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  • Alte Feuerwache im Dornröschenschlaf

    Der Verein Ostwache will in einer alten Feuerwache im Osten Leipzigs seit Jahren ein Nachbarschaftszentrum gründen. Bis heute gibt es dafür keinen Nutzungsvertrag. Die Grünen möchten das nun ändern.

    Ruhig und verlassen liegt die alte Feuerwache an der Georg-Fuchs-Straße in Anger-Crottendorf. Nur ein Banner an der Frontseite des Gebäudes  und Malereien an den Toren weisen darauf hin, dass hier ein Kulturzentrum mit verschiedenen Angeboten für den Stadtteil entstehen sollen. Von der Feuerwehr wird das weitläufige Gelände schon seit vielen Jahren nicht mehr aktiv genutzt. Als 2015 abzusehen war, dass die Räumlichkeiten vollständig von der Branddirektion geräumt werden würden, gründete sich eine Interessengemeinschaft, die den Gebäudekomplex für die Nachbarschaft öffnen will: ein soziokulturelles Zentrum für alle Anwohner*innen. Die Initiator*innen führten Umfragen im Viertel durch und erfragten die Bedürfnisse der dort Lebenden. Sportangebote, Familien- und Seniorentreff, Werkstätten, ein Café – an Ideen für die Nutzung mangelte es nicht. Anschließend bewarben sich Gruppen und Einzelpersonen mit ihren Projekten für die Räume. Die einzige Vorgabe: Das Angebot muss für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Ateliers oder Proberäume beispielsweise müssten regelmäßig ihre Türen öffnen, damit sich ein breites Publikum beteiligen kann. 2017 gründete sich aus der Interessengemeinschaft der Verein Ostwache. 

    Bis heute liegen die Flächen allerdings brach. Abgesehen vom Garten und einem kleinen Teil der Räumlichkeiten darf der Verein die alte Feuerwache nicht nutzen. Veranstaltungen konnten bisher nur mit Sondergenehmigung im Hinterhof stattfinden. Die bürokratischen Mühlen mahlen ermüdend langsam. „Wir sind empört, dass es hier jahrelanges ehrenamtliches Engagement gibt und wir hingehalten werden, während hinter uns das Gebäude verfällt“, sagt Lina Hurlin, Vorstandsvorsitzende des Vereins. Besonders die unbeheizten Winter setzen dem Gebäude zu. Dabei legte der Verein nicht nur ein vielfältiges Nutzungs-, sondern auch Finanzierungskonzept vor. Die Räume sollen sowohl an Gewerbe, als auch an ehrenamtliche Vereine mit geringerem Budget vermietet werden. Des Weiteren stellte die Stadt bereits finanzielle Mittel für erforderliche Baumaßnahmen, Verwaltung und laufende Kosten zur Verfügung. Auf diese kann der Verein jedoch noch nicht zugreifen, da nach wie vor kein Nutzungsvertrag vorliegt. Die Stadt begründet die mehrjährige Verzögerung mit dem langwierigen Prozess des Auszuges der Feuerwehr. Erst im Februar diesen Jahres wurde das Gelände von der Branddirektion an das Liegenschaftsamt übertragen. Dieses ist für die Verwaltung und Bereitstellung von stadteigenen Grundstücken, dementsprechend auch der alten Feuerwache, zuständig.  

    Der Nutzung steht nun im Grunde nichts mehr im Wege, sagt Tobias Peter, Leipziger Stadtrat von Bündnis 90/Die Grünen. Brandschutz und Versicherungsfragen seien bisher Gründe gewesen, weshalb die Feuerwache noch nicht bezogen werden konnte. Das müsse nun geändert werden. Seine Fraktion fordert in einem Antrag vom 23. April den umgehenden Abschluss eines Nutzungsvertrages, sowie die Einleitung nötiger Maßnahmen zur Instandsetzung des Gebäudes. Dabei geht es vor allem um brandschutzrechtliche Vorgaben. Des Weiteren soll das Gelände in Erbbaurecht direkt an den Verein Ostwache vergeben werden, sodass ein langfristig angelegtes bürgerschaftliches Engagement möglich ist. Das heißt, Grundstück und Gebäude gingen direkt an den Verein, der darüber verfügen und die Räumlichkeiten gestalten kann.

    Die Arbeit der Ostwache erfüllt grundsätzlich städtische Ziele, wie Bürgerbeteiligung, soziales Engagement und die Schaffung von Begegnungsorten, an denen es in diesem Stadtteil durchaus mangelt. Auch mit anderen Projekten im Leipziger Osten ist der Verein eng vernetzt und unter anderem Teil der Pläne des Parkbogen Ost. Umso frustrierender sei für den Verein die Tatsache, dass sich die Nutzbarmachung des Gebäudes seit Jahren zieht, trotz positivem Feedback seitens Stadträt*innen und Oberbürgermeister. Nachdem die Branddirektion zu Beginn des Jahres offiziell ausgezogen ist, äußert sich die Stadt nun jedoch zuversichtlich, dass zeitnah ein Nutzungsvertrag abgeschlossen werden kann. Es bleibt den aktiven Mitgliedern der Ostwache zu wünschen.  

     Foto: Simon Rüger

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