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  • „Bibliothek der Sprachen“: Durch Literatur zur Sprachenvielfalt beitragen

    Wie gelingt es, die sprachliche und kulturelle Vielfalt Leipzigs widerzuspiegeln? Und wie schafft man einen interkulturellen Austausch? Der Leipziger Stadtbibliothek ist die Antwort klar: Literatur!

    „Bibliothek der Sprachen“ ist ein neues Mitmach-Projekt der Leipziger Stadtbibliothek im Rahmen des Themenjahres 2025 „Mehr als Geschichte. Die Buchstadt Leipzig“. Die Eröffnung fiel mit der ersten nationalen „Nacht der Bibliotheken“ am 4. April zusammen. Das Projekt wurde von Kulturbürgermeisterin Skadi Jennicke und Bibliotheksdirektorin Susanne Metz vorgestellt. Sie sprachen dort über Sinn und Zweck sowie über die Entstehung des Projekts. Begleitet wurden sie von kurzen Videos über die Vorbereitung der „Bibliothek der Sprachen“. Die Besucher*innen konnten sich einen kleinen Einblick davon verschaffen, wie ein Buch von der Annahme durch die Bibliotheksmitarbeiter*innen bis zum Aufstellen in den Regalen gelangt.  

    Feierlich eröffnet wurde dann mit musikalischer Unterstützung durch das transkulturelle und mehrsprachige Chorprojekt „ChorAlle“ des Vereins ZEOK. Sie begrüßten und beendeten die Veranstaltung mit Liedern in insgesamt sieben Sprachen. Darunter waren Polnisch, Türkisch, Französisch, Persisch und natürlich Deutsch. Dieses multinationale und mehrsprachige Chorprojekt, bei dem alle Teilnehmer*innen ausländischer Herkunft waren, passte nicht nur thematisch, sondern sorgte auch für die entsprechende Atmosphäre. 

    Im Januar dieses Jahres veröffentlichte die Leipziger Stadtbibliothek auf ihrer Website eine Nachricht über den Aufbau der „Bibliothek der Sprachen“. Dabei wurde mitgeteilt, dass sich jede*r Leipziger*in an diesem Projekt beteiligen kann. Alle können der Bibliothek belletristische Bücher in ihrer Herkunftssprache, das heißt ihrer Mutter- oder Familiensprache, schenken und so das sprachliche und kulturelle Mosaik der Stadt vervollständigen. Zusätzlich kann man dem Buch eine Empfehlungskarte hinzufügen und auf diese schreiben, was das Buch so interessant und besonders macht. Als Ergebnis dieser Mitmach-Aktion, berichtete die Bibliotheksdirektorin bei der Eröffnungsveranstaltung, ist eine Sammlung von mehr als 200 Büchern (Stand: 4. April 2025) in verschiedenen Sprachen entstanden. Derzeit stehen Bücher in Polnisch, Koreanisch, Französisch, Spanisch, Ukrainisch, Russisch und vielen anderen Sprachen im offenen Regal. 

    Bei der Eröffnung wurde deutlich, dass die „Bibliothek der Sprachen“ nicht nur die Sprachlandschaft abbilden und die kulturelle Vielfalt der Stadt Leipzig hervorheben soll. Ebenso wichtig ist es, dass das Projekt auch den interkulturellen Austausch fördert. „Wir wollen Verbindungen schaffen, Allianzen stützen, Kooperationen eröffnen“, erklärte Kulturbürgermeisterin Skadi Jennicke das Ziel des Projekts. Zu diesem Zweck wurde neben dem Bücherregal eine Bank aufgestellt. Susanne Metz erläuterte, dass alle Besucher*innen sich auf dieser Bank nicht nur ausruhen und in einem Buch blättern können, sondern auch zu einem Gespräch über fremdsprachige Literatur einladen oder eingeladen werden können.  

    Kulturbürgermeisterin Skadi Jennicke (rechts) und Bibliotheksdirektorin Susanne Metz (links)

    Die Kulturbürgermeisterin leistete auch einen kleinen Beitrag zur „Bibliothek der Sprachen“, indem sie den satirisch-dystopischen Roman „Europas Hunde“ des belarusischen, im Exil lebenden Autors Alhierd Bacharevič verschenkte. Dieser Roman wurde mit dem Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung 2025 gewürdigt. Gleichzeitig ist „Europas Hunde“ in Belarus aktuell verboten. Das Buch, das sie übergab, ist auf Deutsch, aber Frau Jennicke hofft, dass eines Tages auch die belarusische Version einen Weg in die Regale des Projekts findet. 

    Susanne Metz und Skadi Jennicke äußerten die Hoffnung, dass die „Bibliothek der Sprachen“ durch weitere Bücher ergänzt wird, sodass die Sammlung erweitert wird und noch mehr Sprachen präsentiert werden. Und gleich bei der Veranstaltung spendeten einige Besucher ein paar neue Bücher. Es bleibt also zu erwarten, dass die „Bibliothek der Sprachen“ weiterhin bereichert wird. Frau Metz fügte hinzu, es sei beabsichtigt, dieses Projekt auch in anderen Bibliotheken der Stadt zu verwirklichen. Sie ist der Meinung: „Bücher sollen wandern“. 

    Wie kann man die „Bibliothek der Sprachen“ besuchen und benutzen? 

    Die „Bibliothek der Sprachen“ befindet sich im SprachenZimmer in dem ersten Obergeschoss der Leipziger Stadtbibliothek und ist während der Öffnungszeiten für Besucher*innen zugänglich. Susanne Metz versicherte, alle für das Projekt gespendeten Bücher werden in den Online-Katalog der Stadtbibliothek aufgenommen und sind für die Ausleihe verfügbar. 

    Nicht zuletzt kann jede*r immer noch mitmachen und der „Bibliothek der Sprachen“ belletristische Bücher in seiner*ihrer Muttersprache oder Familiensprache spenden. Dazu kann man sich in jeder Zweigstelle der Bibliothek an das Servicepersonal wenden, die Bücher dort abgeben und, falls gewünscht, eine Empfehlungskarte beifügen. 

    Eine Möglichkeit, die Multilingualität Leipzigs zu erleben und an ihrer Sichtbarkeit mitzuwirken! 

     

    Ort: SprachenZimmer der Leipziger Stadtbibliothek, 1. Obergeschoss. 

    Öffnungszeiten: Montag – Samstag: 10:00 – 19:00 Uhr; Sonntag: geschlossen.  

     

    Fotos: Vlada Kostohlodova

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