war fair und machbar. Es sind andere Sorgen, die sie jetzt umtreiben wie die Suche nach einem geeigneten Platz für das Referendariat und die kurze Zeit, die dafür noch bleibt. Dem Prüfling Anton wurde ein Platz in einer ländlichen Region Sachsens zugeteilt. „Ich muss jetzt entscheiden, wo ich die nächsten zwei Jahre leben möchte, und ich brauche Zeit für diese Wahl“, erzählt er. „Das Problematische ist, dass uns nur zwei Wochen für eine Entscheidung gegeben werden, ob wir den Platz annehmen wollen. Ich weiß noch nicht, was ich machen soll.“ Aber auch die Stimmung der Glücklichen, die bereits den Traumplatz ergattern konnten, ist bedrückt. „Durch die Verschiebung der Prüfung haben wir kaum freie Zeit zwischen Studium und Referendariat“, sagt Isabell, „Ich wäre gerne ein bisschen gereist, schließlich haben wir jetzt anderthalb Jahre durchgearbeitet. Aber nun muss ich direkt eine Wohnung finden und den Umzug planen.“ Studiendekan Jonas Flöter versucht Mut zu machen: „Jeder der will, kriegt auch einen Referendariatsplatz“, meint er, „und nach dem zweiten Staatsexamen kann man immer noch in die Wunschregion wechseln.“

    Grafik: Charlotte Paar

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