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  • Universität Leipzig auf Sparkurs

    Nach ausbleibenden Sonderzuweisungen des Freistaats muss die Universität nun 16 Millionen Euro einsparen. Maßnahmen und mögliche Auswirkungen, die der Konsolidierungsplan mit sich bringt.

    Raus aus den Semesterferien, rein in die Konsolidierungspläne. Feststeht: Die Universität Leipzig erwartet einschneidende Veränderungen. Mit einem Finanzierungsdefizit von 16 Millionen Euro müssen Lehre, Aufgabenverteilung und Profil neu ausgerichtet werden.

    Am 26. Juni beschloss der Sächsische Landtag den Doppelhaushalt für 2025 und 2026. Seitdem ist klar: Der Universität Leipzig werden bestimmte Sonderzuweisungen im künftigen Haushaltsplan nicht mehr zugeteilt. Dabei ist die finanzielle Grundausstattung durch den Freistaat Sachsen zwar weiterhin gewährleistet, diese hätte jedoch auch in den vorherigen Jahren nicht ausgereicht, um die verschiedenen Aufgaben und die Ausbildung der 30.000 Studierenden zu finanzieren. Das erklärt Carsten Heckmann, Pressesprecher der Universität. Für die Universität bedeutet das einen Sparkurs, der vor allem den Personalbereich betreffe, heißt es auf der FAQ-Seite, die von der Universität zum Konsolidierungsprozess eingerichtet wurde. Die Ursachen für das Defizit seien verschieden: Einerseits übernehme die Universität im Zuge der sächsischen Hochschulentwicklung Aufgaben verschiedener Bereiche wie Nachhaltigkeit, Daseinsvorsorge und Qualitätsmanagement. Andererseits gebe es mehr Personal als im Stellenplan vorgesehen und aufgrund von Tarifanhebungen höhere Personalkosten, die die verfügbaren Personalmittel des Freistaats übersteigen würden, heißt es vom Pressesprecher.

    Der Student*innenrat (Stura) der Uni kritisierte das Vorgehen des Freistaates in einer Pressemitteilung im August: „Das Ausbleiben der Sonderzuweisungen des Freistaates reißt ein riesiges Loch in den Haushalt. Die Politik überträgt den Hochschulen immer mehr Aufgaben, ohne die nötigen Ressourcen bereitzustellen. Das ist unverantwortlich“, erklärte David Rennert, Stura-Referent für Lehre und Studium.

    Strategie zum Sparen

    „Zu einer nachhaltigen Haushaltskonsolidierung kommt die Universität nur dann, wenn wirkliche Einschnitte in der Struktur, im Profil und im Aufgabenportfolio vorgenommen werden“, heißt es auf der FAQ-Seite der Uni. Das Rektorat habe bereits kurzfristige Maßnahmen ergriffen, wie etwa die Kürzung von Sachmitteln, Rückstellung von Investitionen und eine sechsmonatige Sperre für die Neubesetzung von Professuren, meint Heckmann. Das verschaffe Spielraum, um mittel- und langfristige Maßnahmen zu entwickeln. Dementsprechend werde eine umfassende Aufgaben- und Prozesskritik aller Bereiche durchgeführt. An welchen Stellen Einsparmaßnahmen möglich sind, werde derzeit im Austausch zwischen Rektorat, Fakultätsleitungen und anderen Einrichtungen erarbeitet.

    Dass vor allem das Universitätspersonal von den Sparmaßnahmen betroffen sein wird, verdeutlichen die Zielwerte für die Jahre 2026 bis 2028, die im FAQ einzusehen sind. An den Fakultäten sollen knapp sieben Millionen Euro eingespart werden, im Bereich der Professuren und Stellenbewirtschaftung vier Millionen Euro und im Rektorat und der Zentralverwaltung circa drei Millionen Euro (Stand: 16.09.2025).

    Perspektive für Personal

    Vorerst sind keine betriebsbedingten Kündigungen von Personal geplant. Dennoch wäre eine Weiterbeschäftigung unbefristeter Mitarbeitender der Universität nicht automatisch gegeben, gab Rektorin Eva Inés Obergfell Ende Juli gegenüber der LVZ an. Mit „regulärer Fluktuation und strukturellen Veränderungen“ solle zukünftig Personal eingespart werden.

