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  • Wie geht eigentlich Buchmesse?

    Am Donnerstag startet die Leipziger Buchmesse. Dann drängen sich in den vielen Hallen wieder unzählige Literaturbegeisterte. Damit ihr den Überblick behaltet, kommen hier ein paar Überlebenstipps.

    Um die zwei übereinandergesetzten „M“s kommt man in Leipzig kaum drumherum. Sie stehen für die Mustermesse, die Leipzig ab 1895 zur Messestadt gemacht hat. Damals wurden dort Musterwaren ausgestellt, die dann von Kaufleuten bestellt werden konnten. Heute verbinden viele mit der Leipziger Messe vor allem die jährlich stattfindende Buchmesse. Aussteller*innen und Besucher*innen aus aller Welt informieren sich, lesen und lauschen hier den Neuigkeiten aus der Buchwelt. Bei all der Masse kann man schnell mal überfordert sein. Damit ihr nicht im Chaos versinkt, hier ein paar Überlebenstipps.

    Die Buchmesse

    Die Leipziger Buchmesse hat in der Messestadt eine lange Tradition, ihre Geschichte geht bis ins 17. Jahrhundert zurück und bis 1945 war die Leipziger Buchmesse sogar größer als die in Frankfurt am Main. Auch wenn seit Jahren das Sterben des Printgeschäftes prophezeit wird, stellte die Leipziger Buchmesse im Jahr 2017 einen neuen Besucher*innenrekord auf. 208.000 Personen kamen zur Messe, 2014 waren es nur rund 175.000. Im letzten Jahr wurde kein neuer Besucher*innenrekord aufgestellt; aufgrund des plötzlichen Wintereinbruchs schafften es nur 197.000 Besucher*innen aufs Messegelände. Übrigens waren 36 Prozent der Besucher*innen unter 20 Jahre alt, die 21- bis 40-Jährigen machten rund 42 Prozent aus. Viele Veranstaltungen finden in ganz Leipzig und nicht nur auf dem Messegelände statt; ein richtiger Tourist*innenmagnet, denn nur etwa 13 Prozent der Besucher*innen kommen aus Leipzig. Neben der Leipziger Buchmesse finden auch jährlich die Manga-Comic-Convention, die Leipziger Antiquariatsmesse und der Bibliothekskongress auf dem Gelände statt.

    Das Programm

    Das Wichtigste beim Blick in das Programm ist, nicht gleich wieder aufzugeben. Denn die Website treibt eine*n langsam aber sicher mit komplizierten Suchmasken und endlosen PDF-Dateien in den Wahnsinn. Wenn ihr nur einen Tag da seid, kann es sich lohnen, einfach mal das Tagesprogramm durchzustöbern. Wer es sich einfach machen will, lässt andere für sich arbeiten und liest vorab Artikel darüber, was man nicht verpassen darf (zum Beispiel bei uns). So kann euch natürlich die Lesung eurer Lieblingsautorin oder die Signierstunde des Autors des spannenden Thrillers vom letzten Sommer entgehen, aber ihr erspart euch langes Gesuche.

    Wer viel Geduld hat, geht in der Suchmaske die einzelnen Orte und Autor*innen durch. Nicht alle Veranstaltungen finden auf dem Messegelände statt, Lesungen von „Leipzig liest“ sind in der ganzen Stadt verteilt. Wahllos die Namen der Schriftsteller*innen aus eurem Bücherregal durchgehen, kann auch zum Erfolg führen. Den richtigen Weg gibt es hier sowieso nicht und irgendetwas verpasst man so oder so. Aber es sagt ja auch niemand, dass man vorher einen Plan haben muss. Ihr könnt auch einfach drauflosgehen und schauen, was euch so erwartet.

