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    Webers „Der Freischütz“ feierte in der Leipziger Oper Premiere

    Kein Blut! Keine Nackten! Und sogar das pittoreske Bühnenbild und die Kostüme passen in die Entstehungsepoche. In Zeiten, die vom Regietheater geprägt sind, wirkt eine klassische Inszenierung fast schon revolutionär. Wer auf moderne Einprägungen und aktuelle politische Verweise verzichten kann, den erwartet in Christian von Götz Inszenierung des „Freischütz“ ein opulentes Hör-und Sehvergnügen.

    Der Jäger Max will die jungfräuliche Agathe heiraten Zudem buhlt er um die Gunst des Oberförsters. Doch seit Langem hat ihn das Schussglück verlassen. Er lässt sich auf einen mephistophelischen Bund mit dem ominösen Casper ein, mit dem er durch ein dämonisches Ritual sieben Freikugeln gewinnt, die immer ins Ziel treffen. Doch natürlich lassen Max die Geister, die er rief, nicht in Ruhe.

    Uraufführung feierte das als „erste deutsche Oper“ gehandelte Werk 1821 in Berlin. Carl Maria von Weber komponierte das Nationalepos in einem kritischen historischen Umfeld. Der deutsche Nationalismus, der im Zuge der Befreiungskriege entstand, fiel dem Wiener Kongress und der Restaurationspolitik Metternichs zum Opfer.

    So stehen in der Oper auch keine politischen Themen oder Aufrufe zur Revolte im Vordergrund. Tatsächlich gilt die Oper nicht ohne Grund als ein Opus, dass das deutsche Wesen vortrefflich auf der Bühne abbildet. Die Musik lässt den Betrachter in die Romantik und den Eskapismus versinken. Hier wird mit Dämonen gerungen und nicht mit Tyrannen.

    Max (Thomas Mohr) und Agathe (Gal James)

    Max (Thomas Mohr) und Agathe (Gal James)

    Die grandiose Ausstattung und die mystische Musik entführen den Zuschauer tatsächlich aus dem rauen Alltag in die deutsche Romantik. Das Stück spielt hauptsächlich in einem robusten Wirtshaus, einer barocken Kammer und den Tiefen des Waldes. Die Bühne hat außer ihrem Dreheffekt einiges an special effects bis hin zur optischen Täuschung über Spiegel zu bieten. Das Gewandhausorchester unter der Leitung von Dirigent Christoph Gedschold spielt perfekt. Für den Leipziger Opernbesucher ist das natürlich eine Selbstverständlichkeit. Aber das Gehuste und Geknister hörte tatsächlich für einen kurzen Moment auf, als die schöne Agathe, gespielt von Gal James zu ihrer hochemotionalen Arie „Wie nahte mir der Schlummer“ anstimmte.

    Neben den glänzend besetzten Hauptrollen, wissen auch die Nebenrollen zu überzeugen und werden mit frenetischem Applaus bedacht. Vor allem Magdalene Hinterobler als juvenil-frivole Zofe Ännchen wird in Erinnerung bleiben. Unbedingt erwähnt werden sollte auch der Jägerchor, der wunderbar überspitzt zu Hörnerklang und in klassischem Kostüm auftritt, um die düstere und unheimliche  Stimmung der Wolfsschlucht aus dem Saal zu vertreiben.

     

    Nächste Aufführungen in der Oper Leipzig: 18. März, 30. April, 10. Juni

    Fotos: Ida Zenna

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