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  • Sei-kein-Klotz in Taucha

    Zu Besuch in Leipzigs einziger Eisarena

    Eishallen scheinen zumindest in Leipzig und Umgebung nicht für ihre Coolness bekannt zu sein. Immerhin gibt es nur eine einzige, die „kW-RENT EisArena“ im Stadtteil Taucha. Die Eisfläche ist derzeit in einem großen Zelt untergebracht.  Noch im Sommer stand die Arena kurz vor der Schließung. Mit Hilfe einer großen Crowdfunding-Aktion konnte das jedoch verhindert werden. Wir haben „Das Zelt“, wie die Arena auch genannt wird, auf Ambiente, Spaß-Faktor und alles, was sonst noch zählt, getestet.
    Draußen ist der November nicht mild genug ist für lange Spätherbstspaziergänge und noch nicht kalt genug für frühwinterliche Aktivitäten.  Drinnen ist die Eisfläche mäßig besucht, da es Mittwochabend ist. Überwiegend sind Jugendliche und Eltern mit ihren Kindern un­terwegs, die zu­gegebenermaßen alle ziemlich gekonnt ihre Runden drehen. Songs von  „Las Ketchup“ und „Modern Talking“, dezent unter das Geräusch der Kufen auf dem Eis gemischt, geben den nötigen Flow – bis hierher sehr entspannt. Was wir im hinteren Bereich der Eisfläche für eine Art Curling halten, stellt sich später als Eisstockschießen heraus.

    Von Eric und Philip, die Ice-Freestyle trainieren und mindestens einmal in der Woche herkommen, erfahren wir, dass es am Wochenende deutlich voller ist. Zu empfehlen ist ihrer Meinung nach die Eisdisco mit Eisbar und Lasershow, die jeden ersten Samstag im Monat steigt.

    Hier kann man in Ruhe üben: In Tauchas großem "Zelt"

    Hier kann man in Ruhe üben: In Tauchas großem “Zelt”

    Unsere persönliche Herausforderung: Schlittschuhlaufen. Von spritzigen Pirouetten träu­mend, hangeln wir uns anfangs mit der Eleganz zweier Kühlschränke auf Kufen an der Bande entlang. Als Schlittschuh­anfänger arbeiten wir uns zu­nächst zentimeterweise vor­wärts. Man muss einfach einen Fuß vor den anderen schieben. Leider erinnert es am Anfang an Baby-Pinguine, aber dafür kann man wohl nicht die Eisfläche verantwortlich machen. Die haben wir gleich mitgetestet, ihr ist hervorragende Qualität zu attestieren: sie hält jeglichen Erschütterungen stand. Mein Begleiter ist wie ich zum ersten Mal in der Eisarena. Sein hilfreicher Ratschlag für alle, die sich dilettantisch auf das Eis trauen: Schultern locker bekommen, kein Klotz sein. Wir haben Knie, Ellenbogen- und Handschützer dabei. Die Jugendlichen, die sich hier häufiger treffen, sind hilfsbereit und unterstützen uns nach Kräften. Nach einer Weile sind wir schön durchgewärmt und wagen erste freie Fahrten ohne Bande. Ein sehr spaßiges Erfolgserlebnis!
    Unterhalb der Tribünen befinden sich Sitzgelegenheiten an der Eisbahn, wo wir uns nach unserem ersten (und sicherlich nicht letzten) „Training“ ziemlich erschöpft aus den Schlittschuhen kämpfen. Mit Emmy, die dick in eine volle Eishockeymontur eingepackt ist, unterhalten wir uns über den hiesigen Eishockeyverein, die „Icefighters“.

    Wir kommen schnell und ungezwungen ins Gespräch mit den Menschen. An diesem Mittwochabend sind viele Sportler dabei, die nicht nur für das Eislaufen brennen, sondern denen auch der Ort und dessen Zukunft etwas bedeuten. Alles in allem sehr sympathisch, mit tanzbaren Gute-­Laune-Songs.

    Beim Verlassen der Arena kommt uns die Novemberluft warm entgegen, das erinnert an sommerliche Abendschwüle nach­dem man etwas fröstelnd aus dem Supermarkt tritt. Zu beachten für den Rückweg: Nicht die halbstündliche Bahn verpassen, denn die Illusion von Wärme kann doch schnell verfliegen, wenn die Sonne weg ist.

    Wir sind zu der Überzeugung gelangt, dass es sich wirklich lohnt, dieses besondere und irgendwie liebenswürdige Zelt zu besuchen. Wenn es auch nicht gleich Pirouetten sind, so ist doch mit ein wenig Motivation eine Menge Spaß garantiert. Eislaufen ist ein Sport, der schnell begeistern kann – und glück­li­cherweise lernt man gerade als Anfänger ziemlich fix dazu. Außerdem wurde uns gesagt, dass bei den Spielen der Icefighters die Stimmung der absolute Hammer sein soll.

    Adresse der Eishalle: Straße des 17. Juni 4, 04225 Taucha
    Anfahrt: Tram Linie 3, Haltestelle Otto-Schmidt-Straße;
    S-Bahn Linie 4 Richtung Eilenburg/Hoyerswerda, Ausstieg Taucha Bahn­hof;
    Bus Linie 197 (von Hbf Ostseite)

    Fotos: gm

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