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  • Cumbiaton – Ustedes son la fiesta

    Das Kollektiv Cumbiaton scheint immer mehr an Reichweite zu gewinnen. Nun planen sie das nächste große Event in Leipzig und verraten was in Zukunft noch erreicht werden soll.

    Ein lauter Bass dröhnt von den Boxen her, es schallt Reggaeton von allen Seiten und bunte Lichter tanzen an den Wänden und der Decke. Die Gäste haben Spaß und die Veranstalter auch. Camilo legt auf und es wirkt wie der Höhepunkt des Abends. Cumbiaton sorgt am siebten März für einen gefüllten Tanzsaal in der Leipziger Bar Barfusz“. ,,Ustedes son la fiesta” – „Ihr seid die Party“ -– ist der Slogan des Kollektivs von Erika und Camilo. Beide orientieren sich an der lateinamerikanischen Szene. 

    Camilo und Erika als Köpfe von Cumbiaton 

    Camilo, auch bekannt als „DJ Cafgar”, arbeitet seit sieben Jahren als Musikkünstler. Primär konzentriert er sich auf Cumbiaton. Aufgrund seiner blonden Haare auch liebevoll „DJ Gringo“ genannt, ist einer der Gründer des Kollektivs, erstellt Grafiken und tritt als DJ bei zahlreichen Veranstaltungen auf. Seine Musik ist geprägt von lateinamerikanischen Genres. Hauptsächlich Reggaeton, aber auch Cumbia hat er für sich entdeckt. Bereits in jungen Jahren, in Ecuador, entwickelte er eine Leidenschaft für die Musik. Seine große Inspiration waren Festivals wie das Tomorrowland und das Ultra, in welchen sich alles um elektronische Tanzmusik dreht. Camilo schwärmt von der Euphorie einer guten Party: „Eine gute Feier gibt einem dasselbe Adrenalin wie das Fahren eines BMX.“ 

    Ebenfalls Veranstalterin und DJ ist Erika, unter dem Namen „DJ Akire”. Seit 15 Jahren arbeitet sie auf Musikveranstaltungen als Künstlerin und organisiert Partys. Auch ihr Stil ist geprägt durch Lateinamerika. Ebenso wie Camilo fokussiert sie sich auf Reggaeton und Cumbia, aber auch Salsa ist ein wichtiger Teil. Die Motivation für das Projekt Cumbiaton ist laut den Organisatoren die Leidenschaft und Liebe zur Musik und zum Tanzen. In das Organisieren und Veranstalten der Feiern investieren beide rund 30 Stunden die Woche.  

    „DJ Cafgar” legt Reggaeton am Pult im Barfusz, Leipzig auf.

    Wie Cumbiaton entstand 

    Noch vor und während der Corona-Pandemie veranstalteten Erika und Camilo getrennte Veranstaltungen. Mit einem Lachen berichtet Erika: ,,Wir waren quasi Konkurrenz.”. Die Pandemie machte den DJs aber einen Strich durch die Rechnung. Veranstaltungen konnten nicht mehr stattfinden. Als in 2021 der Lockdown gelockert wurde, begann Erika im Clara-Zetkin-Park Musik zu machen. Dort kamen sie und Camilo ins Gespräch und begannen, gemeinsame Projekte umzusetzen. Erika und Camilo kombinierten ihre beiden Stile aus Reggaeton und Cumbia, so entstand auch der Name des Kollektivs, Cumbiaton.  Die beiden erinnern sich, wie während einer ihrer ersten Partys plötzlich die Musik ausging, da ein Gast sein Bier auf der Technik verkippt hatte. Lachend erzählen sie aber, dass der Technikausfall gar nicht auffiel, weil die Gäste so laut mit sangen, dass niemand die eigentliche Stille bemerkte.  

    In den vergangenen Jahren konnte das Kollektiv seine Reichweite ausbauen: Zu ihren Erfolgen zählt die Crew, dass sie seit 2023 den Opener im Westhafen übernehmen können und anschließend ein lateinamerikanisches Festival in Leipzig auf die Beine gestellt haben. In verschiedenen Locations wie dem Barfusz, der Garage Ost oder dem Herr Kautzig gibt es derzeit monatliche Veranstaltungen des Kollektivs. 

     „Wir wollen Erlebnisse schaffen“ 

    Auf die Frage, wofür man all diese Zeit investiert, antworten beide mit den Worten: „Wir wollen Erlebnisse schaffen.“ Die Leidenschaft zur Musik und zum Tanzen bringt die nötige Kraft und Motivation mit sich, wie Erika erzählt. Aber auch der Stolz auf das Wachstum der lateinamerikanischen Szene in Leipzig spielt laut ihr eine Rolle. Außerdem solle die lateinamerikanische Kultur  an die nächsten Generationen weitergegeben werden.  

