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    Am 5. und 6. Juni sind Hochschulwahlen an der Uni Leipzig. Wer keine Lust hat, seine Freizeit für den Fachschaftsrat zu opfern, sollte zumindest passiv Hochschulpolitik mitgestalten. Ein Kommentar.

    Bei den letzten Hochschulwahlen lag die studentische Wahlbeteiligung für die Fachschaftsratswahlen bei 13,32 Prozent. An manchen Fakultäten war sie bedeutend niedriger, bei den Afrikanisten und Orientalisten wählten beispielsweise nur etwa sechs Prozent der Studierenden. Das ist bitter, denn diese Wahlen – so wenig per­sönlichen Bezug der einzelne Studierende zu ihnen haben mag – sind die einzige Chance außerhalb der aktiven Hochschulpolitik, die Universität mitzugestalten.

    Es wird immer viel gejammert über die fehlende demokratische Legitimation des StuRa, über die Undurchsichtigkeit hochschulpolitischer Pro­­zesse, über die vermeintliche Ohnmacht der Studierendenschaft. Aber natürlich hat die studentische Selbstverwaltung nicht viel gegen die Übermacht von Dozierenden und Verwaltung in den großen universitären Gremien in der Hand, wenn sie sich selbst nicht als repräsentativ bezeichnen kann. Hochschulpolitische Arbeit erfordert Zeit und nicht selten auch die masochistische Lust, sich Hals über Kopf in einen starren, veränderungsunwilligen Verwaltungsdschungel zu stürzen. Das Abstimmen über Personen, die das an unserer Stelle auf sich nehmen, erfordert hingegen wenig Arbeit.

    Natürlich muss man an dieser Stelle anmerken, dass nicht alle Fachschaftsräte und Senatskandidierende in gleichem Maße daran interessiert sind, den Pöbel darüber aufzuklären, was man denn nun in seiner nächsten Amtszeit als studentischer Overlord vorhat. Ein paar mehr Flugblätter oder ordentliche Wahlwerbung auf Face­book hätte man sich 2017 von so manchen schon gewünscht. Sehr viel Investigativ-Arbeit erfordert es aber nicht, herauszufinden, wer die eigene Einstellung zu Studien- und Prüfungsbedingungen am ehesten teilt.

    Der Senat beispielsweise ist das wichtigste Hochschulgremium, hier werden die Grundsatzentscheidungen getroffen: Wie sind Studiengänge aufgebaut, wer wird Professorin, was steht im Hochschulentwicklungsplan 2025 – alles Dinge, an denen Ottonormalstudierende sonst kaum Anteil haben, außer über ihre studentische Vertretung, die mit mageren vier von 21 stimmberechtigten Mitgliedern ohnehin schon unterrepräsentiert ist. Daher ist es umso wichtiger, dass diese Mitglieder sich ihrer demokratischen Legitimation sicher sein können. Die Universität ist eine Art gesellschaftlicher Mikrokosmos und bei Bundestagswahlen sind wir uns ja auch plötzlich alle unserer „demokratischen Bürgerpflicht“ bewusst. Bei allen Mängeln des Systems und aller Kritik am fehlenden Sex-Appeal des StuRa ist eine regelmäßige Wahlbeteiligung von unter 15 Prozent peinlich für einen Ort der – nicht zuletzt politischen – Bildung.

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