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  • Ärger im Saftladen

    It’s the season again – winter arcing time, Kurve kriegen, Leben umsortieren! Manchmal ist das aber nicht, was man braucht. Aussortieren ist dann auch eine Option.

    Vielleicht ist diese die neue Lerntechnik für ein Dreifaches an Effizienz, dieses Workout das richtige, um noch bis Jahresende einen Handstand zu lernen oder jenes Rezept ideal, um es in die Meal-Prep-Rotation aufzunehmen, nährstoffreich und leicht zuzubereiten. Es gibt so viele Tipps, die das Leben leichter machen sollen, so viele Ratgeber für Persönlichkeitsentwicklung und das meiste geht meterweit an dem vorbei, was ich brauche. In keinem Jahr wie diesem habe ich so viele neue Methoden für Zeitmanagement und Alltagsplanung ausprobiert – und bin noch nie so oft gegen die Wand gelaufen.

    Zu viel bleibt manchmal zu viel, findet Kolumnistin Caroline. Foto: privat.

    Manchmal ist nämlich nicht die Umsetzung das Problem. Sondern das Vorhaben selbst. Zu viel bleibt auch dann zu viel, wenn man es schön herrichtet. Vielen Studierenden geht es vermutlich ähnlich im Strudel zwischen Vorlesungsbetrieb, ein bis drei Jobs, obendrauf der Suche nach einem passenden Praktikumsplatz, vielleicht noch Wohnungssuche oder WG-Casting-Marathon, essen, schlafen, einkaufen, Ehrenämtern und währenddessen so tun, als hätte man Spaß dabei.

    Ich finde es gar nicht so schlimm, wenn die Work-Life-Balance hier und da für einen begrenzten Zeitraum aus dem Gleichgewicht gerät, solange kurz darauf ein angemessener Ausgleich folgt. Meiner Erfahrung nach ist das im Studium allerdings schwer einzurichten: Das Semester ist vollgepackt und in der vorlesungsfreien Zeit sind normalerweise Hausarbeiten zu schreiben, Praktika zu absolvieren oder man muss die Chance ergreifen, um mehr zu arbeiten, um über die Runden zu kommen.

    Dann hilft es auch nicht, wenn der Job super ist und man sich im Wunschstudiengang auf der Zielgeraden befindet. Ich liebe alles, was ich tue. Und im Ergebnis fühlt sich das Leben an wie ein Smoothie aus Pistaziencroissants, Camembert und Fischbrötchen – die einzelnen Komponenten sind 1a, der Mix ungenießbar.

    Wenn es so weit gekommen ist, dass man das Ende der To-Do-Liste nicht mehr sehen kann, dann ist es Zeit, die Reißleine zu ziehen, und das ist meine Selbstoptimierungs-Quintessenz dieses Jahres. Am Ende des Tunnels winkt die Exmatrikulation! Nein, Spaß.

    Aber vielleicht gibt es doch eine Prüfung, die sich schieben lässt oder einen Termin, der nicht ganz so dringend ist – streichen, streichen, streichen, radikal. Kill your darlings. Einmal durchatmen, Prioritäten abchecken und mit Anlauf zurück in die Experimentierküche. Ein neues, genießbares Smoothie-Rezept entwerfen.

     

    Titelgrafik: ct

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