    Die Anreise

    Die Leipziger Buchmesse ist die zweitgrößte Buchmesse Deutschlands. Das führt schnell zum Verkehrschaos und wenn wie im letzten Jahr noch Schnee dazu kommen sollte, steht die Bahn schnell mal still. Hier gilt es, ganz viel Geduld mitzubringen. Am besten kommt man natürlich trotzdem mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zum Gelände. Entweder mit der S-Bahn bis „Leipzig Messe“ oder mit der Straßenbahnlinie 16. In den Bahnen kann es schnell mal eng werden, vor allem wenn Daenerys Targaryen ihre Drachen mitbringt und Harry Potter gleich das gesamte Quidditch-Team samt Besen. Deshalb am besten: Stoßzeiten meiden. Um zehn Uhr beginnt die Messe jeweils, um 18 Uhr schließen die Türen. Wer kann, umgeht das einfach und, seien wir mal ehrlich, acht Stunden hält man eh nicht durch. Wer mit dem Auto anreist, zahlt pro Tag circa sechs Euro für einen Parkplatz am Messegelände. Die Fahrt mit dem Fahrrad dauert vom Hauptbahnhof etwa 30 Minuten.

    Das Gastland

    Ahoj Leipzig – Gastland ist dieses Jahr Tschechien. Nachdem in den letzten Jahren Rumänien und Litauen ihre Literatur vorgestellt haben, ist nun das Nachbarland dran. 55 tschechische Autor*innen werden auf der Leipziger Buchmesse zu finden sein und unter anderem tschechische Literatur im deutschsprachigen Raum vorstellen. Insgesamt soll es 130 Veranstaltungen rund um das Land geben. Dort geht es dann um Themen wie die deutsch-tschechischen Beziehungen, den Brexit und die Krise Europas. Dass Literatur aus der Tschechischen Republik heutzutage mehr ist als Kafka und der kleine Maulwurf, soll der Fokus auf die Perspektiven der jüngeren Autor*innengeneration zeigen. Zum Gastland gibt es auch immer ein extra Programm, sodass man alle Lesungen und Veranstaltungen auf einen Blick findet. Neben den Veranstaltungen des Gastlandes ist die Buchmesse mit Aussteller*innen aus 46 Ländern international aufgestellt.

    Vor Ort

    Es gibt viel zu sehen und vor allem viel zu laufen. Die Fläche der Messehallen beträgt 106.000 Quadratmeter. Deshalb solltet ihr auf jeden Fall bequeme Schuhe tragen und nicht zu viel Gepäck mitbringen. An fast jedem Stand kann man etwas mitnehmen oder sich etwas ansehen. Das kann schnell überfordernd sein und am Ende hat man nur Flyer, die man eh nie durchliest. Dass auf einer solchen Messe viel Müll produziert wird, ist allen klar. Aber man braucht wirklich nicht alles mitzunehmen, was einem angeboten wird (Was bringt schon eine Einladung zu einem kirchlichen Lesezirkel, wenn man gerne „Fifty Shades of Grey“ liest?). Die ganzen neuen Eindrücke muss man auch mal sacken lassen und ausreichend Pausen einlegen. Genügend Sitzmöglichkeiten gibt es selten, aber wenn man Ausschau hält und Lesungen besucht, findet sich etwas. Umso entspannter man an den Tag auf der Messe herangeht, desto besser wird er. Man kann nicht alle 3.600 Veranstaltungen besuchen und wenn es in den Durchgängen zu Stau kommt, dann bringt drängen auch nichts.

    Buchmesse Leipzig 2019

    Auch auf 106.000 Quadratmetern kann es auf der Buchmesse schon mal eng werden.

    Die Verpflegung

    Wer nicht auf Currywurst und Pommes steht und das Geld lieber für Bücher als überteuertes Essen ausgibt, sollte unbedingt selbst Verpflegung mitnehmen. Ein paar Brote oder ein Nudelsalat lassen sich zum Beispiel gut Zuhause vorbereiten und mitnehmen. Vor allem Vegetarier*innen und Veganer*innen sollten sich das zu Herzen nehmen. Trinken ist natürlich auch sehr wichtig, denn ein Messetag kann lang sein und die Glashalle wird bei den Besuchermengen schnell zum Tropenhaus. Zur Not befinden sich in der Umgebung aber auch ein Discounter und ein Biomarkt.

    Trotz all des Stresses ist die Buchmesse wahrscheinlich eines der eventreichsten und spannendsten Wochenenden jedes Jahr in Leipzig. Wo sonst kann man Bela B und Thomas de Maizière an einem Ort treffen und Cosplay-Kostüme bestaunen bis zum Umfallen? Aber immer dran denken: In der Ruhe liegt die Kraft.

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