    Die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) und Verdi kritisieren den derzeitigen Konsolidierungsprozess. Gemeinsam mit den Beschäftigten der Universität appellieren sie für mehr Transparenz der Universitätsleitung und Mitbestimmung im Kürzungsprozess. „Auffällig ist insgesamt, dass die Aussagen der Hochschulleitung, wonach die Konsolidierung mit einer umfassenden Aufgabenkritik beginne, bevor es zu zwingenden Einschnitten komme, in einem eklatanten Widerspruch zu den aktuellen Erfahrungen der Beschäftigten stehen“, meint Matthes Blank, Pressesprecher der GEW, und nennt hierbei unter anderem die sechsmonatige Besetzungssperre von Professuren, die sich bereits auf die Lehrqualität auswirke.

    Am 20. Oktober lädt das Rektorat zu einem Townhall-Meeting ins Paulinum der Universität Leipzig ein. Dort soll der Konsolidierungsplan besprochen werden. Foto: Anna Clasen

    Am sechsten September organsierten Beschäftigte mit Unterstützung von Verdi und GEW eine Kundgebung auf dem Nikolaikirchhof, an der nach Angaben von Blank 150 Personen teilnahmen. Ursprünglich sollte eine Beschäftigungsversammlung in einem Hörsaal im Geschwister-Scholl-Haus stattfinden, der kurzfristig nicht mehr zur Verfügung stand. Das Rektorat hätte Auflagen zur Nutzung veranlasst, die nicht zu erfüllen waren, heißt es von Blank. Die Universität entgegnet in einer Pressemitteilung, dass es zwar eine Anmeldung der Räumlichkeit für eine interne Veranstaltung bei der Fakultät für Geschichte, Kunst- und Regionalwissenschaften gegeben hätte – eine Gewerkschaftsveranstaltung müsse jedoch zentral beantragt und genehmigt werden. Unter den Teilnehmenden der Kundgebung war auch die Prorektorin für „Talententwicklung: Studium und Lehre“ Brigitte Latzko. Sie habe ihre Offenheit für Gespräche betont, die bisher jedoch noch nicht erfolgten, so Blank. Besonders die Mitarbeitenden mit befristeten Verträgen seien von den Personaleinsparungen betroffen, wenn diese nicht verlängert würden.

    Die Gewerkschaften fordern deshalb: „Dauerstellen für Daueraufgaben! Die jetzt drohenden Einschnitte verschärfen die ohnehin prekären Beschäftigungsbedingungen noch einmal deutlich“, heißt es von Blank. Es brauche nachvollziehbare Kriterien für die Umstrukturierung von Aufgaben und ihre Verteilung. Zudem sei die Nichtbesetzung von freiwerdenden Stellen „ein kurzfristiger Reflex auf ein systematisches Problem“, so der GEW-Sprecher.

    Folgen für das Studium

    Die Studierenden der Universität Leipzig sollen die Sparmaßnahmen möglichst wenig spüren, auch wenn es nicht gänzlich auszuschließen sei, versichert Pressesprecher Heckmann. Sie stünden unter Vertrauensschutz, der ihnen einen Abschluss entsprechend ihres Studienverlaufsplanes sichert. Bereits vor den Konsolidierungsgesprächen habe es Überlegungen gegeben, wie sich nicht vollständig ausgelastete Studiengänge inhaltlich miteinander verbinden lassen – das wolle man im Austausch mit den Studierenden und den Fakultäten jetzt intensivieren, so Heckmann. Trotz der Konsolidierung wolle man die Fächervielfalt im Sinne der Volluniversität erhalten und müsse auch weiterhin die Zielvereinbarungen mit dem Freistaat erfüllen – dazu gehört unter anderem die Ausbildung von Lehrer*innen und Jurist*innen, erklärt der Pressesprecher. Besondere Stärken der Universität liegen laut Heckmann im Bereich der Zivilisationskrankheiten und der personalisierten Medizin, dem im kommenden Jahr mit dem Exzellenzcluster „LeiCeM“, Metabolismus-Zentrum Leipzig, eine Millionenförderung zukommt. Derweil wünscht sich der Stura ein Abrücken vom Exzellenzgedanken, der sich auf einzelne Cluster konzentriert und die Fächervielfalt und Lehrqualität gefährden könnte, heißt es von Lily Landschreiber, Referentin für Lehramt, und Rennert.

    Am 20. Oktober soll ein Townhall-Meeting im Rahmen der Dialogreihe „Fragen, die uns bewegen – Ideen, die wir gestalten“ im Paulinum stattfinden, um die finanzielle Lage und den Konsolidierungsplan zu besprechen. Das sei ein Schritt in die richtige Richtung, allerdings brauche es noch mehr Transparenz und Partizipation für Studierende und den Stura, meinen Landschreiber und Rennert.

    Titelgrafik: rb

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