Reden wir über Essen und Musik
Itzhak Perlman gilt als einer der berühmtesten und renommiertesten Violinisten der Gegenwart. Jetzt kommt ein Film über ihn in die Kinos, der zeigt, wie er lebt und spielt.
„Du wirst kein Tennisspieler“ hatte man ihm schon als Kind gesagt und sollte damit Recht behalten. Itzhak Perlman wurde Violinist und zwar ein ziemlich guter. Mit vier Jahren erkrankte er an Kinderlähmung und ist deshalb bis heute auf Gehhilfen oder den Rollstuhl angewiesen. Das hält den heute über 70 Jährigen jedoch nicht davon ab, für Auftritte die ganze Welt zu bereisen. Der Dokumentarfilm von Alison Chernick begleitet den charismatischen und humorvollen Perlman und seine ebenfalls bestens aufgelegte Frau Toby dabei. Man erlebt die beiden, wie sie nach Israel reisen oder Freunde zum Dinner einladen. Nur selten, etwa auf der Bühne oder beim Friseur sieht man sie auch alleine.
Der Film glänzt in den biographischen Momenten, als Perlman über seine Eltern spricht, die Mitte der 30er Jahre aus Polen nach Israel flüchten oder wenn er erzählt, wie schwierig es ist, sich in der Musikszene einen Namen zu machen. Denn einige Musikschulen sahen seine Lähmung als Hindernis. Besonders mitreißend ist der Film auch, wenn er von seiner jüdischen Identität erzählt. So meint er in einer Szene, dass man in Israel anhand von Straßenschildern jüdische Geschichte erzählen könne und mit dem Geigenhändler sinniert er über die Vergangenheit der einzelnen Instrumente. Denn oft nahmen Juden, die deportiert werden sollten, ihre Instrumente mit, in der Hoffnung, in einem Orchester eingesetzt zu werden und somit dem Tod zu entgehen. Leider kommen solche Augenblicke im Film zu kurz. Gerne hätte man mehr über seine Jugend in Israel und seine Anfänge im Geigenspiel erfahren. Längen hat der Film vor allem bei seinen Auftritten. Natürlich ist es ein Vergnügen, Perlmans virtuosem Spiel zu lauschen, jedoch hat man sich schon nach dem ersten Konzert an dem Drumherum satt gesehen. An Stelle der biographischen Details treten weitere Reisen und Empfänge. In solchen Momenten kommt wenig Spannung auf. Verdeutlicht wird das beispielsweise in einer seiner Äußerungen vor einem Treffen mit dem Israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu, als er sich im Vorhinein äußert, man müsse ja nicht über Politik, sondern könne auch über Essen und Musik reden. Solche Sätze sind jedoch immer mit einem wunderbaren Humor vorgetragen, so als müsse man sich ein freches Augenzwinkern hinzudenken.
Letzten Endes versteht es der Film, ein vielfältiges Bild zu zeichnen. Man sieht Perlman als Geiger, als jüdischen Wahl-New Yorker, als Ehemann und als engagierten Musiklehrer. Dabei wird ihm in jeder Rolle etwa gleich viel Aufmerksamkeit zuteil. Der Film ist ein spannendes Portrait, das weniger die Karriere als die Gegenwart, genauer das 70. Lebensjahr des Violinisten beleuchtet und als Einstieg in sein Leben und Werk durchaus geeignet ist.
In den Kinos ab 9. August 2018
Fotos: Copyright Arsenal Filmverleih
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