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    In „Ben is Back“ mimt Julia Roberts einen starke und fürsorgliche Mutter, die sich gemeinsam mit ihrem drogensüchtigen Sohn den Dämonen der Vergangenheit stellt.

    Ein junger Mann, in eine Kapuze gehüllt, nähert sich einem Vorstadthaus. Energisch versucht er, die Türen und Fenster zu entriegeln. Vergebens – der Zutritt bleibt dem Unbekannten vorerst verwehrt. Was wie ein gescheiterter Einbruch wirkt, entpuppt sich im Folgenden als eine überraschende Rückkehr: Ben (Lucas Hedges) ist zurück. Fassungslos, geradezu erstarrt, empfängt seine Familie, die im selben Moment vom Weihnachtsgottesdienst heimkehrt, den jungen Mann. Sowohl freudige als auch panische Blicke erfüllen den filmischen Raum und kreieren eine für das Publikum angespannte Atmosphäre. Während Mutter Holly (Julia Roberts) ihren Sohn fürsorglich in die Arme nimmt, drängt seine Schwester Ivy (Kathryn Newton) darauf, Ben nicht ins Haus zu lassen. Doch Holly weigert sich, ihren Sohn am Heiligen Abend fortzuschicken. Erst nach und nach wird dem Zuschauenden die Brisanz der Lage bewusst. Denn Ben sollte eigentlich gar nicht hier, sondern in der Drogenentzugsklink sein. Wenngleich der 19-Jährige beteuert, Fortschritte in der Therapie gemacht zu haben, so begegnet seine Familie – allen voran seine Schwester sowie sein Stiefvater – ihm mit Misstrauen. Zu oft hat er mit seinen Besuchen aus der Entzugsklinik für Unruhe gesorgt und das Zusammenleben auf die Probe gestellt. Damit Ben nicht in alte Verhaltensmuster zurückfällt, versteckt Holly sämtliche Medikamente und lässt ihren Sohn keine Sekunde aus den Augen. Selbst auf der Toilette wird ihm keine Privatsphäre gestattet. Energisch versucht Holly, ihren verlorenen Sohn in das familiäre Treiben zu integrieren. Doch die Wunden scheinen noch nicht verheilt zu sein und so rufen alsbald die bösen Geister der Vergangenheit nach Ben, denen nicht nur er, sondern ebenso seine gesamte Familie sich stellen muss.

    Filmrezension von Ben is back

    Ben verspricht, seine Drogenvergangenheit hinter sich zu lassen …

    Regisseur und Drehbuchautor Peter Hedges schafft mit „Ben is Back“ ein äußerst bewegendes und intimes Drama über eine instabile Familie. Die Rolle des fragilen Jungen ist wie geschaffen für seinen Sohn Lucas Hedges. Der Oscar-nominierte Schauspieler, der bereits in „Manchester by the Sea“ und „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ brillierte, zeigt erneut eine beeindruckende Performance. Hedges verleiht seiner Rolle die nötige Zerbrechlichkeit, fernab des Stereotyps eines rebellierenden Teenagers. Nicht minder erwähnenswert ist die hervorragende Darbietung von Julia Roberts, die sich bewegend und nahbar wie selten präsentiert. Ihre Mimik, die zwischen Freude, Schmerz und Wut wechselt, vereinnahmt von Beginn an den Raum. Die Oscarpreisträgerin zeigt ihre wohl beste Kinorolle seit Langem.

    Hervorzuheben ist insbesondere das nuancierte Spiel von Hedges und Roberts: Ihre Körpersprache ist perfekt auf ihr Gegenüber abgestimmt. Die Dialoge wirken leicht, nicht erzwungen. Beide Schauspieler geben dem jeweils anderen die nötige Bühne, sich zu inszenieren beziehungsweise zu entfalten. Selbst im zweiten, tempogeladenen Teil des Dramas, das dem gesamten Werk Thrill verleiht, harmonieren beide Charaktere als Einheit.

    Filmrezension von Ben is back

    … doch die Dämonen von einst werfen ihre Schatten voraus.

    Wenngleich der Film aus narrativer Sicht nicht frei von Klischees ist (ein Drogensüchtiger, der gegen seine inneren Dämonen kämpft und mit seiner Vergangenheit konfrontiert wird), so tragen Roberts und Hedges mit ihrer schauspielerischen Leistung dennoch dazu bei, diesem brisanten Thema die notwendige Ernsthaftigkeit zu verleihen.

    In den Kinos ab 10. Januar 2019

     

    Fotos: Paramount Pictures

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