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    Während die politische Situation in Deutschland zusehend kritischer wird und die antifreiheitlichen Kräfte Morgenluft wittern, sitzen die meisten nur rum und schauen zu, findet Redakteur Dennis.

    Was für eine Zeit um am Leben zu sein! Du kannst gerade live dabei zuschauen, wie Rechtsextremisten und Nazis marodierend durch deutsche Städte ziehen, gemeinsam mit selbsternannten Patrioten und Grundgesetznichtkennern Journalisten und Polizisten verdreschen und der dazugehörige Brandbeschleuniger in Form einer Partei der Faktenverweigerer im Bundestag gegen alles und jeden   pöbelnd den Umsturz des Systems fordert. Währenddessen stellen sich Politiker der Regierung vor die Kameras und üben sich in kollektiver Verwunderung darüber, dass das Feuer, das man jahrelang gleichgültig hat lodern lassen, nun langsam heiß wird oder machen gleich Merkel für alles verantwortlich. Egal ob im Fernsehen, im Netz oder eben auf den Straßen meiner Heimatstadt Chemnitz. Überall Wut, Frustration, unüberwindbare Gräben und schockierte Bürger wie du, die sich Fragen, wie es denn nur so weit kommen konnte, warum immer wieder Sachsen und warum  niemand etwas dagegen tut.

    Das ist im Angesicht der gegebenen Situation auch vollkommen verständlich. Mit der freiheitlichen Demokratie ist es wie mit Luft. Erst wenn sie dünn wird, wirst du dir über ihre Vergänglichkeit bewusst. Doch weißt du eigentlich, warum wir mit diesen semi-optimalen Umständen überhaupt konfrontiert sind? Nun, weil Politik nun mal von genau jenen Leuten gemacht wird, die sie eben machen. Jene Leute, die sich nicht zu schade sind, einen Totschlag für ihre Zwecke zu instrumentalisieren, ihre eigene Anhängerschaft fast schon zum fremdschämen für dumm verkaufen oder sofort hunderte Leute auf die Straßen mobilisiert bekommen, um „den alten Kampf“ wieder aufzunehmen. Und das alles, während du von deinem Altbau-WG-Zimmer aus pessimistische Tweets raushaust.

    Politik ist eben keine Dienstleistung, sondern kann von dir genauso mitgestaltet werden, wie von den Typen im Anzug, die immer im Fernsehen sind, oder eben von den Bierzeltpatrioten mit Faktenresistenz. Natürlich sind mir auch die Gegenargumente wie „das ist blöd“, „sinnlos“ oder „keine Lust“ bekannt, nur ist die entsprechende Konsequenz – wie du gerade siehst – noch viel blöder.

    Aber ich bin mir sicher, dass dir die Problematik nun bewusst geworden ist und das Konzert von Kraftklub, Marteria und so weiter in Chemnitz hat dir auch gut gefallen. Nur reicht das leider nicht, da politisches Engagement nur zielführend ist, wenn es nachhaltig geschieht. Es ist dabei egal, ob du einer Partei, einer ihrer Vorfeldorganisationen, Hochschulgruppe, oder Initiative beitrittst, oder einfach nur den Diskus mit anderen suchst und extremistische Äußerungen nicht im Raum stehen lässt. Denn du siehst ja, wie eine kleine Menge von Leuten es geschafft hat, durch ordentlich Krawall, Heuchelei, soziale Netzwerke und den klassichen Medien, über eine geschickte Ausnutzung von Aufmerksamkeitsökonomie, den öffentlichen Diskurs komplett für sich zu vereinnahmen und unsere Gesellschaft zu destabilisieren .

    Es ist auch dein Land und es sind unsere gemeinsamen Werte, wie Freiheit, Demokratie, Gewaltenteilung, und Humanismus die es nun zu verteidigen gilt. Also, tu was!

     

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