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  • Beim heiligen Paukenschlag

    20 Jahre Universitätsmusik in Leipzig: Das Leipziger Universitätsorchester feierte sein fortwährendes Bestehen mit einem eindrucksvollen Jubiläumskonzert im Gewandhaus.

    Am 28. Januar fand im fast ausverkauften Gewandhaus Konzertgeschichte für das Leipziger Universitätsorchesters statt. Anlässlich seines 20-jährigen Geburtstags trug das studentisch organisierte Orchester unter der musikalischen Leitung von Dirigent Ilya Ram sein Jubiläumskonzert aus. „Ich fand es rührend“, sagte die Leipziger Studentin Cleo nach dem Konzert. Womit sie offenkundig nicht allein war – stand doch beinahe das gesamte Publikum unter tosendem Beifall auf, nachdem das Spiel der letzten Streicher*innen verklang. 

    In einer Studentenwohnung in der Südvorstadt setzte sich der Grundstein für das Ensemble aus mehr als 90 musikbegeisterten Studierenden aller Fachrichtungen, wie es an diesem Abend das Gewandhaus bespielte. Damals zum Debut des „Leipziger studentischen Orchesters“ am 17. Januar 2004 war das Orchester gerade mal halb so groß. Ziel der Studierenden war es, einen „unabhängig organisierten sinfonischen Klangkörper zu schaffen, der durch das ehrenamtliche Engagement der Mitspielenden jung und dynamisch bleibt und gleichzeitig einen festen Platz im Leipziger Musikleben hat“, geben die Ehemaligen Julian Bindewald und Muriel Stoppe in ihrem Grußwort bekannt. Diesem Ziel konnte das heutige Leipziger Universitätsorchester, zu dem es im Sommer 2004 im Konzert zur Namensgebung umbenannt wurde, gerecht werden. So gibt das Orchester regelmäßig zum Semesterabschluss Konzerte im Gewandhaus und ist für Gastkonzerte auch europaweit unterwegs. Die Faktoren Demokratie und Erneuerung seien seit jeher die Säulen des Orchesters, berichtet Gründungsmitglied Britta Glaser im Leipziger Universitätsmagazin. Dirigent*innen, Stimmführer*innen, Vorstandsmitglieder sowie das Programm müssten mehrheitlich gewählt werden. Damit alle Generationen an Studierenden am Orchester teilhaben können, sei es Mitgliedern nicht erlaubt, über ihre Studienzeit hinaus am Orchester mitzuwirken. 

    Die Mitspielenden des Jubiläumskonzertes überwältigten das Publikum an diesem Abend in umfangreichem Sinfonieorchester zu Klängen der drei englischsprachigen Komponisten Erich Wolfgang Korngold, Eric Coates und Ralph Vaughan Williams.  

    Mit der „Kings Row“ Suite von Korngold, der Titelmusik des gleichnamigen Filmes, machte sich eine abenteuerliche, feierliche Stimmung im Gewandhaus breit. Der jüdische, in Österreich geborene Komponist lebte in den 1940er Jahren im Exil in den USA und arbeite auch danach als Filmmusiker in Hollywood, unter anderem auch an der Musik für „The Adventures of Robin Hood“. Seine Suite begleitet den Protagonisten des Films durch seine Kindheit in der friedlichen Kleinstadt Kings Row und erzählt von seinen ersten kindlichen Abenteuern und Entdeckungen. Das Universitätsorchester stimmt den Abend klangvoll ein und verdeutlicht: Auch wenn das Parkett nicht von Profis bespielt wird – dort findet Amateur-Musik statt, die dem in nichts nachsteht.  

    Das Herzstück des Abends, „A Sea Symphony“, ist die selten aufgeführte und längste Choralsinfonie des britischen Komponisten Vaughan Williams. Das gewaltige Stück, dessen Ziel es ist, die Rauheit und Schönheit des Meeres zu vertonen, bedient sich aller zur Verfügung stehenden Mittel. So zogen neben dem Leipziger Unversitätsorchester auch ein Chor und die Solisten Mayan Goldenfeld (Sopran) und Frederic Mörth (Bariton) in den Gewandhaussaal ein. Sie untermalten das Orchester mit gesungenen Texten von Walt Whitman über die Naturgewalt und Unfassbarkeit der Meere: „Wie ich die klaren Sterne funkeln sehe, denke ich an den Schlüssel der Universen und der Zukunft.“  (II. On the Beach at Night, Alone).  

    Die pompöse Sinfonie übermannte das ahnungslose Publikum in all ihrer Gewaltigkeit. Chor, Solisten und alle erdenklichen Instrumente bespielten gleichzeitig den riesigen Saal und zeigten, zu was das Leipziger Universitätsorchester fähig ist. Vor allem der Fakt, dass dort vorne normale Studierende saßen, beeindruckt nachhaltig und kann der Universität Leipzig als Aushängeschild dienen. Das ebenfalls überdurchschnittlich junge Publikum aus zahlreichen Angehörigen, Freunden und Studierenden tobte und rührte den Dirigenten Ilya Ram zu Tränen. Seine emotionale Ansprache verhallte zwar im minutenlangen Applaus, doch man schien zu wissen, was gemeint war: Dieses Jubiläumskonzert war sowohl in seiner noch jungen Laufbahn als auch für das Leipziger Universitätsorchester ein großer Augenblick. 

     

    Titelbild: Yannic Borchert

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