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  • Brandanschlag im Mariannenpark

    Vereinsrivalitäten im Leipziger Osten drohen zu eskalieren

    Schmierereien, ein Brandanschlag und ein Einbruch – im Umfeld des FC International folgte in den letzten Wochen eine Schlagzeile der anderen. Seit Monaten schon war der Spielbetrieb im Mariannenpark durch schwerwiegende Konflikte zwischen dem FC International, der vor allem für eine Jugendarbeit mit Kindern mit Migrationshintergrund steht und dem zweiten Pächter des Geländes, dem SV Wacker geprägt.

    Begonnen hatte der Streit zwischen den Parteien mit finanziellen Forderungen des SV Wacker. FC Inter-Vorstand Christopher Siebenhüner sprach  hierbei gegenüber der „l-iz“ von „überhöhten und nicht vereinbarten Kosten“. Es folgte eine anwaltliche Einigung. Trotzdem steht immer noch Aussage gegen Aussage im Raum. Während Norman Landgraf, Pressesprecher des FC International bekräftigt, dass alle Schulden bezahlt seien, spricht SV Wacker-Vorstand Holger Drendel in der „l-iz“ von „nicht gezahlten Schulden“.

    Im Spielbetrieb machte sich der Konflikt zwischen den Vereinen unmittelbar bemerkbar, als der SV Wacker dem FC Inter zunächst den Zugang zum Sanitärbereich und schließlich auch die Nutzung der Einfahrt verweigerte. Spieler, Trainer und Fans konnten das Gelände nur noch über einen Seiteneingang im Zaun betreten. Toiletten und Duschen für Spieler des FC Inter gab es einige hundert Meter weiter in Containern auf einem Firmengelände. Schließlich musste der offizielle Spielbetrieb im Mariannenpark eingestellt werden, da mit der Zufahrt der einzige Rettungsweg gesperrt war. Auch hier konnte nur eine gerichtliche Einigung weiterhelfen, die dem FC International die Berechtigung zur Zufahrt wieder zusprach.

    In der Chronologie der Ereignisse folgten dann Graffiti-Schmierereien von Unbekannten. Auf Werbebanden und Hauswänden waren an Ostern rote Schriftzüge mit dem Namen „BSG Chemie“ gesprüht worden. Eine mögliche Verbindung zwischen dieser oder den folgenden Straftaten zu dem  Spiel gegen die BSG Chemie am 11. März verneinte Landgraf aber. Bei dem Spiel waren Schmähgesänge gegen den FC Inter und seinen Trainer Heiner Backhaus laut geworden.

    In der Nacht vom 20. auf den 21. April brannte dann der zuvor vom FC International als Umkleidekabine errichtete Container vollständig ab. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Brandstiftung. Der Inter-Vorstand hatte zuvor allerdings versäumt, beim Amt die richtigen Unterlagen für eine Baugenehmigung einzureichen und die Stadt hatte einen Baustopp verhängt. Die Situation sei jedoch noch vor dem Anschlag geklärt worden, betonte Landgraf. Inzwischen laufe ein neuer Bauantrag.
    Landgraf spricht nun von einer „anderen Qualität“ des Konflikts. Diskussionen seien rich­tig, doch das sei etwas anderes. Einige Tage zuvor hatte die NPD nahe Organisation „wir für Leipzig“ auf Facebook für eine Unterstützung des SV Wacker und gegen den FC International aufgerufen. Die „Multi-Kulti-Truppe“ würde „ein­­fachste Hygie­neregeln nicht beherrschen“.

    Es seien solche Kommentare, die zu einer schlechten Stimmung gegenüber dem Verein geführt haben, bestätigte Landgraf. Gleichzeitig betonte er jedoch, dass Mutmaßungen über angebliche Täter nichts brächten.

    Auch nach dem Brand kehrte keine Ruhe in der Sportanlage ein. Die dort trainierende Jugend steht inzwischen auch vor eingeschmissenen Fensterschei­ben im letzten verbliebenen Raum auf dem Gelände. In der Nacht vom 5. auf den 6. Mai hatten Unbekannte erneut in der Sportanlage vandaliert.

    Zu den Ereignissen im Mariannenpark gesellt sich nun noch eine Räumungsklage gegen den SV Wacker. Nachdem die Stadt dem Pächter aufgrund fehlender Verwendungsnachweise zur kommunalen Kosten­erstattung gekündigt hatte, über­gab der Pächter die Anlage bisher nicht. Es ist der dritte Fall in dem eine Kommunikation mit dem SV Wacker scheitert und lediglich eine juristische Lösung greift. Auch auf Anfragen unserer Redaktion antwortete der Verein bisher nicht.

    Den Vorwurf, der FC International wolle sich im Mariannenpark breit machen und habe den SV Wacker vertrieben, wies Inter zurück. Man wolle zwar auf den bisherigen Anlagen bleiben, doch für mehr Platz ist ein Neubau am Postbahnhof angedacht.

     

    Foto: mz

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