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    Safe Spaces im Kampfsport schaffen: Das 8 Weapons Gym Leipzig und der Verein Sidekick Leipzig haben verschiedene Ansätze für ein respektvolles Miteinander beim Trainieren.

    Boxen, Schlagen, Treten – Kampfsport betreiben kann man in vielen verschiedenen Leipziger Vereinen. Die meisten von ihnen sind männerdominiert, dementsprechend schwierig ist es, Safe Spaces für alle zu schaffen. Das 8 Weapons Gym Leipzig und der Verein Sidekick Leipzig haben verschiedene Ansätze und ähnliche Ansichten.

    8 Weapons wurde 2012 gegründet. Peter Jermolow, Vorstandsvorsitzender und Head­coach im Bereich Muay Thai, erzählt, dass dort inzwischen circa 500 Personen trainieren: Boxen, Brazilian Jiu Jitsu, Dog Brothers Martial Arts und Muay Thai. Davon seien geschätzt ein Drittel Frauen, Lesben, Trans*-, Inter*- und nicht binäre Personen (FLTIN*). „Die Zahl ist relativ hoch angesiedelt für einen Kampfsportverein“, er­gänzt Jer­­­mo­low.

    Beim Verein Sidekick hingegen trainieren ausschließlich FLTIN* – nicht erlaubt sind Cis-Männer, also Männer, die in Übereinstimmung mit ihrem zugewiesenen Geschlecht leben. Hier gibt es die Sportarten Combat Systema und Muay Thai. Gegründet wurde der feministische Verein 2016; er zählt um die 250 Mitglieder.

    Mitgründer*in Caro. Köhler, ebenfalls im Muay Thai unterwegs, war vorher Trainer*in in einem feministischen Kampf-sportverein in Berlin und wollte das auch in Leipzig ermöglichen: „Solange es tagtäglich Sexismus und Transphobie gibt, ist es eine gesellschaftliche Notwendigkeit, solche Räume zu schaffen.“ In Leipzig seien sie damit der erste feministische Kampfsportverein.

    Durch die Abwesenheit von Cis-Männern werde eine wesentliche Ursache für Sexismus minimiert: das Macht­verhältnis zwischen den Geschlechtern. Köhler sagt dazu: „Wenn du jeden Tag gewisse Erfahrungen machst, gehst du mit geringerer Selbstverständlichkeit durchs Leben.“ Beispielsweise sehen sich Trans-Personen in gemischtgeschlechtlichen Vereinen häufig damit konfrontiert, in die falsche Umkleide gehen zu müssen oder mit dem falschen Pronomen angesprochen zu werden.

    Bei 8 Weapons werden solche Probleme anders gelöst: durch reine FLTIN*-Gruppen, die den Einstieg in die männerdominierte Kampfsportwelt niedrigschwelliger machen.

    Jermolow und Köhler beschreiben die gleiche Situation, um Probleme beim gemischtgeschlechtlichen Training zu illustrieren. Häufig nehme man FLTIN*-Personen nicht ernst, würde zum Beispiel beim Kampf mit einer kleineren Person sagen: „Ich habe Angst, dich zu verletzen.“ Solche Fälle würde man bei 8 Weapons aber sofort im Gespräch klären. Köhler ordnet diese fehlende Chancengleichheit in einen Kontext ein: „Das liegt daran, dass wir in einer sexistischen Gesellschaft leben.“

    Dem Verein Sidekick sei auch der intersektionale Ansatz wichtig. So sei in der Satzung Rassismuskritik verankert. Denn weitere diskriminierende Machtverhältnisse, wie zwischen Menschen mit und ohne Behinderung, verstärkten sich gegenseitig. Auch dicke Men­schen, die nicht abnehmen wollen, sondern wegen des Spaßes zum Kampfsport kom­men, will Sidekick empowern. „Bei uns sollen sich alle wohlfühlen.“

    Auch für Jermolow ist dieser Ansatz von Bedeutung. „Wir sind eine große Familie, man muss nicht alle mögen, aber mit allen klar kommen“, betont er. Deswegen behalte man sich auch vor, Menschen, die Gewalt ausleben wollen, der Räumlichkeiten zu verweisen – wenn sich die Probleme nicht durch Kommunikation regeln lassen. Das sei aber nur zwei- bis dreimal vorgekommen. Denn auch bei 8 Weapons seien Demokratie, Weltoffenheit und Gleichberechtigung Teil der Satzung. „Das wird teilweise in der Kampfsportwelt als was Besonderes angesehen.“

    Generell, erzählt Jermolow, nehme man in Deutschland das sportliche Kämpfen viel mehr mit ins Private. Traditionell sei die Stimmung bei Muay Thai sehr freundlich: „Beim Kampf sieht es so aus, als wollten sich die Leute gegenseitig den Kopf abreißen, aber danach trinken sie einen Energydrink zusammen und sind ganz lieb zueinander.“

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