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  • Leipziger Osten lädt zu kulturellem Miteinander

    Unter dem Titel „Art Go East“ hat vergangenen Donnerstag eine Vielzahl an Galerien und Ausstellungsräumen ihre Pforten zur Präsentation zeitgenössischer Kunst in all ihren Facetten geöffnet.

    Die im Rahmen von „Art go east“ geöffneten Kunsträume sollen nicht bloß Kunst ausstellen, sondern für Besucher*innen Kunst zugänglicher und greifbarer machen. Bei dem Projekt stehen sogenannte Frei- und Experimentierräume im Vordergrund, die die Vielfalt der Stadt repräsentieren sollen. „Art Go East“ verstehe sich als Veranstalter*innen-Verbund der Kunsträume im Leipziger Osten, sagt Paul Altmann, selbst Künstler und Betreiber des Fang Studio, und wolle auch in Zeiten der eingeschränkten Begegnungsmöglichkeiten die Räume für soziales und kulturelles Miteinander wieder zugänglicher machen. Um auch unter pandemiegerechten Öffnungsmöglichkeiten Kultur- und Begegnungsstätten sein zu können, bieten teilnehmende Kunsträume Einzeltermine an, die man sich online buchen und in Präsenz wahrnehmen kann. Die Vergabe von Einzelterminen ist weniger eine Beschränkung als vielmehr eine Möglichkeit mit den Künstler*innen und Kurator*innen in persönlichen Austausch zu treten, Hintergründe zu erfragen und aktiv an Kunst teilzunehmen. In insgesamt 14 Ausstellungsorten vertiefen die Künstler*innen ihre Zusammenarbeit als Einzelveranstalter*innen.

    So lohnt es sich, mit einem Besuch der Ausstellung von Fabian Heublein im Fang Studio zu beginnen, dessen Projekt die teilnehmenden Kurator*innen portraitiert. Heubleins Fotografien schaffen Authentizität, indem sie Kurator*innen und Mitwirkende am Ort ihres Wirkens zeigen. Die Ausstellung ermöglicht einen Blick auf die Hinterbühne des Festivals und zeigt auch die Räume, die von Mitwirkenden belebt und gestaltet werden.

    Damit nicht nur die Kunsträume, sondern auch der Raum zwischen den einzelnen Werken belebt und die Stadtteile – Neustadt-Neuschönefeld, Volkmarsdorf und Reudnitz – miteinander verbunden werden, werden Teilnehmende zu einem Artwalk eingeladen. Diese Art des Kunstspaziergangs schafft für Teilnehmende die Möglichkeit, sich frei zwischen einzelnen Kunsträumen und Ausstellungen zu bewegen und gleichermaßen den Leipziger Osten zu entdecken. Neben den Ausstellungen rund um Arbeiten bildender Künstler*innen werden diverse künstlerische Arbeiten in öffentlichen Schaufenstern präsentiert. Durch die Möglichkeit, sich zwischen den Besuchen der Galerien einen Kaffee im Espresso ZackZack oder Café Bubu zu holen, und auch dort auf Kunst zu stoßen, soll den Gedanken der Kollaboration, der diesjährigen Biennale, in den öffentlichen Raum weitertragen.  Der bunte, junge, hippe und vom Ankommen und Fortgehen vieler Menschen geprägte Leipziger Osten gilt als exemplarisch für die Vielfalt der Gesellschaft. Für die damit einhergehende zunehmende Herausforderung des „Miteinanders“ der vielen Bürger*innen erfordert kommunikativen Austausch. Die zweite Biennale, wendet sich deshalb unter dem Motto „to collaborate“ den Herausforderungen und Möglichkeiten der städtischen Vielfalt zu.

    Das „Art Go East“ Festival ist vielseitig in seinen teilnehmenden Künstler*innen sowie in der sich bietenden Interaktivität und nutzt gekonnt das Potenzial von Kunst als Mittlerin zwischen Teilnehmer*innen, Kunsträumen und Publikum. Im Plast bei der Ausstellung von Salome Luebke und Tieresa Zwerschke wird Interessierten die Möglichkeit gegeben, die Ausstellung im Laufe der Zeit mitzugestalten und zu verändern, indem die ausgestellten Objekte und Artefakte auf Wunsch der Besucher*innen neu angeordnet werden. So beziehen die Künstler*innen Besucher*innen direkt mit in den Entwicklungsprozess ihrer Kunst ein. Die Ausstellung wird am letzten Tag des Festivals nicht mehr aussehen, wie am Tag der Eröffnung.

    Die teilnehmenden Orte beleben die Stadtteile mit zeitgenössischer Kunst und erleichtern den Zugang zu den vielen Kunsträumen, die der Leipziger Osten zu bieten hat für alle kunstinteressierten Besucher*innen, sowie neues Publikum. Mit dabei sind unter anderem das Bistro 21, das FangStudio, das Fonda, die Galerie.Leipziger Schule, das Helmut, die Krudebude, das Kontor 80, die Kunsthalle.Ost, Ideal projectspace, das Pöge-Haus, der Sagart und das Vary. Angefangen mit der Ausstellung von Künstler Fabian Heublein im Fang, der die Kuratierenden mit einem Blick fürs Detail gekonnt durch seine Portraits in Szene setzt, über das Helmut in der Kohlgartenstraße in dessen szenigem shabby chic Andrea Garcia Vasquez und Fabian Lehmann sich mit Hilfe von Symbolen und Texturen einer globalen, kontaminierten Strömung von Ökologie widmen, bis über die Hermann-Liebmann-Straße zum Plast am Stannebeinplatz um sich zum Nachdenken über Spuren ritueller Gesten, Begegnungen und Gesprächen zwischenmenschlicher Interaktionen anregen zu lassen – die Tour durch den Leipziger Osten ist sowohl zu Fuß, als auch auf dem Rad ein kulturelles Highlight. Und das nicht nur für Kunstbegeisterte, sondern für alle, die Lust haben, ihre Stadt, ihren Kiez, und die Orte des Zusammenseins, die es zu bieten hat, nach langer Zeit nochmal neu kennenzulernen.

    Die Ausstellung läuft noch bis zum 28. Mai.

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