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  • „Schalom“ – die 14. Jüdische Woche in Leipzig

    Vom 27. Juni bis zum 4. Juli 2021 findet die 14. Jüdische Woche in Leipzig statt. Dieses Jahr widmen sich die Veranstalter*innen dem Thema „1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“.

    Alle zwei Jahre dürfen sich Besucher*innen über ein Programm rund um jüdisches Leben und jüdische Traditionen freuen. Es gibt mehr als 120 Veranstaltungen, die digital, aber auch analog wahrgenommen werden können. Im diesjährigen Programm der jüdischen Woche stehen zum Beispiel der Chor der Oper Leipzig, das Ensemble „simkhat hanefesh“ und die Klezmer-Band „Ginzburg Dynastie“, welche die Klezmer-Tradition, eine vorwiegend instrumentale Volksmusiktradition, seit sechs Generationen von Vater zu Sohn weitergibt. Die Eröffnung wird mit Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) auf dem Augustusplatz stattfinden. Interessent*innen können die Eröffnung online live mitverfolgen. Es ist das erste Mal, dass die Eröffnung im öffentlichen Raum stattfinden wird.
    Neben Konzerten können die Besucher*innen auch Lesungen, Filme, Vorträge, Gespräche mit Zeitzeugen, Stadtrundgänge, Theater und Tanz besuchen.
    Das Besucher*innen- Programm für Menschen jüdischen Glaubens mit Wurzeln in Leipzig muss pandemiebedingt virtuell stattfinden. Für die jüngeren Besucher*innen eignen sich beispielsweise Workshops wie „Wir feiern, singen, tanzen!“. Hier können Schüler*innen der vierten bis sechsten Klasse die jüdische Kultur anhand des Purimfestes erleben. Der Workshop „Antisemitismus ist wie Herpes! – Masel Tov Cocktail“ am ersten Juli eignet sich für Schulklassen und Jugendliche ab 16 Jahren. Gezeigt wird der Kurzfilm „Masel Tov Cocktail“. Dabei geht man methodisch auf die Inhalte des Films ein.

    Das Finale liefert das Abschlusskonzert am vierten Juli im Gewandhaus. 200 Personen werden dabei die bewegende chorsinfonische Geschichte „Joram“ erzählen. Dieses Oratorium wurde von Paul Ben-Haim, ein in München geborener israelischer Komponist, kurz nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 komponiert. Grundlage bildet die Hiobs-Geschichte des Schriftstellers Rudolf Borchardt.
    Außerdem auftreten wird der Leipziger Synagogenchor, der MDR-Jugendchor, der Kammerchor Josquin des Préz, das Ensemble Consart, der Knabenchor Dzvinochok und das Akademische Orchester der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.

    Leipzig war einst Heimat der sechstgrößten jüdischen Gemeinde in Deutschland. Die Wurzeln jüdischen Lebens in Leipzig finden sich bereits im 13. Jahrhundert. Heute erinnern uns nur noch stille Zeuge*innen wie der Israelitische Friedhof an diese Zeit. Unter der Herrschaft der Nationalsozialisten wurde auch die jüdische Gemeinde in Leipzig von den dafür zuständigen staatlichen Institutionen nahezu ausgelöscht.
    Mehr als 80 Jahre nach seiner Inbetriebnahme, wurde der Friedhof ab 1945 nicht mehr genutzt. Heute kann man die Grabinschriften, Namen und Symbole von über 5.500 Gräbern bestaunen. In Rahmen der jüdischen Woche wird es dort einen Rundgang geben.

    Den Veranstalter*innen zufolge lassen sich immer mehr Juden und Jüdinnen in Leipzig nieder. Derzeit kann von 1.300 Bürger*innen ausgegangen werden. In letzter Zeit kam es vermehrt zu antisemitischen An- und Übergriffen in Leipzig. Im Mittelpunkt stehen antisemitische Plakate und Parolen auf propalästinensischen Kundgebungen und Angriffe auf Juden und Jüdinnen, sowie Unterstützer*innen von Kundgebungen gegen Antisemitismus. Auf Nachfrage finden Anja Lippe, Koordinatorin der Jüdischen Woche und Küf Kaufmann, Vorstandsvorsitzender der Israelitischen Religionsgemeinde zu Leipzig, deutliche Worte: „Dies ist, von der ersten Jüdischen Woche bis zur 14. ein bedeutendes Instrument im Kampf gegen den Antisemitismus, der leider wächst, unabhängig von unseren Bemühungen. Dieses Rätsel können wir nicht lösen, aber es schwächt unsere Kraft in diesem Kampf nicht.“

    Titelbild: Daniel Reiche

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