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  • Zukunft in Aussicht – Umbaumaßnahmen in der Nato

    Die Umbaumaßnahmen im Kulturzentrum „Nato“ sind schon länger in Planung. Im April dieses Jahres startete das Bauprojekt. Finanziert wird das Unterfangen unter anderem durch das PMO-Vermögen.

    Einst ein Veranstaltungsort und Treffpunkt der Nationalen Front in der DDR – heute wichtiges soziokulturelles Zentrum im Leipziger Süden. Die „Nato“ ist normalerweise ein Dreh- und Angelpunkt der Leipziger Kulturszene mit einem vielfältigen Angebot von Konzerten, Theateraufführungen und Workshops. Derzeit pausiert das Kulturprogramm vor Ort. Statt Schlagzeug hämmern hier die Baumaschinen, die für die Umbaumaßnahmen gebraucht werden.

    Das Bauprojekt ist bereits seit 2020 geplant, sagt Bettina Zeiler, Geschäftsführerin des Vereins „Kultur- und Kommunikationszentrum Nato“. Im April wurde zunächst der Backsteinbau im Hinterhof abgerissen, der als Backstage-Bereich genutzt wurde. Dieser soll neuaufgebaut und vergrößert werden, um ihn zukünftig auf verschiedene Weise nutzen zu können, erklärt Beatrice Koch vom Architekturbüro „SummacumFemmer Architekten“, das den Umbau begleitet. Zu den Maßnahmen gehöre außerdem die Errichtung einer neuen Giebelwand, die den Veranstaltungssaal vom Nachbargebäude trennt und den Schallschutz entsprechend verbessert. Zudem werde die Tribüne erneuert und der Bühnenboden so abgesenkt, dass er barrierefrei nutzbar ist, beschreibt Koch. Auch im Kneipenbereich wird es Veränderungen geben: Mit der Verlegung der Kühlzelle erweitert sich der Sitzbereich um zwei Tische, so Zeiler. Im Januar 2026 sollen die Umbaumaßnahmen abgeschlossen werden und bis jetzt laufe alles nach Plan, meint die Geschäftsführerin.

    Gebaut wurde der Flachbau an der Ecke von Körner- und Karl-Liebknecht-Straße im Jahr 1955 als „Kulturhaus der Nationalen Front“. Die Nationale Front war ein überparteilicher Zusammenschluss aller Parteien und Massenorganisationen der DDR und für die Organisation und Umsetzung von Wahlen verantwortlich. Seitdem wurden die Räume sowohl für politische und kulturelle Veranstaltungen als auch für Tanzstunden und Filmvorführungen genutzt. Nachdem die Räumlichkeiten in den 70er-Jahren immer weniger Verwendung fanden, hauchte Hausmeister Götz Lehmann ihnen Anfang der 80er neues Leben ein. Unter den Besuchenden etablierte sich später das Kürzel „Nato“, dass auf die ursprüngliche Nutzung des Gebäudes rekurriert.

    Im Mai 1990 wurde der Verein „Kultur- und Kommunikationszentrum Nato“ gegründet, der die Nato seit 1991 in freier Trägerschaft betreibt. „Wir machen sehr viele Veranstaltungen mit Leipziger Künstlern und Vereinen, die sonst keine Bühne und Präsenz bekommen“, sagt Zeiler. Und weiter: „Dazukommen viele soziokulturelle Projekte wie Inklusionstheater und Workshops.“ Verschiedene Künstler*innen, darunter die Band „Rammstein“, feierten hier ihren ersten Auftritt.

    Auch mit dem PMO-Vermögens wird der Umbau der Nato in Leipzig finanziert.

    Finanziert wird der Umbau neben dem Eigenanteil der Stadt von 50 Tausend Euro mithilfe von 1 Million Euro aus dem PMO-Vermögen. Dabei handelt es sich um verschollenes Parteivermögen der ehemaligen DDR. Nach Angaben des RBB wurden seit der Wende 2,1 Milliarden Euro wiedergefunden, die nun als PMO-Vermögen an ostdeutsche Bundesländer in sogenannten Tranchen verteilt werden.

    Die letzte Tranche von 44 Millionen Euro wurde 2021 an den Freistaat Sachsen ausgezahlt, erklärt Dirk Reelfs, Pressesprecher des Staatsministeriums der Finanzen. Wie das PMO-Vermögen eingesetzt wird, sei gesetzlich geregelt und sieht unter anderem „gemeinnützige Zwecke, daher die Förderung der Allgemeinheit sowie investive und investitionsfördernde Zwecke vor“, so Reelfs. Einzelne Projekte werden von den zuständigen Staatsministerien geprüft und dem Kabinett vorgelegt – abschließend entscheidet die Staatsregierung über die Mittelverteilung und die zu fördernde Projekte, beschreibt der Pressesprecher.

    Nach Angaben von Reelfs wurden neben der Nato noch weitere Projekte in Leipzig mit den Mitteln der letzten PMO-Tranche unterstützt. Dazu gehören sowohl die Neugestaltung der Edvard-Grieg-Begegnungsstätte als auch Sanierung und Umbau des Erich-Zeigner-Haus sowie die Gedenkstädte Riebeckstraße 63.

    Fotos: Kultur- und Kommunikationszentrum Nato

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