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  • Antilopen Gang – früher 150€ Gage, heute 13€ Eintritt

    student!-Autorin Chiara Herbers traf die "Antilopen Gang" und unterhielt sich mit ihnen über ihr neues Album, die Tour und Leipzig.

    student!: Seit wann macht ihr zusammen Musik?

    Koljah: Wir haben uns vor über 10 Jahren kennengelernt, 2003, und haben dann auch relativ schnell das erste Mal zusammen ein Lied gemacht. Wir haben damals etwas parolenhaftere Demosongs gemacht, da waren auch noch andere Menschen dabei. 2005 haben wir dann die Anti-Alles-Aktion (AAA) gegründet mit noch ein paar mehr Leuten. Mit den Jahren wurde das dann immer mehr, dass in dem Verbund speziell wir zueinander gefunden haben. 2009 ist dann die Antilopen Gang daraus entstanden.

    student!: Wie kamt ihr auf den Namen Antilopen Gang? Hat der Mythos, dass ihr Antilopenfleisch esst, etwas damit zu tun?

    Danger Dan: Nein, Tobi (Panik Panzer) wird uns heute mal die ganze Wahr­heit erzählen.
    Panik Panzer: Na gut. Also vor der Zeit, von der Koljah gerade erzählt hat, waren wir bei der Jugendfeuerwehr und da gab es Jugendfeuerwehrfestspiele. Und man musste sich bei einer Disziplin Tiernamen geben. Und dann gab´s die Bären Gang, die Giraffen Gang und so weiter und wir waren in der Antilopen Gang und das ist halt so hängen geblieben. Deshalb ist das auch bis heute so.

    student!: Wie kommt ihr auf Ideen für eure Songs?

    Koljah: Es kommt immer darauf an. Manchmal gibt einer von uns ein Thema vor, das die Anderen dann ausführen. Es ist oft so, dass Daniel (Danger Dan) was vorgibt.
    Danger Dan: Das ist ganz verschieden, wo die herkommen. Man kann sagen, dass die Lieder, die eher traurig, melancholisch sind, oft alleine zu Hause irgendjemand vor­ge­legt hat. Dass die Lieder, die eher dadaistisch, albern oder klamaukig daherkommen, oft aus einer Grup­pen­dy­na­mik heraus ent­ste­hen.

    student!: Sprechen wir über das Ego, in dem Lied „Ikearegal“ singt ihr darüber. Wie steht ihr zu eurem Ego?

    Panik Panzer: Also ich bin nicht sehr egoistisch. Ich denke viel an das Wohl der Menschen in meinem Umfeld und wenig an mein eigenes. Was mich regelmäßig zum Wahnsinn treibt.
    Danger Dan: Ich bin eine stark labile Persönlichkeit. Von mir hört man binnen 10 Minuten mehrfach den Satz: „Ich bin der beste Mensch, den es gibt.“ „Ich liebe mich“ sage ich auch sehr oft. Ich sage aber auch oft „ich bin so dumm, ich hasse mich“. Also beides wechselt so schnell, dass man gar nicht mehr von einer bipolaren Phase sprechen kann, sondern nur noch von einer großen Verwirrung. Ich mag mich trotzdem.
    Koljah: Muss ich jetzt auch so was sagen? Ich bin schon sehr egoistisch, was aber besser geworden ist, seitdem ich nicht mehr kiffe. Ich bin seit Neuestem in der Lage, mal Leuten einen auszugeben, Geld zu leihen und das nicht zurückzufordern. Und sonst hätte ich mir halt früher gemerkt: Tobi schuldet mir noch 6,49 Euro für das Burger-King-Menü. Ansonsten habe ich große Probleme mit mir selbst und projiziere die auch auf die Außenwelt. Und ich tue immer so, als hätte ich mit allem Recht und wäre ein Genie, weil ich in Wirklichkeit vom Gegenteil überzeugt bin.

    student!: Wie gefällt euch Leipzig?

    Danger Dan: Ich hab mich voll gefreut heute hier herum zu fahren und sollten wir tatsächlich viel Geld verdienen, dann möchte ich hier möglichst viele Wohnungen kaufen, aufwerten und dann teuer vermieten an Zugezogene. Das wä­re total geil, aber ich fürchte, so weit kommt es nicht. Aber ich finde es auf jeden Fall sehr schön hier.

    student!: Bald beginnt ja eure Tour, habt ihr dann überhaupt noch Zeit zum Entspannen?

    Koljah: Meine Traumvorstellung ist eine Tour, wo ich mit niemandem kommunizieren muss, den ganzen Tag in einem Hotelzimmer bin, Bücher lesen kann und dann abends noch ganz kurz zum Konzert gehe, rappe und dann direkt von der Bühne wieder in dieses Zimmer gehe und weiter lese. Das wäre für mich die wahre Entspannung. Ich fürchte, es ist noch ein weiter Weg dahin, aber ich hab mir auf jeden Fall ein paar Bücher eingepackt.

    Wie lange habt ihr an dem Album gearbeitet?

    Koljah: Wir haben im Dezember 2013 entschlossen: Jetzt geht’s los mit den Albumaufnahmen. Das hieß vor allem, dass wir angefangen haben, Demo-Songs zu machen. Das haben wir dann bis April gemacht. Also vier Monate lang war die heiße Phase der Entstehung der Songs, wobei wir da auch bei zwei, drei Liedern auf Ideen zurückgegriffen haben, die wir schon vorher hatten. Und dann sind wir nochmal ins Studio zu Roe Beardie in Köln, mit dem wir das Album gemischt haben.
    Und das hat noch mal einen Monat gedauert. Und dann waren Sachen, die man noch so machen muss und ich glaube nach einem halben Jahr war es auch irgendwann mal fertig, im Sommer.

    Seid ihr schon aufgeregt vor der Tour?

    Panik Panzer: Ich bin nicht aufgeregt, sondern ich rege mich auf. Nämlich darüber, dass ich mir den Fuß umgeknickt habe heute Morgen. Keine Ahnung, ich bin eine Treppe ´runtergegangen und plötzlich hat es gekracht, ich habe mir den Fuß umgeknickt und der Schmerz wird immer schlimmer und das besorgt mich ein bisschen. Jetzt rege ich mich die ganze Zeit auf über mich selbst und hoffe, dass der Fuß nicht angebrochen ist. Aber morgen werde ich sicher aufgeregt sein. Kurz bevor es wirklich losgeht, kommt dann bei mir die Aufregung hoch, aber die geht sofort weg, sobald man das erste Wort ins Mikrofon gesagt hat auf der Bühne, dann ist alles okay.

    Das erste Lied auf eurem Album ist ja „Die neue Antilopen Gang“. Darin sprecht ihr auch von Bands, die ihre Grundsätze vergessen und vielleicht nur noch an Profit interessiert sind. Wie kommen die Preise für eure Tickets zu Stande? In der Groovestation in Dresden kostet der Eintritt sonst häufig nur fünf Euro, bei euch 13 Euro. Wie kommt der Preisunterschied zu Stande?

    Hochschuljournalismus wie dieser ist teuer. Dementsprechend schwierig ist es, eine unabhängige, ehrenamtlich betriebene Zeitung am Leben zu halten. Wir brauchen also eure Unterstützung: Schon für den Preis eines veganen Gerichts in der Mensa könnt ihr unabhängigen, jungen Journalismus für Studierende, Hochschulangehörige und alle anderen Leipziger*innen auf Steady unterstützen. Wir freuen uns über jeden Euro, der dazu beiträgt, luhze erscheinen zu lassen.