Für Demokratie und Transparenz
Von barrierefreier Wahl bis Sitzungsprotokoll: Vom 17. Juni bis 24. Juni finden in diesem Jahr die universitären Wahlen statt. Wir geben euch die wichtigsten Infos.
Wer vor den Hochschulwahlen 2025 mehr über die Arbeit der Studierendenvertretung der Universität Leipzig erfahren möchte, stößt schnell auf eine Hürde: Auf der Website des Student*innenrates (Stura) fehlen aktuell wichtige Informationen. Was auf den ersten Blick wie Nachlässigkeit wirkt, zeigt ein strukturelles Problem und macht deutlich, warum Engagement und frischer Wind dringend gebraucht werden.
Wer organisiert die Wahlen?
Die studentischen Wahlen werden von Johannes Löscher, der die Wahlleitung im Januar 2025 übernommen hat, zusammen mit dem Wahlamt der Universität und mit Unterstützung vom studentischen Wahlausschuss organisiert. Zusammen mit Alaska Krakor, Referent*in für Hochschulpolitik im Stura, arbeitet er an einer Wahlkampagne zur Erhöhung der Wahlbeteiligung und der Sichtbarkeit von Hochschulpolitik.*Bei den diesjährigen Hochschulwahlen werden die Mitglieder der 32 Fachschaftsräte (FSR) und das Referat für Ausländische Studierende (RAS) für die Amtszeit vom 1. Oktober 2025 bis zum 30. September 2026 gewählt. Diese Gremien vertreten die Interessen der Studierenden auf Instituts-, Fakultäts- und Universitätsebene und bringen studentische Perspektiven in zentrale Entscheidungsprozesse ein, von der Verbesserung der Studienbedingungen bis hin zu hochschulpolitischen Grundsatzfragen, erklärt Krakor.
Wie funktioniert die Online-Wahl?
Wahlberechtigt sind alle eingeschriebenen Studierenden der Universität Leipzig. Die Abstimmung erfolgt online über die Plattform Polyas, ein vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik verifiziertes digitales Wahlsystem. Gewählt werden kann vom 17. Juni 2025 um 12 Uhr bis zum 24. Juni 2025 um 12 Uhr.
Alle Studierenden der Universität Leipzig erhalten über ihre Uni-Mailadresse bis zu zehn Tage vor Wahlbeginn, aus Sicherheitsgründen mit ein paar Tagen Abstand, zwei Nachrichten mit individuellen Zugangsdaten und einer Erklärung zur Nutzung von Polyas. Wichtig: Mit den Zugangsdaten kann man sich nur einmal anmelden. Wer sich vorzeitig einloggt, ohne direkt abzustimmen, läuft Gefahr, sich selbst vom Wahlprozess auszuschließen. Krakor empfiehlt daher, sich erst nach dem Kennenlernen der Kandidierenden einzuloggen und dann zu wählen. Zum barrierefreien Wählen können sich Studierende ein paar Tage vor dem Wahlbeginn direkt an Johannes Löscher wenden. Dieses Angebot richtet sich etwa an Menschen mit Sehbehinderung, aber auch alle anderen, die es in Anspruch nehmen möchten.
Wo gibt es Informationen zu Kandidierenden?
Eine Übersicht über alle Kandidierenden Listen und Einzelpersonen wird zeitnah auf der Website des Stura, im Stura-Büro sowie im Polyas-Portal veröffentlicht. Zusätzlich plant der Stura eine intensive Informationskampagne: Auf Instagram sollen Info-Reels produziert werden und auf dem Campus sollen Plakate und Werbung auf den Uni-Bildschirmen auf die Wahlen aufmerksam machen. „Wir wollen die Studierenden sowohl digital als auch persönlich erreichen“, erklärt Paul Seyfarth aus dem Referat für Öffentlichkeitsarbeit.
Ein Blick auf die aktuelle Website des Stura zeigt: In einigen Bereichen besteht Verbesserungsbedarf. So fehlen derzeit die Stura-Protokolle für das Wintersemester 2024/25, und auch die Listen der Gremienmitglieder sind nicht immer aktuell.
Warum sind viele Protokolle nicht einsehbar?
Im letzten Jahr gab es eine Meldung zu einem Vorfall bezüglich des Datenschutzes, berichtet Madeleine Weller aus der Geschäftsführung des Stura. Aufgrund dessen wurden die alten Protokolle zur Überarbeitung von der Website genommen, so Weller, um sie in einer Form zur Verfügung zu stellen, die mit der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) konform ist.
Einige Protokolle des Wintersemesters 2024/25 und die des Sommersemesters 2025 befinden sich derzeit noch in Prüfung. „Wann die Veröffentlichung wieder aufgenommen wird, kann ich zu diesem Zeitpunkt leider noch nicht abschätzen. Wir bitten dafür um Verständnis“, so Weller. Sie betont: „Die Protokolle werden immer im darauf folgenden Plenum durch die Plenumsmitglieder bestätigt. Die Vorgaben der DSGVO überwiegen derzeit noch unsere Transparenzpflicht, aber ich kann versichern, dass wir im Rahmen unserer Möglichkeiten eine Lösung erarbeiten, die für alle Bedürfnisse angemessen und rechtlich sicher ist.“
Parallel dazu entsteht eine komplett neue Website, die übersichtlicher gestaltet werden soll. Auch intern wird diskutiert, wie Transparenz und Informationsfluss verbessert werden können. Dazu brauche es nicht nur technische Ressourcen, sondern auch mehr feste Zuständigkeiten und eine nachhaltigere Teamstruktur, so Seyfarth.
Wieso ist Hochschulpolitik oft unsichtbar?
Studentische Wahlbeteiligungen sind in Deutschland generell niedrig. „Als Uni Leipzig stehen wir mit etwa 13 Prozent im Jahr 2024 traurigerweise noch wahnsinnig gut da“, berichtet Alaska Krakor. Eine 2019 von Correctiv durchgeführte Recherche zur Wahlbeteiligung an etwa 70 staatlichen Universitäten in Deutschland kam zu dem Ergebnis, dass die Beteiligung bei 20 der untersuchten Studierendenschaften bei unter zehn Prozent lag. „Es wäre schön, wenn sich mehr Student*innen die Möglichkeiten, die der Stura bietet, zunutze machen würden und aktiv ihre eigenen Positionen einbringen würden“, sagt Krakor. Der Mangel an aktiven Mitgliedern sei spürbar. Viele Studierende seien durch Studium, Arbeit und andere Verpflichtungen ausgelastet, wodurch hochschulpolitisches Engagement oft hinten anstehe, erklärt Referent*in Krakor.
Wie gelingt der Einstieg?
Viele Sitzungen sind hochschulöffentlich, etwa die Plena der Fachschaftsräte und das Stura-Plenum selbst. Auch die Sitzungen des Senats stehen hochschulangehörigen Personen offen. Die Termine und Tagesordnungen werden auf den jeweiligen Websites oder auf Social-Media-Kanälen veröffentlicht.
Der Einstieg in die Hochschulpolitik gelingt laut Johannes Löscher aus der Wahlleitung am besten über das Engagement im FSR. Dieser entsendet Delegierte ins Stura-Plenum und ist oft die erste Anlaufstelle für Interessierte. Ein direkter Besuch des großen Plenums könnte auf Neue überfordernd wirken.
Titelbild: Jette Abel


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