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    Zum ersten Mal seit dem Beginn der Pandemie demonstrierten am Dienstagnachmittag wieder Klimaktivist*innen in Leipzig. Mehr als 200 Menschen gingen gegen eine Abwrackprämie auf die Straße.

    Am Dienstagnachmittag kamen auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz mehr als 200 Demonstrant*innen zur ersten öffentlichen Klimademonstration seit dem Beginn der Pandemie zusammen. Die Demonstration wurde von der Leipziger Ortsgruppe von Fridays For Future (FFF) und anderen Klimaschutzgruppen organisiert, um gegen eine Prämie für den Kauf neuer Autos, die sogenannte Abwrackprämie, zu protestieren. Weil sie heute von der Bundesregierung verhandelt wurde, fand die Demonstration nicht wie üblich am Freitag statt. Auf den deutschlandweiten Kundgebungen forderten sie stattdessen unter anderem Investitionen in den Öffentlichen Nahverkehr und Fahrradkäufe. „Wir wollen nicht mehr nur im Internet Zeichen setzen“, erklärt Matthis Gaebel von FFF den Schritt auf die Straße. Die hohe Teilnehmer*innenzahl überraschte die Veranstalter*innen: „Wir sind sehr zufrieden, besonders weil wir so wenig Zeit zum Organisieren hatten“, sagt Annelie Berger von der Leipziger FFF-Ortsgruppe. Die Entscheidung, am Dienstag zu protestieren, fiel erst vor einer Woche.

    Die Demonstration fand aus Gründen des Infektionsschutzes unter mehreren Auflagen statt. Die Veranstalter*innen hielten Teilnehmer*innen dazu an, Masken zu tragen und den Mindestabstand von anderthalb Metern einzuhalten. Schilder und Transparente durften außerdem nicht weitergegeben werden. Während letzteres gut funktionierte, hielten sich nur Wenige an den Mindestabstand. „Wir laufen die ganze Zeit umher und erinnern die Leute an die anderthalb Meter“, sagt Berger. Viele seien aber miteinander befreundet und ohnehin oft zusammen unterwegs. Deswegen sei es schwierig, die Auflage durchzusetzen.

    In Solidarität mit den Protesten gegen rassistisch motivierte Polizeigewalt in den USA und in Deutschland begann die Kundgebung auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz mit einer Schweigeminute in Gedenken an den von einem weißen Polizisten ermordeten, George Floyd in Minneapolis. Im Anschluss hielt der Physiker Christoph Gerhards eine kurze Rede, in der er die aktuell diskutierte Prämie für Autokäufe „nicht nur teuer und unsozial, sondern auch brandgefährlich“ nannte und auf den hohen CO2-Ausstoß vieler von der deutschen Autoindustrie hergestellter Fahrzeuge verwies. „Es geht darum, nicht den Dinosaurier zu füttern, wenn der Meteorit kurz vor dem Einschlag steht“, schloss der Scientist For Future unter Applaus und Fahrradklingelei.

    Der Demonstrationszug setzte sich gegen 15:30 Uhr vom Wilhelm-Leuschner-Platz in Richtung Richard-Wagner-Platz in Bewegung. Vor den Höfen am Brühl versammelten sich die Teilnehmer*innen dann etwa eine halbe Stunde später um einen Haufen alter Spielzeuge. „Sie stehen als Symbol für die Kinder“, erklärt der Opa For Future Thomas Gärtner die Aktion. „Wir wollen darauf aufmerksam machen, dass mit einer Abwrackprämie statt der Zukunft unserer Enkel nur die Autoindustrie gefördert wird.“ Die Aktivist*innen wollen die gesammelten Spielzeuge an die Ministerpräsidenten der „Autoländer“ schicken, unter anderem Michael Kretschmer (CDU). Berger beendete die Demonstration um 16:30 Uhr mit den Worten „es ist einfach zu warm“ – ein Satz, der sowohl das Wetter als auch das Klima meinen kann.

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