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    Die Leipziger Journalistik kann gerettet werden, wenn die Mitglieder der berufenen Reformkommission fortan an einem Strang ziehen.

    Die Leipziger Journalistik-Ausbildung – wohl vor allem ihr Ruf – steckt tief in der Krise. Das ist leider nichts Neues. Doch soweit hätte es nicht kommen müssen. Blickt man auf die traditionsreiche Geschichte des Studiengangs zurück, wird einem ganz wehmütig ums Herz.

    Das berüchtigte „Rote Kloster“, die Sektion Journalistik der Karl-Marx-Universität Leipzig, war in der DDR die einzige akademische Journalistenausbildung und brachte zwar linientreue, aber handwerklich geschulte Journalisten hervor. Nach der Wen­de mauserte sich die Uni Leipzig unter „Urvater“ Michael Haller zur deutschlandweit gefragtesten Journalistenschule, praxisnah und qualitativ hochwertig.

    Von altem Glanz und Gloria ist nichts mehr übrig. Anstatt mit einer renommierten Ausbildung zu glänzen, hat die Uni es nun mit sinkenden Bewerberzahlen und einer personell zusammen­ge­schrumpften Jour­na­listik-Abtei­lung zutun.

    Mit dem beschlossenen Immatrikulations-Stopp zieht das Dekanat nun die Notbremse. Leider viel zu spät. Schon vor Jahren war klar, dass sowohl Professoren als auch Mitarbeiter und Studenten mit der Gesamtsituation unzufrieden sind. Das Dekanat ignorierte Hilferufe von unten. Die fakultätsinterne Kommunikation schien ständig zum Scheitern verurteilt.

    In den letzten Jahren wurde viel gejammert. Die Pensionierung Michael Hallers im Herbst 2010 sieht so mancher als Anfang vom Ende. Glaubt man den Stimmen, ging es von da an nur noch bergab.

    Doch so einfach ist es nicht. Ja, die Journalistik in Leipzig ist Hallers Erbe und erfuhr unter seiner Leitung den Aufstieg zur besten universitären Journalistenausbildung Deutschlands. Doch sein Abgang sollte – auch rückblickend – als Neuanfang gesehen werden, nicht als das Todesurteil für die Journalistik. Viele strukturelle Veränderungen, die der Studiengang seitdem erfuhr, wie zum Beispiel die Umstellung von Diplom- auf Masterstudiengang und die damit einhergehende inhaltliche Neugestaltung, sind keine Konsequenzen aus Hallers Abtritt.

    Die Verantwortlichen schieben sich die Schuld nun gegenseitig in die Schuhe, dabei sind die Defizite des Studiengangs wohl auf dem Mist aller gewachsen. Auf dem Misthaufen der Dinge, die schlicht nicht angegangen wurden. Selbst Dekan Berger gibt zu, dass frühere Reformversuche ganz einfach an mangelndem Veränderungswillen scheiterten. Leidtragende sind die Studenten.

    Die gegründete Reformkommission ist ein Schritt in die richtige Richtung. Dass auch Journalistik Professor Machill dort vertreten ist, ist ebenfalls ein gutes Zeichen. Wenn die Entscheidungsträger dieses Gre­miums es nun schaffen, gemeinsam ein Reformmodell zu entwerfen, anstatt wie bisher gegeneinander anzuarbeiten, kann die Leipziger Journalistik gerettet werden. Der Druck auf den Schultern der Kommissionsmitglieder ist so schwerwiegend wie die Fehler der Vergangenheit.

    Was die Leipziger Journalistik nun braucht, ist gute Kommunikation. So wie es sich für einen Studiengang des Instituts für Kommunikationswissenschaft gehört.

     

    Dies ist ein Kommentar zum Artikel „Immatrikulationsstopp“.

     

    Foto: mz

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