    Cumbiaton erhält keine finanzielle Unterstützung. Verschiedene Kooperationen bringen laut Camilo allerdings dennoch verschiedene Vorteile, zum Beispiel mit den verschiedenen Lokalitäten, welche durch Poster und Flyer für Veranstaltungen werben. Auch die Zusammenarbeit mit verschiedenen Gast-DJs bringe laut den beiden eine höhere Reichweite und bietet unbekannten Künstlern zeitgleich eine Chance zum Aufstieg. Das Kollektiv besteht aus mehreren Teammitgliedern, welche ehrenamtlich an der Kasse, der Garderobe oder anderswo helfen. 

     Von Latinos gemacht, für alle gedacht 

    ,,Cumbiaton ist eine Mischung aus dem Klischee einer Latino-Party und dem Versuch, moderne Sichtweisen zu repräsentieren.”, sagen die Veranstalter. Die Entwicklung raus aus dem Klischee ist das Ziel, dies sei aber nicht zu 100 Prozent möglich. ,,Wir wollen trotzdem den realen Geschmack beibehalten.” Dies entsteht durch die Integration verschiedener Subgenres und durch unterschiedliche DJs mit vielfältiger Musik.  

    Partyplanung und ihre Hürden

    Zu Beginn der Party lernen die Schüler den Bachata bei Tanzlehrerin Gabriela.

    Die beiden Veranstalter erklären außerdem, wie eine typische Partyplanung abläuft und welche Hürden es dabei gibt. Einen Monat vor der geplanten Feier beginnt bereits die Vorbereitung. Hier inkludiert ist die Suche nach Gast-Künstlern, Mitarbeitern, einer geeigneten Location und einem Sicherheits- sowie Awareness-Team. Zudem muss die Aufgabenverteilung in den kommenden Wochen sowie während der Veranstaltung besprochen werden. Dazu zählen mitunter die Werbung, die Logistik, die Finanzplanung.  

    Am Tag der Veranstaltung treffen sich Erika und Camilo rund drei Stunden vor dem offiziellen Beginn und verteilen die Deko, sprechen sich mit allen Mitarbeitern ab, bauen die Technik auf und betreuen schlussendlich die Künstler sowie die ankommenden Gäste. Während der Party werden alle willkommen geheißen und es findet stetig Kommunikation mit allen Mitarbeitenden statt. Legt einer der beiden auf, trägt der andere die Verantwortung währenddessen. Mit dem Abschluss der Party beginnt der Abbau. Dies dauert im Durchschnitt ein bis zwei Stunden. Ein paar Tage später folgt dann eine Revision zu den Finanzen und der Verwaltung.  

    Hürden gäbe es im Organisationsprozess auch immer wieder, laut den beiden. Dazu gehörten sowohl interne Abstimmungen über das passende Programm als auch der Alkoholkonsum einiger Gäste. Die Finanzen spielen laut der Veranstalter ebenfalls eine Rolle, da die Partys immer aus eigenen Investitionen entstehen würden.  

    Eine Party im Zentrum von Leipzig 

    luhze-Redakteurin Antonia hat sich mit Camilo und Erika unterhalten und eine ihrer Veranstaltungen besucht. Die Cumbiation-Veranstaltung im „Barfusz“ begann am siebten März um 20 Uhr mit einem Bachata-Workshop und der Raum füllte sich allmählich. Die Gäste schienen gut gelaunt und waren offen für die Instruktionen der Tanzlehrerin. Durch die Musik gesteuert, tanzten sie auf der Fläche umher. Laufend wurden die Tanzpartner gewechselt. Währenddessen tauchten immer mehr Gäste im Saal auf. Ab 21 Uhr legte „DJ Akire” Salsa-Musik auf. Außenstehende, die am Eingangsbereich vorbeilaufen und neugierig hereinschauen, werden vom Personal begrüßt und eingeladen. 

    Gegen 22 Uhr kommt es zu einer kurzen Flaute und Erika und Camilo haben Angst vor einem Misserfolg. Doch schon ein paar Minuten später wendet sich das Blatt. Der Raum ist wieder mit Menschen gefüllt und mehrere Gäste bieten den schüchternen Beobachtern an, das Tanzen zu erlernen. Um Mitternacht scheint die Party ihren Höhepunkt erreicht zu haben. Der perfekte Start für Gast-DJ Sanndro, welcher die Menge mit brasilianischer Musik nochmal richtig abhebt  

    Zukunftsvisionen für Cumbiaton 

    Erika und Camilos Ziel für die nächsten Jahre ist deutschlandweite Bekanntheit. Auch neben dem bereits geplanten Festival am 23. und 24. Mai, sollen in Zukunft regelmäßig zwei Festivals pro Jahr stattfinden. Auch bei anderen Festivals möchten sie das Konzept von Latino-Partys stärker vertreten. In diesem Jahr stehen die Erstellung einer Website und der Ausbau der Social-Media-Präsenz auf der Agenda. Ein großer Zukunftstraum der beiden ist es, Sponsoren für ihre Veranstaltungen zu gewinnen. 

     

    Fotos: Antonia Sommer

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