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  • Schnätze fangen im Palmengarten

    In Leipzig wird Quidditch auf hohem Niveau gespielt.

    Drei große Ringe stehen auf jeder Seite im Leipziger Palmengarten. Etwas weniger hoch als man es vielleicht aus den Harry-Potter-Filmen kennt, aber die Ähnlichkeit ist unbestreitbar. Auf das Signal „Brooms Up“ machen sich die Spieler bereit, jeder auf seiner Position: Treiber, Jäger und Hüter greifen zu ihren Besen und rennen mit dem Pfiff zur Mitte des Feldes.
    Quidditch, „eine der schnellst­wachsenden Sportarten der Welt“ (Deutscher Quidditch-Bund), ist nun auch in Leipzig angekommen. Einigen physikalischen Unmöglichkeiten sind die feinen Unterschiede zum Original aus den Büchern geschuldet, aber ansonsten kommt der Sport dem Vorbild schon sehr nahe. Es werden keine richtigen Besen verwendet, weil die Verletzungsgefahr zu groß sei. Klatscher (die Bälle, die die Spieler von ihren Besen herunterwerfen) fliegen nicht von alleine, sondern müssen manuell durch die Luft befördert werden. Der Schnatz – der nur 30 statt 150 Punkte bringt – ist eine Person, die an einer speziellen Schnatz-Hose einen Ball befestigt hat, der von den Suchern ergattert werden muss.
    Wer jetzt meint, dass die Spieler einfach nur viele Bücher von J.K. Rowling gelesen haben und sich dann daraus eine Art Fantasiesport, der mal so, mal so gespielt wird, ausgedacht haben, hat weit gefehlt. Es gibt offizielle Quidditch-Regeln, sogar eine Quidditch-Weltmeisterschaft. Um diese durch­dachte Reglementierung zu erläutern, nehme man als Beispiel den Schnatz (engl. Snitch). Dieser muss natürlich vollkommen unparteiisch sein, da beide Teams nach dem Schnatz suchen und das Spiel vorbei ist, sobald dieser gefangen wurde. Bei offiziellen Turnieren werden ausgebildete Schnätze gestellt und nach dem Fang wird geprüft, „ob der Snitch-Catch gut oder nicht gut war, das entscheiden dann der Schnatz, der Snitch-Ref und der Head-Ref gemeinsam.“, meint Emely, die von Anfang an beim Leipziger Quidditch-Team, den „Looping Lux“, dabei war.
    Entstanden ist das erste professionelle Leipziger Quidditch-Team aus dem Uni-Chor. „Wir haben Quidditch mal auf einer Chor-Freizeit gespielt, wir wissen alle nicht mehr, wie wir darauf gekommen sind. Aber das war dann so geil, dass Leute immer noch Jahre danach davon geredet haben.“ Es ging eigentlich darum, das Uni­-Orchester zu einem großen Quidditch-Match herauszufordern. Das Orchester-Team ist nie zum Spiel gekommen, dafür aber immer mehr Leute zum Training der Chor-Mannschaft. „Alles hat sich dann ziemlich verselbstständigt“, erklärt Emely.
    Deutschlandweit erfreut sich Quidditch einer immer größeren Beliebtheit. Die Anzahl der offiziell angemeldeten Teams hat sich innerhalb des letzten Jahres mehr als verdreifacht. Die „Looping Lux“ sind an vorderster Stelle mit dabei: Bei einem Turnier im August, hat die Leipziger Mannschaft den zweiten Platz gemacht. Wir sind gespannt, wann es für die Luchse bei der deutschen Meisterschaft „Brooms Up“ heißt. Bis dahin ist jeder Interessierte eingeladen zum Training im Palmengarten zu kommen und seine taktischen Fähigkeiten und Fitness unter Beweis zu stellen. Die Zukunft des Quidditch in Leipzig ist ebenso goldglänzend wie ein kleiner flatternder Schnatz über Hogwarts.

    Das Training findet jeden Sonntag um 17 oder 18 Uhr auf der flachen Wiese im Palmengarten (gegenüber vom Richard-Wagner Hain) statt.

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