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    Trotz Praktika, Übergangsjahr und allerlei Fragebögen, fühlt sich unsere Kolumnistin Annika manchmal, als ob sie noch komplett am Anfang ihrer Berufsfindung stehen würde.

    Stille. Kein Gelächter, kein Geschrei. Nur die eigenen Schritte hallen auf dem gefliesten Boden wider, der eigentlich für viel mehr Getrampel gemacht worden ist. Mir war nie bewusst, dass es so eine Ruhe überhaupt in solch einem Gebäude geben kann. Schlaftrunken genieße ich den Moment und warte auf den ankommenden Sturm.

    Kolumnistin Annika Seiferlein

    Kolumnistin Annika Seiferlein

    Fern von Leipzig habe ich diese Woche spontan ein Praktikum in einer Schule gemacht, wobei es mehr ein Schnuppern und Herantasten war. Einfach so? Nein, nicht wirklich. Es war wieder mal ein Versuch, herauszufinden was ich eigentlich will. Nach nicht einmal einem Jahr als Studentin der Kulturwissenschaften überlege ich, ob ich nicht wechseln soll. Wie ihr vielleicht schon erratet habt, zu Lehramt. Dieses Hin und Her ist bei mir nichts Neues. Es ist mehr ein Dauerzustand, der mehr und mehr zur Belastung wird, weil er einfach zu keinem Stillstand kommt. Ich versuche mir immer alles irgendwie offen zu halten. Deshalb mache ich immer erstmal unkonkrete Schritte, weil ich mich noch nicht entscheiden will. Dabei denke ich jedoch, dass ich mich langsam entscheiden müsste, damit ich mein Studium mehr in die Richtung lenken kann, in welche ich dann später auch tätig sein werde.

    Klar, heutzutage ist ein geradliniger Lebenslauf nicht mehr das A und O und wahrscheinlich auch gar nicht mal mehr so oft anzutreffen. Allerdings kenne ich es auch kaum anders. Meine Eltern und auch viele meiner Verwandten haben nach der Schule ihre Ausbildung angefangen und sind dann direkt in den Beruf gegangen. Damit hatte sich die Sache erledigt. Mehr oder weniger. In meinem Alter hatten sie schon eine abgeschlossene Berufsausbildung und mussten sich nicht andauernd fragen, was sie einmal werden wollen, denn das Berufliche hatten sie schon einmal erledigt. Damit will ich allerdings nicht sagen, dass es für sie leichter war, als es jetzt für mich ist.

    Mit dem Lehramtsstudium hätte ich nicht nur ein konkretes Ziel am Ende des Studiums. Es hat mich auch schon immer irgendwie gereizt, wobei ich mir unsicher war, ob es das Richtige für mich ist. Auch nach dem kurzen Praktikum bin ich gefühlt keinen Schritt weiter. Dennoch bin ich froh, es gemacht zu haben, denn am Ende wird es meine Entscheidung wahrscheinlich irgendwie beeinflussen.

    Ich glaube, dass das eigentliche Problem nicht darin liegt, dass ich meine Interessen nicht kenne, sondern, darin, dass ich mich einfach nicht endgültig entscheiden will. Ich mache mir zu viele Gedanken darüber, ob etwas das Richtige ist. Was passiert, wenn ich mich für etwas entscheide, mein Studium komplett in diese Richtung auslege, und dann ist es doch einfach nicht das Richtige für mich?

    Der Rat meiner Tante: „Nutze das Studium, um neugierig zu sein und sei für alles offen. Sieh dir die Umgebung an und schaue, was dir gefällt. Wenn du deine Zeit damit verbringst, das einzig Wahre zu entdecken, dann setzt dich das nur unnötig unter Druck.“ Auch wenn mein Kopf weiterhin von Gedankenwirrwarr belagert sein wird, ist es schön, diesen Rat immer im Hinterkopf zu haben. Wie die langsam eintrudelnden Schüler sollte ich es vielleicht einfach mal ruhig angehen und schauen, was der Tag mir so zu bieten hat, denn Lehrerin werden kann ich dann immer noch.

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