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    Die Stadt Leipzig ist auf dem Weg zu einer nachhaltigen Stadtplanung. Das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) Leipzig forscht zur Akzeptanz solcher Maßnahmen.

    Heiße Sommer, oft eher erdrückend als erholsam, sind auch für die Leipziger Bevölkerung keine Neuheit mehr. In Folge des Klimawandels wird sich diese Situation in Zukunft verschlimmern, wie eine Studie unter Leitung des UFZ belegt. Eine geschickte Raumplanung in den Kommunen könnte die Folgen für die Einwohner*innen erträglicher machen, womöglich aber sogar die Erderwärmung an sich mildern.

    „Städte als Ballungszentren erzeugen weltweit den Großteil der Treibhausgasemissionen“, erklärt Dieter Rink, Stadtsoziologe am UFZ. Um dem Klimawandel zu begegnen, sei eine sinnvolle Lenkung der Stadtentwicklung daher hilfreich. Stadtentwicklung bezeichnet räumliche Planungs- und Veränderungsprozesse der gesamten Stadt oder einzelner Viertel, also die gezielte Ordnung und Nutzung eines Gebiets nach seinen natürlichen, wirtschaftlichen oder sozialen Gegebenheiten. Ob und wie die Bevölkerung räumliche Veränderungen akzeptiert und wahrnimmt, ist ein Forschungsschwerpunkt Rinks.

    So begleitete er die Entwicklung von urbanen Wäldern in Leipzig sozialwissenschaftlich. Das Stadtplanungsamt Leipzigs und das Bundesamt für Naturschutz hatten das von 2009 bis 2019 laufende Projekt initiiert. Leipziger Brachflächen, zum Beispiel Teile des Bahnhofs Plagwitz, wurden bewaldet, unter anderem aus Klimaschutzaspekten wie der CO2-Umwandlung. Die Fläche kann auch als Frischluftkorridor dienen, der kühle Luft in die erhitzte Innenstadt befördert. Urbane Wälder sind im Gegensatz zu Stadtwäldern forstlich genutzte Flächen, die günstig zu pflegen sind. Zwar gaben die zu der Maßnahme befragten Einwohner*innen an, Parkanlagen gegenüber urbanen Wäldern zu bevorzugen, die Aufforstung aber jedenfalls als Aufwertung des Stadtbildes wahrzunehmen. Der UFZ-Bericht verzeichnet eine allgemeine Akzeptanz der Maßnahme.

    Auch Bewegungen wie Fridays for Future, die in Leipzig und anderen Städten regelmäßig große Menschenmassen zu Aktionen für den Klimaschutz mobilisieren oder das Ausrufen des Klimanotstandes durch viele Gemeinden, zeigen dass zumindest ein Teil der Bevölkerung ein großes Interesse an städtischen Klimaschutzmaßnahmen hat.

    „Eine Planung von Klimaschutzmaßnahmen auf kommunaler Ebene ist wichtig, weil hier auch die Umsetzung erfolgen muss“, bekräftigt Rink. Zu den Maßnahmen, die Städte zum Klimaschutz ergreifen können, gehören beispielsweise eine Verkehrsplanung, die öffentlichen Personennahverkehr gegenüber dem mit Verbrennungsmotor betriebenen Individualverkehr bevorzugt oder die Hinwirkung auf eine energieeffizientere Bauweise, um Treibhausgasemissionen und den Energieverbrauch zu reduzieren. Bereits heute habe zwar jede größere Stadt ein Energie- und Klimaschutzkonzept, führt Rink weiter aus. An einer flächendeckenden geschickten Raumplanung und Umsetzung dieser hapere es aber zurzeit noch. Klimaschutz sei bisher eine freiwillige Aufgabe der Kommunen. Das Klimaschutzgesetz des Bundes aus dem letzten Jahr enthalte dafür keine Gelderzuweisung. Eine ausreichende gesetzliche Regelung von Bund oder Ländern fehle somit. Auch konkret in der Leipziger Stadtverwaltung bestehe laut Einschätzung des Wissenschaftlers noch Sensibilisierungsbedarf. Das Amt für Wirtschaftsförderung beispielsweise gruppiere den Umweltschutz auf seiner Prioritätenliste anders ein als das Umweltdezernat oder die Klimaschutzleitstelle. Auf der Homepage des Amts taucht der Begriff Klimaschutz jedenfalls nicht auf.

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