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  • Wie Solidarität in Leipzig zu Corona-Zeiten aussieht

    Menschen aus der Risikogruppe sind in der Coronakrise besonders auf die Unterstützung anderer angewiesen. Was wird für Betroffene getan und welche Projekte sind entstanden?

    Als Reaktion auf die aktuellen Umstände sind in Leipzig verschiedene Initiativen entstanden, die sich solidarisch für betroffene Menschen engagieren. So wird auf Twitter mit dem Hashtag #Gabenzaun eine Aktion in Connewitz beworben, bei der Anwohner*innen Lebensmittel und Sachspenden in Tüten verpackt an einen Zaun hängen, um Obdachlose zu versorgen. Inzwischen sind in Leipzig mehrere solcher Gabenzäune entstanden. Derweil ist die linke Gruppe Solidarischer Westen in der Nachbarschaftshilfe aktiv: „Wir wollen ein Netzwerk in der Nachbarschaft aufbauen, in dem sich Menschen solidarisch unterstützen und auch an diejenigen gedacht wird, die sowieso marginalisiert sind“. In diesem Zusammenhang möchte die Gruppe politische Forderungen stellen und Menschen unterstützen, die durch die Krise arbeitslos geworden sind. Zu diesem Zweck hat sie eine Struktur geschaffen: „Wir vermitteln über eine Datenbank die Hilfesuchenden mit Helfenden. Unser Gedanke war, dass die soziale Distanzierung nicht zu einer sozialen Isolierung auf Kosten bestimmter Gruppen führen sollte.“ Wer Lust hat, mitzumachen oder sich selbst als Helfer*in zu engagieren, könne sich über die Website einfach mit dem Team in Verbindung setzen.

    Johanna Mau ist Ärztin in Weiterbildung. „Nebenbei bin ich aktives Mitglied im Verein Poliklinik – Solidarisches Gesundheitszentrum Leipzig. Unser Ziel ist es, eine interdisziplinäre Gesundheitsversorgung im Stadtteil zu schaffen, wo nicht die rein ärztliche Behandlung im Mittelpunkt steht.“ In Zeiten von Corona ist der reguläre Betrieb der Poliklinik ausgesetzt. Die Mitglieder organisieren sich, um bedürftigen Menschen aus der Nachbarschaft beizustehen. „Wir haben ein Nachbarschaftstelefon initiiert, bei dem sich Menschen in Not melden können, wenn sie Fragen haben oder Einkaufsunterstützung brauchen. Darüber hinaus haben wir die Ausgangsbeschränkungen in einfache und diverse andere Sprachen übersetzt und online verbreitet.“ Unterstützung wird von der Poliklinik in diesen Zeiten gern angenommen. Dazu können Helfer*innen einfach die Nummer des Infotelefons (+49 157 32489670) wählen, wenn sie in Schönefeld oder Umgebung Menschen unterstützen wollen.

    Die Stiftung Ecken wecken engagiert sich ebenfalls und hat mit der Corona-Hilfe ein stadtweites Netz zur nachbarschaftlichen Unterstützung in der Corona-Krise geschaffen. Thorsten Mehnert, Vorstand der Stiftung erklärt: „Wir wollen dazu beitragen, dass die Stadt Leipzig sich zu einem immer lebenswerteren, lebendigeren und umweltfreundlicheren Lebensraum entwickelt.“  Aktuell fokussiert die Stiftung ihre Arbeit vor allem auf die Corona-Hilfe. „Wir haben gesehen, dass bald Unterstützungsbedarf entstehen wird und wir haben die technischen Möglichkeiten, um das zu organisieren. Unterstützer*innen können sich gern bei uns eintragen. Besonders in Außengebieten der Stadt gibt es noch Bedarf.“ Die Stiftung setzt bei Ihrem Engagement auf Technologie. „In der Wirtschaftswelt nennt man das Customer-Relationship-Management. Das ist im Prinzip eine sehr komfortable Kontaktdatenverwaltung.“

    Seitdem das Virus Ende Januar Deutschland erreicht hat, hat es sich mit rasanter Geschwindigkeit ausgebreitet. Am 11. Mai betrug die Fallzahl laut dem Robert-Koch-Institut 169.575, Tendenz steigend. Es gibt Menschen, die die Krise aus verschiedenen Gründen emotional besonders belastet. Daher hat die Poliklinik auf ihrer Website eine Liste bereitgestellt, welche „Beschäftigungstipps sowie Informationen und Kontaktdaten für Menschen in Krisensituationen oder bei psychischer Belastung“ bereithält, so Johanna Mau.

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